Spieletest: SBK-07 - Gut Ding will Weile haben

In den 1990er Jahren lieferte Milestone mit seinen Spielen zur Superbike-WM wahre Referenztitel im Bereich der Motorradrennspiele. Nach langer Abstinenz in diesem Sub-Genre, wollen die Italiener nun wieder an die alten Erfolge anknüpfen und widmen sich abermals der Superbike World Championship. Unser Testbericht klärt, wie das Comeback ausfällt.

Spieletest: SBK-07 - Gut Ding will Weile habenEs war einmal in den späten 1990er Jahren. Zu jener Zeit fristeten Motorradrennspiele noch ein ziemliches Schattendasein. Doch ein kleiner, tapferer Entwickler aus dem fernen Italien machte sich auf das zu ändern. Die Rede ist von Milestone, welche um die Jahrtausendwende verantwortlich für die unter der Flagge von EA Sports erschienenen Superbike WM-Spiele zeichneten. Obwohl die Spiele ziemlich gute Bewertungen abräumten und eine große Fanbasis aufbauen konnten war nach zwei Jahren schon wieder Schluss. Für gut sieben Jahre sollte das Kapitel Superbike-Weltmeisterschaft von der Videospielbildfläche verschwinden.

Lange hat sich Milestone mit anderen Rennspielen, wie S.C.A.R. und Evolution GT beschäftigt. Zuletzt kam schon mit Super-Bikes Riding Challenge das Comeback für die Zweiräder und es verdichteten sich die Anzeichen nach einem neuen SBK. Nun schlägt das Team tatsächlich das für viele schon längst abgeschlossene Kapitel erneut auf und präsentiert, zunächst für PlayStation 2 und PlayStation Portable, später dann auch für PC und Xbox 360, mit SBK-07 den neuesten Sprössling der antritt um an die glorreichen Zeiten anzuknüpfen.

Welttournee

Seinerzeit sorgte noch Branchenprimus EA für die Finanzierung der kostspieligen Superbike-Lizenz, doch auch mit Black Bean Games, dem Publisher des aktuellen Spiels, konnte Milestone sich die umfangreichen Rechte sichern. Damit bringt euch SBK-07 den exklusiven Genuss aller 11 offiziellen Rennstrecken, aller echten Rennteams und aller 22 Fahrer unter denen sich so bekannte Zweiradakrobaten wie Troy Bayliss, Max Biaggi oder Regis Laconi befinden. Auch auf das offizielle WM-Reglement muss keiner nicht verzichten. So verlaufen die Rennwochenenden, inklusive Superpole und zwei Rennen, ganz nach dem realen Vorbild, und auf der Strecke regieren Flaggen-Regeln und ein knallhartes Strafensystem.

Außerdem hält der Titel noch so einige Gimmicks bereit. So führt euch zum Beispiel ein flott geschnittenes Video mit realem Bildmaterial in jeden neuen Austragungsort ein und der praktische Highlight-Mechanismus zeigt euch nach Ablauf des Rennens automatisch nur die interessanten Szenen in der Wiederholung. Schmückendes Beiwerk obendrein sind die obligatorischen Grid-Girls als Ladescreen.

Vollprofi

Spieletest: SBK-07 - Gut Ding will Weile haben Um eines direkt klarzustellen. SBK-07 für die PlayStation 2 ist alles andere als ein einfaches Spiel. Tatsächlich muss man schon einige Stunden investieren, um das komplexe Fahrverhalten einigermaßen in den Griff zu bekommen, von den Gegnern ganz zu schweigen. Gleichzeitig ist SBK-07 aber keines dieser Spiele die versuchen durch einen hohen Schwierigkeitsgrad Realismus vorzugaukeln. Nein, SBK-07 ist wirklich so realistisch und eben deswegen auch entsprechend anspruchsvoll. Im Vergleich zum ohnehin schon ziemlich authentischen Vorgänger, Super-Bikes Riding Challenge, scheint man sämtliche Arcadereste endgültig entsorgt zu haben.

Was übrig bleibt ist nichts Geringeres als die vielleicht reinste und beste Fahrphysik, die ein Motorradrennspiel je zu bieten hatte. Die äußert sich zum Beispiel in den erschreckend langen Bremswegen, den nervösen Verhalten bei Bodenwellen und den sensiblen Reaktionen auf jeden Millimeter, den sich der Fahrerkörper und mit ihm der Schwerpunkt verlagert. Das alles ist wirklich ungemein realistisch gelungen. Zudem hat die Sitzposition des Fahrers gleich doppelten Einfluss auf das Fahrverhalten, denn neben dem Schwerpunkt beeinflusst sie natürlich auch die Aerodynamik erheblich. Wer sich auf der Geraden nicht hinter den Windschutz quetscht, verschenkt locker 20 bis 30 km/h.

Fingerspitzengefühl

Wie im realen Motorsport bedeutet auch bei SBK-07 Präzision alles. So darf man die Steuerung gelinde als sehr sensibel bezeichnen, wobei das keinen negativen Unterton verleihen soll, denn obwohl die ersten Spielstunden mit ziemlicher Sicherheit recht frustrierend ablaufen mögen, ist die Steuerung keinesfalls unfair. Diese reagiert einfach nur sehr genau auf das, was der Fahrer mit den Tasten anstellt und will dementsprechend feinfühlig behandelt werden, was nun einmal Übung erfordert.

Spieletest: SBK-07 - Gut Ding will Weile haben Zuerst einmal muss man für jeden Kurvenwinkel den richtigen Lenkeinschlag finden um nicht, wie eine Billardkugel, kreuz und quer über die Piste zu schießen. Untrennbar damit verbunden sind natürlich die Wahl des richtigen Einlenkzeitpunktes, ob man die Kurve außen, in der Mitte oder relativ weit innen anfährt und mit welcher Schräglage. Vorraussetzung für all das ist natürlich die richtige Kurvengeschwindigkeit. Wer zu schnell in die Kurve einbiegt, dem geht unweigerlich die Straße aus. Doch das Bike auf den richtigen Speed einzubremsen will ebenso gelernt sein.

Während das Vorderrad auf gerader Strecke relativ viel Grip bietet und somit größtenteils gutmütig reagiert ist, neigt das in der Bremsphase entlastete Hinterrad extrem schnell zum Blockieren. Wer hingegen zu spät dran ist und noch während des Lenkvorgangs voll auf der Vorderradbremse steht, rutscht rasant über selbiges ins Grüne. Aber das Tolle an SBK-07 ist, dass man immer eine Chance hat. Selbst ein beim Anbremsen aus 270 km/h ausbrechendes Hinterrad kann man, gute Reflexe vorausgesetzt, durch schnelles Lösen der Bremse und gezieltes Gegenlenken wieder einfangen. Das ist der wahre Ritt auf der sprichwörtlichen Kanonkugel.

Erste Hilfe

Um der geballten Simulationsflut von SBK-07 Herr zu werden, haben die Entwickler ihrem Spiel jede Menge Fahrhilfen mit auf den Weg gegeben. Nicht weniger als 15 verschiedene Parameter lassen sich über diese Funktionen einstellen, sodass jeder Spieler das Game auf seine individuellen Bedürfnisse anpassen kann. Damit ermöglicht es SBK-07 auch sich erst einmal Streckenkenntnis zu erfahren und sich anschließend Stück für Stück an das Limit heranzutasten indem man eine Fahrhilfe nach der anderen deaktiviert.

Spieletest: SBK-07 - Gut Ding will Weile haben Neben den üblichen Traktions- und Bremshilfen gibt es auch noch zum Beispiel die Möglichkeit den Bereich abseits des Asphalts mit mehr Grip auszustatten, die Kraft der Bremsen auf 125 Prozent beziehungsweise 150 Prozent zu erhöhen und die Gewichtsverlagerung des Fahrers automatisieren zu lassen. Wem die Herausforderung im Gegenteil dazu gar nicht groß genug sein kann, der darf natürlich auch gerne das reale SBK WM-Reglement oder die Zerbrechlichkeit seines Alter Egos einschalten.

Eine andere Art sich einen Vorteil zu verschaffen bietet dann noch das Setup-Menü in dem sich eine Hand voll Optionen schnell und unkompliziert einstellen lassen. Neben Reifenwahl und Fahrwerkshärte besteht übrigens auch die Möglichkeit Zusatzgewicht am Bike zu platzieren und damit den Schwerpunkt zu verändern.

Ohne Netz und doppelten Boden

Zerbrechlichkeit? Ja genau, denn in SBK-07 können nicht nur die Bikes fatale Folgen von Stürzen davontragen. Die Helden der Superbikes sind nicht aus Stahl und verletzen sich dementsprechend bei Crashes. Allerdings muss man wirklich sagen, dass beide Features, sowohl das Schadensmodell der Bikes, als auch jenes der Fahrer, eher halbherzig umgesetzt wurden. Optisch bleiben die heißen Öfen nämlich zu jeder Zeit unangetastet. Der Beschädigungsgrad lässt sich lediglich an einer kleinen Symbolleiste unterhalb des Tachos ablesen. Immerhin ist die Schadensphysik in der Lage zwischen Beeinträchtigungen an den Reifen, Fahrwerk, Bremsen und am Motor zu unterscheiden.

Erreichen die Symbole den roten Bereich, ist Ende im Gelände und das Rennen gelaufen. Noch simpler fällt die Physis der Fahrer aus. Wer dem Asphalt zu oft zu nahe kommt, für den ist das Rennen gelaufen. Echte, langwierige Verletzungen, die beispielsweise zum Pausieren einiger Rennen zwingen könnten, sucht man hingegen vergebens. Hier besteht noch jede Menge Entwicklungspotenzial.

Augen zu und durch

Bei der brillanten Leistung der Fahrphysik kann die Optik nicht ganz mithalten. Während Bikes und Fahrer noch wirklich sehr schön ausmodelliert sind, fehlt es in erster Linie den Strecken und Umgebungen an Details. Insgesamt gibt es sehr wenig abseits der Strecke zu sehen und das was man sieht ist in der Regel eckig und schwach texturiert. Auch die Zuschauer sind nur platte Flundern und somit alles andere als ein Blickfang. Hinzu kommen die teilweise massiven Bildqualitätsprobleme. Sowohl Kanten- als auch Texturflimmern sind nahezu allgegenwärtig und bisweilen störend auffällig. Hier hat SBK-07 sogar im Vergleich zu seinem Vorgänger Super-Bikes Riding Challenge Boden eingebüßt.

Spieletest: SBK-07 - Gut Ding will Weile haben Anscheinend sind das die Opfer die Milestone erbringen musste um das große Fahrerfeld von immerhin 22 verwegenen Haudegen auf den Bildschirm zu bekommen und das nahezu dauerhaft flüssig. Ruckler sind im Einzelspielermodus absolute Ausnahme. Dafür vermittelt die Darstellung allerdings auch relativ wenig Gefühl für die gefahrene Geschwindigkeit. Immer wieder muss man zum Tacho blicken, um den richtigen Kurvenspeed zu finden.

Als Entschädigung für diese zahlreichen Kompromisse darf man sich dafür aber an den vielfältigen, wahrhaft herausragenden Animationen der Rennfahrer ergötzen, an welchen Milestone sehr viel Feinarbeit geleistet hat. So verlagern die Biker nicht nur ihr Gewicht sehr geschmeidig über das Motorrad, sondern drehen beispielsweise beim Zurückblicken auch den Kopf, führen auf Knopfdruck amüsante Gesten aus und schalten jeden Gang authentisch mit dem Fuß durch. Beim Blick durch die Cockpit-Perspektive darf man zudem das beeindruckende Schauspiel der komplett interaktiven Hände bestaunen. Einfach nur grandios.

Schwarzes Loch

Spieletest: SBK-07 - Gut Ding will Weile haben Ein großes, leeres, schwarzes Loch offenbart sich dem Spieler jedoch, wenn er das Multiplayer-Menü des Titels aufruft. Das Thema Online- beziehungsweise Netzwerk-Mehrspielermodi dürfte damit für Milestone auf der alten Konsolengeneration endgültig durch sein, denn wie schon in den vorangegangenen Produktionen verzichten die Italiener gänzlich auf derartigen Möglichkeiten und verschenken damit wertvolles Potenzial. Gerade ein Spiel mit dem Anspruch eines SBK-07 wäre doch prädestiniert dafür, sich mit Fahrern gleichen Könnens aus aller Welt zu messen. Noch nicht einmal eine online geführte Bestzeitenliste gibt das Spiel her.

Stattdessen beharrt der Entwickler auf dem guten alten Splitscreen-Modus für zwei Spieler. Das an sich ist natürlich auch sehr löblich, schließlich ergibt sich so immer wieder die Möglichkeit zu einem schnellen Duell für zwischendurch. Umso besser ist sogar, dass neben den zwei Spielern auch noch sechs KI-Kollegen die Strecke beleben, doch freilich wird es nicht einfacher das ohnehin anspruchsvolle Spiel auf nur einer Hälfte des Bildschirms zu kontrollieren und zudem stören fiese Ruckler, vor allem wenn sich die beiden Duellanten zu nahe kommen, das Vergnügen.

Donnergrollen

Donnergrollen bekommt man in SBK-07 nicht nur zu hören wenn es regnet, denn die Superbikes bringen schon von Haus aus einen sehr aufdringlichen Sound mit. Der wurde auch im Großen und Ganzen sehr schön im Spiel umgesetzt, weil die Klangpalette der Sportgeräte vom tiefen Brummen bis hin zum Kreischen einer Kettensäge bei hohen Drehzahlen reicht. Einziger Makel hier ist, dass alle Bikes doch recht ähnlich klingen, wobei es vielleicht auch ein Schicksal der PlayStation 2-Hardware sein mag, die einfach nicht in der Lage ist genügend unterschiedliche Stimmen gleichzeitig auszugeben. Wenn das ganze Feld unterwegs ist, verschwimmt das Klangbild jedenfalls zum Charme einer freilich nicht minder klanggewaltigen Tsunami-Welle.

Fazit:

Ich muss zugeben, nach den ersten paar Runden mit SBK-07 habe ich den PS2-Controller wirklich wütend, auf Grund der Tatsache dass ich keine einzige sturzfreie Runde hinbekommen hatte, in die Ecke geschmissen und die Entwickler verflucht. Die Erleuchtung folgte erst, als ich mit dem indirekten Vorgänger, Super-Bikes Riding Challenge, zum Vergleich ein paar Runden drehte. SBRC war mit Sicherheit ein Spiel bei dem man den Eindruck hatte es sei schon recht nahe an der Realität. Großer Irrtum. Der Abstand zwischen der Fahrphysik von Super-Bikes Riding Challenge und SBK-07 ist gigantisch.

Und eben weil SBK-07 so realistisch ist, verlangt es einfach sehr viel vom Fahrer. Dadurch erhält das Spiel natürlich auch einen gewissen Schwierigkeitsgrad, doch genau dafür haben die Entwickler dem Spiel ja Fahrhilfen für alle nur erdenklichen Lebenslagen mitgegeben. Am meisten Spaß macht SBK-07 aber ohne all das. Vergesst die vielen verschiedenen Rennmodi, anderen Fahrer und Regeln. Alles was man in diesem Spiel braucht ist ein Bike, eine Strecke und den Zeitfahrmodus. Der Mensch und die Maschine unplugged, das ist die wahre Herausforderung. Es erfordert viel Schweiß, Tränen und Nerven aus Stahl, aber wer bereit ist das zu geben, erhält ein einmaliges Fahrerlebnis.

Wem kann man SBK-07 also empfehlen? Eigentlich allen, nur hart gesotten sollte man schon sein. Erfolge lassen einige Zeit auf sich warten. Hauptsächlich richtet sich der Titel mit seinem satten Anspruch aber natürlich an Realismus-verliebte Biker, Fans aus alten EA-Tagen und von Super-Bikes Riding Challenge. Kompromisse muss man vor allem bei der Technik machen, hier lassen die angekündigte PC- und Xbox 360-Version hoffen. Grafik-Fetischisten und Online-Spieler sollten daher vielleicht lieber noch auf diese beiden Spielfassungen warten, PS2-Besitzer dürfen hingegen schon jetzt zugreifen.



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