Im Gegensatz zu den Vorgängern Midtown Madness und der Fortsetzung Midtown Madness 2, welche seinerzeit für den PC erschienen, wird Teil drei der Midtown Madness-Reihe nur den Besitzern einer Xbox vorbehalten sein.
Ob das von Digital Illusions entwickelte und am 17. Juni 2003 exklusiv für Microsofts Spielekonsole erscheinende Game es letztendlich Wert ist, dass man sich nur deshalb eine Xbox zulegt, könnt ihr im nachfolgenden Interview beurteilen.
Andreas Roman, der leitende Entwickler von MM3, sprach mit unseren Kollegen vom Online-Magazin "HTB" ausführlich über die Features, Verbesserungen und Besonderheiten von Midtown Madness 3.
Frage: Wird es möglich sein wie in MM1 zwischen Arcade- und Simulations-Modus auszuwählen und kannst du uns etwas über die AI erzählen?
Andreas Roman: "In Midtown Madness 3 wird es keine Möglichkeit zwischen den beiden aufgezählten Modi auswählen zu können geben. Dafür haben wir verschiedene AIs im Spiel. Im Spielmodus Checkpoint-Rennen sind die Computergegner eine ziemlich harte Nuss. Allerdings ist es für den Spieler zu Beginn kein Problem die vom Computer gesteuerten Fahrzeuge zu besiegen, wenngleich es diese einem auch nicht zu einfach machen. Im Spielverlauf steigt der Schwierigkeitsgrad kontinuierlich und passt sich an. Wenn man zum Beispiel einen schnellen Sportwagen wie die Corvette wählt, dann wird die AI ein Auto aussuchen welches ebenbürtig ist."
"In den einfachsten Leveln kann es bei der Auswahl eines schnellen Autos aber ziemlich herausfordernd sein. Die Leistungsfähigkeit der AI wird durch verschiedene Dinge beeinflusst. Wir haben sie so eingestellt, dass sie in den ersten Rennen noch keine große Hürde darstellt, doch wie sich die Computergegner letztendlich verhalten hängt ganz von der Auswahl des Autos durch den Spieler ab. Wenn man zu Beginn schon ein sehr schnelles Auto auswählt, dann kann es auch ziemlich leicht schwierig werden."
"Eine weitere Sache über die AI ist die, dass die Computergegner nicht perfekt sind und auch mit anderen Autos kollidieren, gegen eine Wand fahren, in den Fluss stürzen oder einfach mit anderen AI-Autos zusammenstoßen."
Frage: Werden die im Spiel enthaltenen Trucks auch Anhänger haben die sie hinter sich her ziehen?
Andreas Roman: "Zu Beginn hatten wir diese Idee, mussten sie aber leider wieder verwerfen. Wir hatten geplant den Anhänger mit einem eigenen Fahrphysikmodel auszustatten, doch schlussendlich konnten wir diese Sache nicht umsetzen."
Frage: Was passiert, wenn man in den Fluss stürzt?
Andreas Roman: "Wenn das passiert, dann wird man für ein paar Sekunden ab- und auftauchen, bevor man automatisch wieder an die Stelle gesetzt wird wo man von der Strasse abgekommen war. Das Spiel ist also nicht vorbei, wenn man ins Wasser gefahren ist."
Frage: Habt ihr irgendwelche Erweiterungen des Spiels bei den Städten geplant?
Andreas Roman: "Ja, haben wir. Es wird zusätzliche Rennen und Autos geben und Xbox Live!-User werden diese vom Midtown-Server herunterladen können."
Frage: Wie schaut es mit den Kameraperspektiven, aus denen man das Spiel verfolgt, aus?
Andreas Roman: "Wenn man über die Ziellinie gefahren ist, wird man sein Auto aus einer anderen Kameraperspektive sehen können. Wenn man einen Unfall hat und sich überschlägt, wechselt die Kameraperspektive und zeigt das Geschehen aus der Sicht einer dritten Person. Das ist ähnlich wie wir es schon in Rallisport eingesetzt haben. In "Work undercover" wird man die Szenen ebenfalls aus der Sicht einer dritten Person sehen."
Frage: Wird es in MM3 realistische Wettereffekte geben?
Andreas Roman: "In der Tat wird das Wetter besser sein als jetzt hier, denn wir haben Sonne, Regen und Schnee eingebaut. Ziemlich zu Beginn hatten wir noch Nebel als weitere Wetterbedingung, doch es unterschied sich nicht besonders vom Regen, weshalb wir es wieder entfernt haben. Und wir haben die Jahreszeiten integriert, wodurch man das Spiel noch besser anpassen kann."
Frage: Welche Bedeutung haben die Film-Szenen zwischen den verschiedenen Missionen in "Work undercover" und wie beeinflussen sie das Spiel?
Andreas Roman: "Nun, sie sind wirklich kurz, denn für uns ist Midtown einfach ein Rennspiel und kein Story-basiertes Spiel. Es kommt aufs Rennfahren an, weshalb die Szenen nicht länger als maximal 20 Sekunden sind. In dieser Zeit wird einem die Story erzählt. Die Szenen sind schon alle vorgerendert und zwischen den einzelnen Missionen auch kürzer (5 Sekunden) als wenn man die nächste Mission beginnt."
Frage: Kannst du uns verraten wie der Multiplayer-Modus bei der Xbox funktionieren wird und werden die Spieler mit ihren Konsolen selbst Spiele hosten können?
Andreas Roman: "Mit Xbox Live! hostet man das Spiel tatsächlich auf seiner eigenen Konsole, doch Microsoft stellt den Server zur Verfügung. Wenn man also ein Spiel selber hosten möchte und einen Xbox Live!-Account hat, dann gibt es auch kein Problem."
Frage: Wird man als Host des Spiels einige Parameter wie zum Beispiel die Länge des Rennens beeinflussen können?
Andreas Roman: "Derjenige der das Spiel hostet wird einige Dinge einstellen können, welche von der Art des Spiels, welches man ausgewählt hat, abhängen. Allerdings wird man nicht die Länge der Rennen ändern können. Es werden aber 5 bis 6 Parameter sein auf die man Einfluss nehmen kann. Zum Beispiel wird man auswählen können welche Autos erlaubt sind, wenn man mit wirklich schnellen Autos fahren will. Das bedeutet nicht, dass einige Spieler nicht willkommen sind, sondern es erscheint dann die Einblendung 'Supercars is the name of the game'."
"Für die verschiedenen Spielmodi gibt es auch verschiedene Parameter. Im Spielmodus Polizisten und Räuber, der in MM3 in 'Capture the Gold' umbenannt wurde, wird man das Gewicht des Goldes bestimmen können. Außerdem kann man die Kriterien einstellen, die erfüllt werden müssen, um zu gewinnen. Zum Beispiel kann man eine Anzahl an Punkten festlegen die man erreichen muss oder dass derjenige mit den meisten Punkten nach einer bestimmten Zeit gewinnt. Man wird in Teams oder jeder gegen jeden antreten können. Im Großen und Ganzen sind das die Möglichkeiten die man haben wird. Man kann zwar nicht die Eigenschaften der Autos verändern aber eben die Faktoren die sich auf die Spielbarkeit auswirken."
Frage: Und wie viele Spieler können in einem Multiplayer-Spiel in MM3 gleichzeitig spielen?
Andreas Roman: "8 Spieler."
Frage: Was ist mit Power-Ups?
Andreas Roman: "Hierzu muss ich sagen, dass wir selbst nie gesagt haben, dass Power-Ups das Spiel aufwerten. Wir sind ganz einfach mehrere Male missverstanden worden. Es wird also leider keine Power-Ups geben. Wir hatten schon vor diese zu integrieren, doch aus verschiedenen Gründen haben wir das dann nicht umsetzen können."
"Allerdings wird man sein Auto umlackieren können, wenn man dieses Goodie, welches zusammen mit weiteren, über die ich jedoch nichts verrate, in der Stadt, wo es versteckt ist, findet. Diese Goodies machen wirklich Spaß, besonders im Multiplayer-Modus, doch es sind keine Power-Ups im klassischen Sinn. Man wird aber diese Goodies auch freischalten können wenn man nicht im Multiplayer-Modus antritt. Unser Ziel war es, dass der Multiplayer-Modus ziemlich zugänglich ist, weshalb man auch im Einzelspielermodus nicht alle Rennen gewonnen haben muss, bevor man mit den Supercars im Multiplayer-Modus fahren kann."
Frage: Was war während der Entwicklung am schwierigsten oder hat am meisten Probleme bereitet?
Andreas Roman: "Eigentlich fast alles, denn in MM3 gibt es eine Vielzahl neuer Sachen. Dinge die wir noch nie zuvor getan hatten. Beispielsweise hatten wir noch nie eine so umfangreiche und große Spielwelt in einem Game. Und die AI ist auch ziemlich komplex, was zunächst etwas schwierig war. Die Fahrphysik ist auch viel fortschrittlicher. Wir mussten zwar verschiedene Dinge verändern, doch das war auch lehrreich für uns."
Frage: Habt ihr euch während der Entwicklung an anderen Spielen orientiert und die Wünsche der Community versucht umzusetzen?
Andreas Roman: "Wir haben uns die beiden Midtown Madness-Spiele angesehen. Beim Multiplayer-Modus haben wir uns mehr an MM2 und beim Einzelspielermodus mehr an MM1 orientiert. Welchen der beiden Vorgänger von MM3 man nun mehr mag ist schlussendlich aber eine ziemlich individuelle Sache. Ich mag MM1 mehr, weil es sich einfach besser als MM2 spielt. Die Stadt ist besser und das Spiel hat das gewisse etwas, was in einer Fortsetzung nicht unbedingt zu finden ist. Wir haben uns aber beide Spiele ziemlich oft angesehen und uns natürlich auch umgehört was sich die Community wünscht. Deshalb haben wir beispielsweise den Spielmodus Polizisten und Räuber, der in MM3 'Capture the Gold' heißt, nicht verändert. Wir haben ihn weitgehend so gelassen wie er in MM2 war, denn so wollten ihn die Spieler."
Frage: Habt ihr euch die Spiele der Konkurrenz angesehen, als ihr MM3 entwickelt habt, um dort vielleicht etwas abzuschauen?
Andreas Roman: "Wir schauen uns alle Spiele die herauskommen an. Es gibt aber keinen Titel der es mit Midtown aufnehmen kann. GTA 3 ist ein komplett anderes Spiel, denn es ist kein Rennspiel. Driver 2, welches wir uns zu Beginn der Entwicklung anschauten, ist ebenfalls nicht wirklich ein Rennspiel. Die Spiele die auf Midtowns Idee basieren, wie zum Beispiel Midnight Club, hatten vom Konzept her nichts Neues zu bieten. Deshalb hat uns meiner Meinung nach auch keines dieser anderen Spiele unter Druck gesetzt. Es hat ganz einfach keine Rennspiele mit neuen, aufregenden Features, in der man in einer Stadt fährt, gegeben. Natürlich gab es ein paar Spiele in der man in einer Stadt herumfährt und viele lustige Sachen anstellen kann, doch dabei handelte es sich um ganz andere Spiele."
Frage: Also seht ihr kein anderes Rennspiel welches MM3 gefährlich werden könnte?
Andreas Roman: "Ich denke, dass Midnight Club 2 ziemlich interessant werden könnte. Auf jeden Fall wird es spannend werden, zu sehen, mit was sie rauskommen. Als Wreckless erschien haben wir den Atem angehalten, jedoch nur bis wir es dann das erste Mal selbst gespielt haben. Ich sehe aber keinen Midtown-"Killer" der demnächst herauskommen wird."
Frage: Zum Abschluss noch eine Frage zur Veröffentlichung von Midtown Madness 3, welche sich ja verzögert hat. Kurz und knapp: Warum?
Andreas Roman: "Gute Frage. Wir haben die Situation einfach etwas falsch eingeschätzt und einige Dinge haben mehr Zeit in Anspruch genommen als wir zunächst dachten. Wir haben aber auch jede Menge an Technologie benutzt mit der wir noch nie zuvor gearbeitet hatten. Allerdings ist es auch mehr als fair, zu sagen, dass die Entwicklungsdauer von MM3 auch nicht übermäßig länger gedauert hat."
+ 11.03.2003 MK
