Die Geschichte wiederholt sich. Project Gotham Racing wurde seinerzeit als Rennspielzugpferd für Microsofts Konsolendebüt verpflichtet. Heute, gerade einmal drei Jahre später, ist die gesamte Spielebranche bereits in heller Aufruhe und erwartet sehnsüchtig die Next-Generation-Konsolen, allen voran Microsofts Xbox 360. Und wieder sind es die Entwickler von Bizarre Creations, welche mit ihrem Rennspiel Project Gotham Racing 3 die technische Leistungsfähigkeit der neuen Konsole eindrucksvoll demonstrieren. Getreu den hohen eigenen Ansprüchen soll mit Project Gotham Racing 3 nicht nur grafisch die neue Generation eingeleitet, sondern auch auf spielerischer Seite viel Neues geboten werden.
Alte Stärken
Trotz aller Next-Generation-Ambitionen verändert Bizarre am grundsätzlichen Spielprinzip und der Ausrichtung des Spiels aber zur Erleichterung aller Langzeitfans nichts. Auch der dritte Teil richtet sich eindeutig eher an Simulationsfreunde. Unterstützt wird diese Ausrichtung von zwei Features die auch schon im Original, PGR, vorhanden waren - Kudos und Schadensmodell. Wie schon in den ersten beiden PGR-Teilen, und deren inoffiziellem Vorgänger Metropolitan Street Racer, kommt es auch in PGR 3 nur bedingt auf Siege an. Mindestens ebenso wichtig ist Stil. Nur wer seinen Wagen vollkommen unter Kontrolle hat, kann stilvolle Drifts auf den Asphalt bringen und auf diese Weise Kudos ernten mit denen dann wiederum neue Edelkarossen freigeschaltet werden.
Von denen gibt es in PGR 3 immerhin 80, was allerdings immer noch etwas weniger sind als die circa 100 aus dem zweiten Teil. Wie im Vorgänger sind aber alle Wagen wieder von namhaften Herstellern wie Ferrari, Dodge und Lamborghini und verfügen zudem, Lizenz hin oder her, über ein verbessertes Schadensmodell. Was den Schaden angeht wird man sich allerdings in sofern beschränken, als dass die Autos auch nach noch so vielen Crashes immer noch fahrbar sein werden. Genauso echt wie die Wagen sind auch die Austragungsorte im Spiel. Seit jeher verlagert die Serie die Rennen in die atemberaubenden Kulissen bekannter Großstädte. Im dritten Teil werden das unter anderem New York, Tokio und das Zockerparadies Las Vegas sein.
Neue Freiheiten
Als Erweiterung zu diesen fast schon klassischen PGR-Bestandteilen gibt es Feintuning an allen Ecken und Enden. Ein gutes Beispiel hierfür ist die kleine aber bedeutende Änderung, dass man im Karrieremodus nicht mehr an bestimmte Fahrzeuge gebunden ist. Jeder Spieler kann nun jedes Rennen mit seinem Lieblingswagen bestreiten. Zu solchen Kleinigkeiten kommen zusätzlich nocj eine reihe neuer Features wie etwa GothamTV hinzu. GothamTV ist sozusagen das Tor zur PGR-Community. Hier könnt ihr euch alle Online-Rennen, die eurer besten Freunde ebenso wie die der weltbesten Fahrer, ansehen. Zudem meldet euch der Live-Newsticker jederzeit die Rekorde eurer Freunde, sodass ihr euch direkt revanchieren könnt.
Doch kleine Features machen noch kein Next-Gen-Spiel. Aus diesem Grund liefert Bizarre mit der so genannten ToolBox ziemlich innovatives Feature. Das Herz der Werkzeugkiste ist der Route Creator. Mit diesem könnt ihr in den Stadtplänen der Metropolen eure eigenen Streckenverläufe erstellen. Doch damit nicht genug. Ganz dem Grundsatz der Individualisierung folgend, wird man auch noch ganz eigenständig die Spielregeln verändern können um so seinen eigenen Spielmodus zu kreieren.
Intelligenzbestien
Dass Project Gotham Racing 3 ein Next-Gen-Spiel ist soll man vor allem auch an der KI der Gegner merken. Zu diesem Zweck lag besonderes Augenmerk darauf, dass die KI-Fahrer nicht so leicht von menschlichen Konkurrenten zu unterscheiden sind. Die neue KI reagiert deshalb auf verschiedene Rennsituationen anstatt permanent nur im Kreis zu fahren und ab und an Mal zu überholen. In PGR3 wird man sehen wie die künstlichen Piloten auf Druck reagieren und entweder Fehler machen, sich besonders anstrengen oder versuchen euch davon zu fahren. Außerdem schätzen die Computergegner verschiedene Rennsituationen richtig ein indem sie rechtzeitig abbremsen, wenn sich vor ihnen jemand dreht, oder indem sie alternative Rennlinien fahren, wenn sie überholt werden.
Technik von Morgen 
Trotz all der Neuerungen kommt man nicht umher zu sagen, dass das Beeindruckendste am neuen PGR die Grafik ist. Diese strotzt nur so an Details und Polygonen. Unglaubliche 80.000 Polygone werden für nur ein einziges Auto verwendet. Das sind 8-mal so viel wie im direkten Vorgänger und 16-mal so viel wie in Sony’s Edelraser GT4. Davon entfallen übrigens je 40.000 Polygone auf Exterieur und Interieur. Und auch die Strecken erstrahlen in neuem Glanz. Waren die Umgebungen bisher immer ein wenig das Sorgenkind der PGR-Grafik - zwar immer fotorealistisch allerdings gleichzeitig auch steril und unbelebt wie ein Friedhof - wird damit im dritten PGR nun Schluss sein. Ein Highlight stellen die Tribünen mit animierten 3D-Publikum, das sogar auf den Rennverlauf regiert, dar.
Der Fotorealismus ist natürlich geblieben. Zum Vergleich: Allein die Brooklyn Bridge in New York besteht aus so vielen Polygonen wie eine gesamte Stadt in Project Gotham Racing 1. Ganz klar, dass da auch der Sound entsprechende Fortschritte gemacht hat. Die Motorengeräusche wurden für jedes Fahrzeug einzeln aufgenommen und selbst die Umgebungsgeräusche entstammen den Originalschauplätzen. Eine weitere technische Verbesserung abseits von Optik und Sound findet sich im Mehrspielermodus. Endlich dürfen 12 Spieler gleichzeitig an Onlinerennen teilnehmen.
Ausblick
Der erste Eindruck von Project Gotham Racing 3 lässt einem erstmal die Kinnlade auf die Schuhe fallen. Die Grafik ist wirklich allererste Sahne und lässt keine Wünsche offen. Doch natürlich besteht ein gutes Spiel nicht nur aus Grafik. Wenn man davon ausgeht, dass PGR 3 auch den Sound und die Fahrphysik des Vorgängers übertrifft, dann dürfte dem Fahrspaß nichts im Wege stehen. Ein Fragezeichen bleibt bis jetzt aber noch hinter der KI und auch den Individualisierungsmöglichkeiten des Spiels. Es bleibt abzuwarten, wie viel man wirklich auf eigene Faust verändern kann. Ob die Gegner-KI wirklich so intelligent reagiert, dass sie manchen menschlichen Konkurrenten locker in die Tasche steckt wird sich wahrscheinlich erst bei einem Testspiel zeigen. Von diesen kleinen Ungewissheiten abgesehen, steht allen Rennspielefreunden aber nach allem was bisher bekannt ist ein sehr gutes Rennspiel mit überragender Optik bevor.
+ 16.08.2005 DS
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