Als das allererste TrackMania im Jahr 2004 auf den Markt kam, hatten wahrscheinlich nicht allzu viele Rennspieler den Titel auf ihrer Rechnung. Doch inzwischen hat sich rund um die innovative Spielidee eine große und noch dazu sehr lebhafte Community gebildet. Um eben diese mit ausreichend Nachschub versorgen zu können, schickt Entwickler Nadeo nun mit TrackMania United den inzwischen sechsten Ableger des Franchises ins Rennen.
Streng genommen gibt es in der TrackMania-Historie lediglich zwei Vollpreisspiele im klassischen Sinne. Nämlichen das Ur-TrackMania und dessen Nachfolger TrackMania Sunrise. Zu Letzterem produzierten die Entwickler noch das Add-On TrackMania Sunrise Extreme, wohingegen mit TrackMania Original lediglich eine aufpolierte Version des ursprünglichen Spieles folgte. Bei dem kostenlosen TrackMania Nations handelte es sich dagegen um eine Version die ausschließlich für eSport-Zwecke entwickelt wurde.
Nun erscheint mit TrackMania United ein Spiel, mit dem, wie der Name bereits vermuten lässt, das Beste aller Episoden vereint werden soll. Sozusagen ein "Best Of"-TrackMania.
Standortbestimmung
Für alle die TrackMania nicht kennen oder bisher noch nicht gespielt haben, wollen wir das Spielprinzip möglichst kurz auf den Punkt bringen. Denn genau genommen ist TrackMania ein Rennspiel im reinsten Sinn. Im Fokus stehen nicht etwa aufwendige Simulationen von Fahrwerkskomponenten, Physik oder etwa Schadensmodell, sondern ganz einfach nur der Wettlauf gegen die Zeit. Das soll allerdings keinesfalls bedeuten, dass es ein einfaches Spiel wäre. Die gesamte Reihe folgt der klassischen Arcade-Devise "Easy to learn, hart to master". Grund für dieses tiefe Potenzial sind die Strecken des Spiels.
Die Stars sind die Strecken
Denn die Kurse sind weit von dem entfernt was man in herkömmlichen Rennspielen so geboten bekommt. Am ehesten kann man die Pisten wohl mit einer Carrera-Bahn vergleichen. Es geht rauf und runter. Lange Geraden, enge Schikanen, riesige Steilkurven, Brücken oder Unterführungen, waghalsige Loopings und sogar absolut vertikal verlaufende Streckenabschnitte ergeben in Kombination ohne Zweifel die definitiv abgefahrensten Rennstrecken der Videospielwelt. Wie wichtig die Strecken für das Spiel sind, unterstreicht auch die Tatsache, dass es eigentlich keine anderen Wagen in einem Rennen gibt. Es gibt also nur euch, die Strecke und die Zeit als einzigen Gegner. 
Allerdings ist das zugegebenermaßen nur die halbe Wahrheit. Denn es sind schon andere Wagen auf dem Bildschirm zu sehen, doch handelt es sich bei denen lediglich um, wenn man so will, Geister-Fahrzeuge, deren einziger Zweck darin besteht, die zu schlagende Bestzeit zu visualisieren. Im Klartext bedeutet das: In TrackMania gibt es keinerlei Kollisionsabfrage, sodass man also getrost durch die anderen Wagen, die sich auf der Strecke befinden, hindurch fahren. Um so mehr kann man sich dann dafür aber auch darauf konzentrieren, die wunderschönen Landschaften zu genießen. Von denen hat TrackMania United, mit dem Stadium-, Desert-, Rallye-, Bay-, Coast-, Isle- und Snow-Level insgesamt sieben Stück zur Auswahl. Für Abwechslung ist demnach gesorgt.
Garagen-Geflüster
Darüber hinaus geht geht TrackMania bezüglich der Fahrzeugauswahl seinen ganz eigenen Weg. Im Gegensatz zu herkömmlichen Rennspielen gibt es keinerlei freie Möglichkeit sich einen Wagen auszusuchen - ganz im Gegenteil. Das Spiel schreibt einem in jedem Rennen vor, mit welchem Auto dieses bewältigt werden muss. Das macht aus Gründen der Vergleichbarkeit durchaus Sinn. Dennoch, dass es insgesamt nur 7 unterschiedliche Wagen im Spiel gibt, nämlich für jede Streckenumgebung einen, ist schon irgendwie ärmlich. Ein bisschen mehr Auswahl hätte es schon sein dürfen, doch immerhin kann man dafür die Lackierung seines Vehikel sehr frei anpassen. 
Es stehen jede Menge Farben, Aufkleber und Effekte zur Auswahl, die ganz individuell auf der Karosserie verteilt werden wollen. So wird der Wagen zum ganz eigenen Erkennungsmerkmal. Doch nicht nur optisch unterscheiden sich die Wagen voneinander. Auch in Sachen Fahrverhalten hat jeder der Wagen seinen eigenen Charakter. Während die Stadionrennen im Monoposto-Stil quasi auf dem Asphalt kleben, drohen die Muscle Cars in zu eng gefahrenen Kurven schon einmal umzukippen und durcheilen diese dann stilecht auf zwei Rädern. Nichtsdestotrotz bleibt das alles absolut auf der Arcade-Ebene und erweckt niemals auch nur den Hauch einer Simulation und das ist gut so.
Drive or Die
Wie seine Vorgänger ist auch TrackMania United einmal wieder nichts für Ungeduldige. Das ultimative Arcade-Spielerlebnis zieht leider auch "Trial and Error"-Gameplay par Excellence nach sich. In der Regel sind absolut perfekte Linienwahl von Nöten, um die Zeitvorgaben zu knacken. Für das Aufschnüffeln dieser Ideallinie gehen schon mindestens die ersten fünf Versuche drauf. Dank der größtenteils irrwitzigen Streckenführung, scheint die Skala aber nach oben offen. Erschwerend hinzu kommt, dass meist der erste Fehler tödlich ist. Und so findet man sich im Kampagnen-Modus dauerhaft auf die "Entf"-Taste hämmernd wieder, die das Rennen, Gott sei Dank, sofort und ohne unnötige Ladezeiten neu startet. 
Um etwas Abwechslung in das bunte Treiben zu bringen, gibt es nicht nur die unglaublichsten Streckenführungen, sondern neben dem üblichen "Zeitfahren" auch noch zwei weitere Varianten des Spiels. Die Erste davon ist der so genannte Puzzle-Modus. Bei diesem kommt es zunächst nicht auf euer fahrerisches Geschick, sondern auf Logik und Kreativität an. Das Spiel gibt euch nämlich eine Anzahl von Streckenbausteinen vor, aus denen ihr mit Hilfe des leistungsstarken Editors eine eigene Etappe kreieren müsst. Anschließend gilt es dann auf dieser Strecke das Zeitlimit zu schlagen. Ihr habt euer Glück also selbst in der Hand.
Die zweite Modifikation des Grundprinzips stellt der Plattform-Modus dar. Im Unterschied zu den normalen TrackMania-Kursen sind diese Strecken vollgestopft mit allerhand Rampen und tückischen Fallen. So tauchen zum Beispiel plötzliche Löcher in der Fahrbandecke auf, die es entweder zu umfahren oder aber genau zu treffen gilt. Was zunächst nach einem Ding der Unmöglichkeit klingt, wird durch einen cleveren Kniff in der Steuerung zur ultimativen Herausforderung. Denn im Plattform-Modus kann man gegen alle Gesetze der Physik die Sprungweite in der Flugphase per Pfeiltasten anpassen. Ein garantiert einmaliges Spielgefühl.
Buntes Treiben
In Sachen Technik kann TrackMania seit jeher auf gute Gene zurückgreifen, denn schließlich entsteht in den französischen Studios von Nadeo auch die populäre Segelsport-Simulation Virtual Skipper. Wie sein Schwesterprojekt beeindruckt auch TrackMania mit einer atemberaubenden Optik. Egal, ob man sich an den zahlreichen Effekten, wie Environment Mapping, volumetrischen Schatten, spiegelnden Häuserscheiben, reflektierenden und realistisch verzerrenden Wasseroberflächen, um nur einige zu nennen, ergötzt oder einfach nur den knalligen und farbenfrohen Look genießt, die Grafik von TrackMania United stellt nahezu jeden Spielertyp zufrieden. Insbesondere, wenn man die Geschwindigkeit in Betracht zieht, mit welcher das Spiel über den Bildschirm flackert. 
TrackMania ist ohne Zweifel eines der schnellsten Rennspiele unserer Zeit, wobei der verwendete, relative dezente Unschärfefilter nur marginal dazu beiträgt. TrackMania ist einfach von Natur aus ein sauschnelles Spiel. Der Geschwindigkeitsrausch übertüncht dann gekonnt die ein oder andere kleine Schwachstelle, wie die bei näherem Hinsehen doch einigermaßen grobkörnigen Texturen, sowie den Verzicht auf einige State of the Art-Effekte, wie Normal Mapping. Fast schon selbstverständlich sind sehr hohe Polygonraten, sowohl auf Fahrzeug als auch auf Streckenebene. Alles wirkt sehr ordentlich detailliert, auch wenn die Strecken ihren Baukastencharme natürlich einfach nicht verstecken können.
Gelungene Motorengeräusche
Kommen wir zum Sound, der sich leider wie ein zweischneidiges Schwert darstellt. Auf der einen Seite sind da die erstaunlich gelungenen Motorengeräusche. Die Maschinen klingen allesamt kernig und richtig erwachsen. Außerdem hat jedes der im Spiel enthaltenen Vehikel einen eigenständigen, stimmigen und passenden Sound. Ebenso gefällig ist das andauernde Reifenquietschen während der endlosen Driftarien. Im krassen Gegensatz dazu stehen jedoch die Menü-Sounds und Hintergrundmusik. 
Zoom Während die Musik zwar nur aus einigen lieblosen Samples besteht, aber immerhin jeweils zur Umgebung passend gestaltet wurde, besitzen die Menüklänge den zweifelhaften Glanz eines Handy-Klingeltones der ersten Stunde und sind damit wahrlich nahezu ungenießbar. Da haben andere Spiele, wie zum Beispiel GTR 2, welches ebenfalls auf einen selbst komponierten Soundtrack zurückgreift, deutlich mehr zu bieten, zumal TrackMania United noch nicht einmal die Möglichkeit bereitstellt, eigene MP3-Dateien ins Spiel einzubinden, was inzwischen bereits genreübergreifend zum guten Ton gehört.
Eine große Familie
Allein daheim entfaltet TrackMania United allerdings nur einen Teil seines echten Spaß-Potenzials. Die eigentliche Bestimmung dieses Spiels liegt im Mehrspieler-Bereich, soviel wird sehr schnell klar. Die zwar etwas überfrachteten, aber dennoch sehr schnellen Menüs führen den Spieler in nur wenigen Sekunden auf einen der zahlreichen Online-Server. Dort warten zahlreiche Herausforderungen. Damit die meist nur wenige Sekunden langen Rennen nicht zu frustrierend werden, hat man auch online prinzipiell unendliche viele Chancen. TrackMania online ist sozusagen eine Art "Jamsession". Man hat einen bestimmten Zeitraum, beispielsweise ein paar Minuten, um den Kurs zu absolvieren. Wie im Solo-Modus kann man dabei jederzeit und sofort von vorne anfangen, bis die Uhr abgelaufen ist.
Neben diesem spannenden Onlineprinzip bietet TrackMania United aber noch viel, viel mehr für die Community. So kann man zum Beispiel seine Coppers, welche man durch Erfolge verdient, in offizielle Zeitrennen, deren Zeiten dann in Onlineranglisten gespeichert werden, investieren. Darüber hinaus bietet der umfangreiche Editor nahezu unendliche Möglichkeiten der Individualisierung. Natürlich kann man die so erstellten Strecken auch direkt per Internet spielen oder austauschen. Mindestens genauso praktisch ist auch der "TrackMania Link". Über dieses Menüfenster erhält man direkten und ständig aktualisierten Überblick über alle wichtigen Webseiten zum Spiel und findet so ultraschnell die neuesten Strecken. Prädikat besonders wertvoll.
Fazit:
Nadeo hat tatsächlich alles, was bisher den Namen TrackMania trug, in einem einzigem Spiel untergebracht. TrackMania United ist vollgestopft mit ebenso faszinierenden wie auch herausfordernden Aufgaben. Die sieben Umgebungen sorgen für reichlich optische Abwechslung und die Spielmodi, sowie das Spielprinzip und die Technik sind nach wie vor faszinierend, doch jetzt kommt der Knackpunkt.
Von "Best Of"-Platten diverser Musiker ist das Phänomen bereits bekannt. Ein "Best Of" bietet zwar das Beste, aber eben auch nur das, was man schon kennt. Und das heißt in diesem Fall: TrackMania United bietet all das, was seine Vorgänger beliebt und erfolgreich gemacht hat, aber eben auch nicht wirklich mehr. Von der neuen Stadion-Umgebung und den Web 2.0-Features einmal abgesehen, besteht der Mehrwert der Neuauflage streng genommen nur darin, den Inhalt aller bisherigen Spiele auf dem letzten technischen Stand zusammenzuführen.
Nichtsdestotrotz oder vielleicht auch gerade deswegen, werden TrackMania-Fans dieses Spiel wahrscheinlich lieben. Und das auch durchaus zurecht, denn TrackMania United ist wirklich ein sehr ausgereiftes Arcade-Rennspiel das vor allem mit den umfangreichen Online-Möglichkeiten punkten kann. Auf der anderen Seite dürfen Spieler die bisher einen Bogen um die TrackMania-Reihe gemacht haben ebenfalls bedenkenlos zugreifen, denn einen kompletteren Einstieg in die TrackMania-Welt gibt es derzeit nicht.
+ 25.02.2007 DS
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