Beim Anblick des Covers von Nitro Stunt Racing könnte man, aufgrund futuristischer Vehikel und der halsbrecherischen Streckenführung, welche darauf zu erkennen sind, der Annahme verfallen bei NSR würde es sich um direkte Konkurrenz für die bekannte TrackMania-Reihe handeln. Doch das wäre eine fatale Fehlinterpretation, auch wenn einige der Entwickler früher an TrackMania gearbeitet haben.
Halb Auto, halb Flugzeug
Wie schon erwähnt, hat man es in Nitro Stunt Racing mit recht futuristisch anmutenden Fahrzeugen zu tun. Die so genannten F-Jets sind Monoposti im klassischen Sinne mit dem Look tiefer gelegter Düsenjets und verfügen gleichzeitig über das eine oder andere praktische Gimmick. Passend zum Styling der Wagen kommt der obligatorische Boost im Jet-Triebwerkdesign daher. Doch das ist bei Weitem nicht das einzige Feature das an ein Luftverkehrsfahrzeug erinnert. Wie bei einem Flugzeug kann man die F-Jets nämlich auch noch kontrollieren, wenn sie keinen Kontakt mehr mit dem Boden haben.
Die Steuerung des Spiels erlaubt es euch in den Flugphasen, welche einem der mehreren Sprünge folgen, die Lage eures Vehikels zu beeinflussen. Wie bei einem Flugzeug, oder vergleichbar mit einem Motorrad, könnt ihr die die Gewichtsverlagerung verändern und so die Nase des Wagens herunter drücken oder hochziehen. Darüber hinaus bedient ihr alternativ zur Handbremse die Bremsklappen, welche euch das Abbauen von Geschwindigkeit auch in der Luft ermöglichen.
Sparprogramm
Nur damit jetzt kein falscher Eindruck aufkommt, NSR bleibt nach wie vor ein Rennspiel und hat nicht im Entferntesten etwas von einem Flugsimulator. Die beschriebenen Features stellen lediglich zusätzliche taktische Möglichkeiten bereit um die im Prinzip normalen Rundkurse zu meistern. Zugegeben, ganz normal sind die im Spiel enthaltenen Strecken vielleicht nicht gerade, aber von einem Abwechslungsreichtum eines TrackMania sind diese schon verdammt weit entfernt. Das liegt in erster Linie daran, dass es insgesamt nicht genug Auswahl gibt.
Nur drei Strecken sind selbst bei einer Preisgestaltung von ungefähr 15 Euro zu wenig. Da kann auch die Tatsache, dass sich die Kurse auch in umgekehrter Richtung befahren lassen nicht viel retten, schließlich darf man so etwas Anno 2007 getrost als Selbstverständlichkeit ablegen. Umso ärgerlicher wird diese Art der falschen Bescheidenheit, wenn man bedenkt, dass die vorhandenen Rundkurse gar nicht mal schlecht sind und viele interessante Elemente, wie Loopings und Steilkurven, enthalten, von denen man schlichtweg gerne viel mehr gesehen hätte. Doch so bleibt die Langzeitmotivation nahezu vollends auf der Strecke.
Auf die inneren Werte kommt es an 
Diesem kleinen Schock folgt glücklicherweise eine große Überraschung, sobald man im Cockpit Platz genommen hat. Im Vergleich zu TrackMania bietet Nitro Stunt Racing nämlich ein geradezu realistisches Handlingmodell. Während der Titel aus dem Hause Nadeo sich in Sachen Fahrverhalten sehr dezent gibt und somit eigentlich zu einer Art Reaktionstest verkommt, gilt es bei NSR sein Vehikel wirklich im Griff zu haben. Es gilt verschiedenste Phänomene der Fahrdynamik zu bewältigen. An erster Stelle wären da die bisweilen immensen Sprünge zu nennen. Bei den Landungen sieht man dank der offenen Radhäuser, wie die Federbeine authentisch aus- und einfedern.
Auch weder Unter- noch Übersteuern sind Fremdworte für NSR. Ganz im Gegenteil. Je nach F-Jet hat man mehr mit dem einen oder mit dem anderen zu kämpfen, sodass keine Langeweile aufkommen sollte. Wem das jedoch zuviel Herausforderung sein sollte, der darf alle Handling- und Balance-Probleme auch fein säuberlich, einzeln den diversen Fahrhilfen wie ABS oder ASR überlassen. Im Übrigen gibt es auch noch ein Schadensmodell, das ist jedoch weder optischer noch wirklich physikalischer Natur und äußert sich lediglich in läppischen Prozentzahlen im HUD. Wenn die aufgebraucht sind, ist das Rennen für euch vorbei.
Solide Grafik
Auch in grafischer Hinsicht sieht Nitro Stunt Racing gar nicht schlecht dar. Generell erstrahlt die Optik des Titels zwar durch die kräftigen Lackfarben der Vehikel eher in einer Art Comiclook, doch die objektive Qualität leidet darunter natürlich nicht. Vor allem die F-Jets wissen mit ordentlichen Polygonzahlen und nettem Environment Mapping zu gefallen. Die Reifen benutzen sogar Bump Mapping-Effekte, die zwar eher an Plastik-Spielzeug als an Gummi erinnern, aber immerhin. Außerdem sollte man nicht die gelungene Cockpit-Perspektive verschweigen.
Weniger schön hingegen sind der altbackene Lens-Flare-Effekt, der in diesem Fall obendrein noch wirklich hässlich geraten ist, sowie die unbelebten Tribünen auf denen das Publikum im wahrsten Sinne des Wortes einfach nur platt ist. Zudem wurden wir während der Testphase unfreiwillig Zeugen diverser Bugs. So startete unsere CD bei jedem Einlegen erneut das Setup, obwohl NSR längst installiert war und auch der eine oder andere Absturz trat auf. Ohnehin scheint der Titel etwas Optimierung nötig zu haben, da das Spiel selbst auf einem guten, aktuellen Mittelklassesystem bei moderater Bildqualität reichlich ruckelte.
Musik zum Abgewöhnen
Das Gefühl auf noch einen Bug gestoßen zu sein, beschleicht einen auch, wenn man zum ersten Mal die Hintergrundmusik im Spiel zu hören bekommt. Die Techno- oder Elektromelodien könnten auch direkt das Werk eines auf einem Keyboard wahllos herumdrückenden Kleinkindes sein. Ganz im Ernst, die Menü-Musik ist so unterhaltsam, wie das Piepen eines EKG-Gerätes im Krankenhaus. Etwas besser machen es da schon die restlichen Geräusche, die man im Spiel zu hören bekommt. Zwar ist auch hierunter nichts von überragender Qualität, doch wenigstens ist auch nichts nervtötendes dabei.
Wettrennen
Wenden wir uns nun den Mehrspieler-Möglichkeiten von NSR und damit einem weiteren Beweis dafür zu, dass der Umfang nicht zu den Stärken des Spiels gehört. Denn streng genommen gibt es einfach keine Multiplayer-Modi. Weder Splitscreen noch per LAN oder Online-Verbindung ist es möglich gegen menschliche Gegner anzutreten. Selbst der verheißungsvolle Menüpunkt "Duell" entpuppt sich als blanke Mogelnummer. Von Zweispieler-Modus auch hier keine Spur. Im Duell stellt ihr euch lediglich einem KI-gesteuerten Gegner, anstatt wie sonst mehreren. Dennoch gibt es eine Möglichkeit sich mit allen anderen NSR-Spielern zu messen. Zumindest indirekt, denn eine online geführte Rangliste kann jederzeit, allerdings manuell, ins Spiel geladen werden.
Fazit:
Wie schlägt sich Nitro Stunt Racing also nach alledem im Vergleich? Ist es ein voll konkurrenzfähiges Spiel oder sticht lediglich der Preis-Joker? Der Knackpunkt an NSR ist ohne wenn und aber der Umfang. Drei Strecken und nur vier Wagen sind einfach viel zu wenig, und zwar für jedes Spiel, gleich welcher Preiskategorie. Die restlichen Qualitäten bewegen sich größtenteils im soliden Durchschnitt.
Vor allem die nette Grafik und das unerwartet tiefgängige Fahrzeughandling gehen voll in Ordnung und machen durchaus Lust auf mehr. Doch mehr gibt es eben leider nicht. Da sich zu den genannten noch weitere Schwächen, wie etwa der katastrophale Soundtrack sowie die zahlreich vertretenen Fehler gesellen, verschenkt NSR noch mehr wertvolles Potenzial. Hier bleibt nur die Hoffnung auf einen Patch. So bleibt am Ende der günstige Budgetpreis als überwiegender Anreiz, vor allem für Gelegenheitsspieler. Wer dagegen auf der Suche nach einer TrackMania-Alternative ist, wird bei NSR jedoch nicht fündig.
+ 05.05.2007 DS
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