Spieletest: Driver San Francisco - Willkommen zurück auf der großen Bühne

Driver ist zurück. Fünf lange Jahre hat Reflections am neuen Driver San Francisco geschraubt, aber ob damit endlich das lange vermisste Driver-Feeling und der Erfolg zurückkehren muss sich erst in unserem Testbericht beweisen.

Spieletest: Driver San Francisco - Willkommen zurück auf der großen BühneSpieletest: Driver San Francisco - Willkommen zurück auf der großen Bühne  ZoomIch will wirklich nicht mit langen Anekdoten langweilen, aber in diesem speziellen Fall erscheint mir ein kurzer Abriss der Driver-Historie ganz sinnvoll, denn das Schicksal der Driver-Reihe war in der Vergangenheit nun wahrlich nicht immer ein glückliches.

Als Driver 1 im Oktober 1999 auf PC und PSOne landete war es ein Meilenstein. Ein Spiel das technisch, spielerisch und atmosphärisch seiner Zeit voraus war und damit schon fast aus Prinzip eine unerreichbar scheinende Messlatte für alle seine Nachfolger darstellte. Als Reflections nur ein Jahr später mit Driver 2 versuchte an den Erfolg anzuknüpfen scheiterte man vor allem an der Technik, was umso tragischer ist, wenn man bedenkt, dass dieser Titel damals der allererste war bei dem man mit der Spielfigur auch aussteigen und durch die 3D-Städte laufen konnte. Ein Feature das nur ein Jahr später ein gewisses GTA 3 legendär machen sollte.

DRIV3R machte die Sache, wie wir heute wissen, trotz Zweirädern und Booten auch nicht besser und verschwand nach riesigem Marketinggetrommel ganz schnell in der Versenkung. Erst mit Driver Parallel Lines bekam das in Newcastle ansässige Studio dann so gerade noch einmal die Kurve. Dass Driver Parallel Lines up-to-date war, ist jetzt aber eben auch schon wieder fünf Jahre und eine ganze Hardware-Generation her, sodass sich unser Blick in diesen Tagen abermals auf Reflections und ein neues Driver-Spiel richtet, in der Hoffnung, dass den Briten noch einmal so ein Geniestreich wie mit dem Erstling gelingt.

Schöne neue Welt

Unsere Testkilometer mit Driver San Francisco haben wir auf der PlayStation 3 zurückgelegt, aber natürlich gibt es den Titel auch für die Xbox 360 und den PC zu kaufen. Außerdem ist eine Wii-Variante aktuell noch in Arbeit. Auf der PS3 winkt jedenfalls erst einmal eine 1,5 GB schlanke Installation. Danach lassen sich noch Facebook, Twitter und Ubisofts hauseigener U-Play-Account verknüpfen, weil aber sowohl PSN als auch Xbox Live schon sehr gute soziale Werkzeuge sind, kann man sich das getrost sparen.



Spieletest: Driver San Francisco - Willkommen zurück auf der großen BühneSpieletest: Driver San Francisco - Willkommen zurück auf der großen Bühne  Zoom Die Mannen von Reflections hätten wohl keinen besseren Schauplatz auswählen können als die US-Westküstenmetropole San Francisco, die schon so vielen Hollywood-Streifen als Kulisse diente und dabei einige der legendärsten Film-Verfolgungsjagden hervorgebracht hat: The Rock, Gone in 60 Seconds, natürlich Bullitt und euch fallen bestimmt noch einige mehr ein. Gut, dass man sich in Newcastle viel Mühe mit der virtuellen Stadt gegeben hat. San Francisco ist die größte Spielumgebung die es je in einem Driver-Spiel gegeben hat und umfasst deshalb nicht nur Downtown San Francisco selbst, sondern auch Gegenden, wie Sausalito und Oakland auf der anderen Seite der Bucht.

Sehenswürdigkeiten, wie das Trans America Building, die Gefängnisinsel Alcatraz, der Coit Tower auf dem Telegraph Hill und natürlich die unnachahmliche Golden Gate Bridge, dürfen nicht fehlen und verleihen der Spielwelt einen authentischen Auftritt. Dank dichtem Verkehr auf Straßen und Bürgersteigen erwacht die Großstadt dann auch zum Leben, wobei erstmals in der Driver-Geschichte auch lizenzierte Fahrzeuge dabei sind. Deutlich mehr als 100 Modelle aller Art haben sich die Entwickler gesichert. Nominell klingt das alles schon sehr gut, aber ganz strengen Sandbox-Verfechtern könnte eventuell der ständige Sonnenschein der ununterbrochen strahlenden Mittagssonne aufs Gemüt schlagen.

Kopf-Kino

Die größten Störgeräusche produzierte schon im Vorfeld das sagenumwobene Shift-Feature und die damit verbundene Möglichkeit Tanners sich in quasi jeden beliebigen Verkehrsteilnehmer hineinversetzen zu können. Was anfangs wie Science-Fiction oder Zauberei klang, wird im finalen Produkt halbwegs plausibel damit erklärt, dass der gute Tanner zu Beginn des Spiels nach einem heftigen Crash in ein Koma fällt, was eigentlich ein ganz cleverer Story-Kniff sein könnte.

Spieletest: Driver San Francisco - Willkommen zurück auf der großen Bühne Es ist der altbekannte Spagat zwischen Logik und Realismus auf der einen und wohl bekömmlicher Action auf der anderen Seite, den es für Driver San Francisco zu bewältigen gilt - ein Kuhhandel, wie sich einmal mehr zeigt, denn, wo es vereinzelten Filmemacher bisweilen gelingt beide Aspekte zu kombinieren und dabei bestenfalls eine Symbiose aus Gradwanderung zwischen Fiktion und Realität zu kreieren, kommt Driver San Francisco leider nicht über eine plumpe Rechtfertigung hinaus. Spätestens nach dem Dialog in dem Tanner seinem Partner Jones eröffnet welch Superkräfte in ihm schlummern, driftet aber selbst dies ins komplett Lächerliche ab.

Irgendwie schade, denn eigentlich gibt sich das Spiel mit Cutscenes und kurzweiligen Dialogen im Überfluss reichlich Mühe Stimmung zu erzeugen. Vom Stil und Niveau von beispielsweise GTA 4 bleibt man so aber meilenweit entfernt. Für Driver-Nostalgiker könnten zudem die Synchronstimmen von Paul Walker, David Nathan als Tanner und Vin Diesel, alias Martin Keßler alias Schurke Jericho, ein Hauch zu viel Fast and the Furious im Driver-Cocktail sein.

Gespaltene Persönlichkeit

Spieletest: Driver San Francisco - Willkommen zurück auf der großen BühneSpieletest: Driver San Francisco - Willkommen zurück auf der großen Bühne  Zoom Story-Trick hin oder her, in Driver San Francisco kann man direkt und ohne jegliche Ladezeiten von einem Auto ins nächste und im späteren Spielverlauf somit von einem Ende des Stadtgebietes zum anderen beamen. Das wirkt sich im Wesentlichen zweifach auf den Spielablauf aus. Eher nebensächlich und zudem noch recht träge und unübersichtlich in der Bedienung, aber dafür umso sehenswerter ist die coole Vogelperspektive, die an Stelle einer konventionellen Übersichtskarte zum Einsatz kommt.

Entscheidend ist aber, dass man sich praktisch ohne Umschweife in fast jeden Wagen setzen kann und dabei nicht nur das Auto, sondern auch das Leben eines Wildfremden übernimmt. Das können auch völlig Unbeteiligte sein, die euch dann einen Schwank aus ihrem Leben erzählen und oft nur mit alltäglichen Lappalien nerven. Mit zunehmender Spieldauer finden sich aber in immer mehr Autos Haupt-, Neben- und Bonusmissionen. Deren Bandbreite umfasst dabei das übliche Spektrum vom klassischen Verfolgen oder verfolgt werden, über Rennen, Stuntfahrten bis hin zum gezielten Kaputtfahren von Gegnern.

Volle Konzentration

Spieletest: Driver San Francisco - Willkommen zurück auf der großen Bühne So weit, so bekannt. Mit Shift verschiebt sich der Schwerpunkt dieser Modi teilweise massiv und das ist vom Spiel natürlich auch so gewollt. Das kann ganz witzig sein, wenn man bei einem Straßenrennen zwei Wagen anstatt einem möglichst schnell ins Ziel bringen muss. Das kann aber auch sehr gewöhnungsbedürftig sein, wenn man etwa eine Horde Verfolger abschütteln soll, dies aber mit herkömmlichen Fahrmanövern - und seien sie noch so halsbrecherisch - nicht zu machen ist, sondern nur gezieltes Wegkegeln der Gegner mit unbeteiligten Fahrzeugen zum Erfolg führt.

Daran wird deutlich, wie tief das Shiften in das Gamplay von Driver SF verankert ist, nämlich so tief, dass kein Weg daran vorbei führt. Dieser Umstand zeigt sich auch an anderen Stellen immer wieder. Die gegnerischen Fahrzeuge halten zum Beispiel mitunter so viel aus, dass sie entweder nur unter Zuhilfenahme des aufladbaren Rammstoßes - ebenfalls ein neues, nennen wir es kreatives Feature - oder mit einem gezielten Frontalzusammenstoß schnell auszuschalten sind. So wird aus dem Action-Rennspiel Driver schnell ein Crashspiel und im Endeffekt beinahe ein Echtzeit-Strategie-Spiel, weil man eigentlich mehr durch die Missionen shifted als dass man sie tatsächlich fährt. Ob das wohl so im Sinne des Driver-Erbes ist?

Arcade und hart

Spieletest: Driver San Francisco - Willkommen zurück auf der großen BühneSpieletest: Driver San Francisco - Willkommen zurück auf der großen Bühne  Zoom Ein weiteres Problem das sich durchs Shiften auftut: Crashen will gelernt sein. Mit purer Absicht und Vollgas gezielt einen bestimmten Wagen aus einem dichten Verkehrsgetümmel herauszuschießen, erfordert Übung und nicht selten hängt die KI so dicht an einem und reagiert dermaßen gut, dass man sich unfreiwillig quasi selbst abräumt, anstatt den Bösewicht oder Cop zu erwischen. Da hilft dann nur der Neustart. Immerhin haben die Entwickler so weit möglich sinnvolle Checkpunkte in den Missionen platziert, was solche Trial-and-Error-Passagen etwas erträglicher macht.

Da hilft es auch wenig, dass das Fahrverhalten an sich zumindest gefühlt eine Spur arcadiger ausfällt, als man es von den alten Driver-Spielen kannte. Das muss aber nicht zwingend negativ sein, denn Driver San Francisco findet hier einen beinahe optimalen Kompromiss. Zum einen sind die Wagen wirklich gut beherrschbar, sodass sich spektakuläre Drifts, Drehungen mit der Handbremse und Ähnliches meist ohne Kontrollverlust blitzschnell aneinanderreihen lassen. Gleichzeitig sieht das Ganze aber ziemlich authentisch aus und fühlt sich dank einer optisch, wie physikalisch präsenten Federung auch so an.

Eine Stadt die niemals schläft

Spieletest: Driver San Francisco - Willkommen zurück auf der großen BühneSpieletest: Driver San Francisco - Willkommen zurück auf der großen Bühne  Zoom Aus technischer Hinsicht macht Driver San Francisco sehr viel richtig. Allen voran die Entscheidung konsequent auf 60 Bilder pro Sekunde zu setzen, tut dem Spiel richtig gut. Driver SF läuft durchgängig sehr flüssig und sieht dabei auch noch überraschend gut aus. Die Wagenmodelle lassen schon von außen kein Detail vermissen und wissen von innen sogar mit hervorragend ausmodellierten Cockpits zu beeindrucken. Was im Stand schon ziemlich schick ist, gewinnt in Bewegung noch einmal an Klasse. Detaillierte Spiegelungen zischen zügig über den Lack und bei Drifts mag man sich gar nicht entscheiden, ob man lieber von außen zuschaut, wie sich die Rauchschwaden physikalisch korrekt in den Radhäusern winden, oder ob man innen beobachtet wie Tanner gekonnt am Volant dreht und dabei sogar übergreift.

Die Schwächen der Optik liegen, zumindest auf der Konsole, wie nicht anders zu erwarten war, in der Bildqualität. Die maximale Auflösung von 720p beschert uns mehr Treppen, als es wünschenswert sein kann und auch die Texturfilterung kann der PC naturgemäß besser. Wettereffekte und Tageszeitenwechsel gibt es aber auch mit der besten Hardware nicht zu sehen und das ist anno 2011 wiederum ein Wermutstropfen.

Splitscreen verdoppelt den Spaß

Dass Driver San Francisco zweifellos ein zeitgemäßes Spiel ist, merkt man an seiner Mehrspielerkomponente, die ist nämlich so gut ausgestattet, dass eigentlich keine Wünsche offen bleiben dürften. Zum einen gibt es einen Online-Bereich mit verschiedensten Modi für bis zu acht Spieler und den obligatorischen Erfahrungspunkten. Zum zweiten kann man sich auch im guten alten Splitscreenmodus direkt mit seinen Freunden messen, gemeinsam Koop-Aufgaben lösen oder einfach nur hemmungslos Freifahrten genießen. Egal ob online oder lokaler Mehrspielermodus, das Shiften ist auch hier wieder omnipräsent und macht im konkurrierenden Wettbewerb vielleicht so viel Sinn wie nie zuvor.

Starke Playlist

Soundtechnisch macht der Titel eigentlich alles richtig. Die professionelle Vertonung haben wir ja schon eingangs kurz erwähnt und können sie nur noch einmal loben, weil auch die Neben-Dialoge der Zivilisten in Masse und Klasse stimmen. Zusammen mit standesgemäß authentischen und abwechslungsreichen Motorensounds und einem Soundtrack der mit Größen wie Aretha Franklin, Beastie Boys, The Stooges, Prodigy, The Cure wiederum als glatte Hommage an die großen Szenen Hollywoods durchgeht, schafft Driver San Francisco auch auditiv eine tolle und dichte Illusion. Wer keine Lust auf die Retro-Mucke hat darf aber auch seine eigenen Songs von der Festplatte im Hintergrund abspielen. Einzig die Kollisionsgeräusche und das Geschrei hektisch aus dem Weg springender Fußgänger klingt ein wenig überholt.

Fazit:

Zum Abschluss unseres spannenden Ausflugs nach San Francisco drängt sich jetzt natürlich die Frage auf, ob denn der gute Tanner schließlich aus seiner Ohnmacht wieder erwacht. Aber keine Angst vor Spoilern, inhaltlich verraten wir das natürlich nicht. Übertragen auf die auf die Qualität des Spiels lässt sich daraus aber resümieren, dass Driver San Francisco durchaus ein gelungener Neustart für ein lange Zeit orientierungsloses Franchise war, wobei die Betonung wohl eher auf Neustart liegt, denn mit dem Driver von damals hat der Jahrgang 2011 nicht mehr allzu viel gemein, dafür ändert das Shiften den Spielablauf einfach zu sehr.

Langer Rede, kurzer Sinn: Driver San Francisco ist ein wirklich gutes Rennspiel das mit seiner lebendigen Kulisse, den vielen lizenzierten Wagen und dem spaßigen Fahrverhalten auf jeden Fall einen Ausflug wert ist. Den Storyablauf und die innovative Shift-Funktion muss man aber mögen, denn sie sind existenzieller Bestandteil des Spielprinzips. Wer auf ein Driver der alten Schule gehofft hatte, wird hier eher nicht fündig. Tanner ist aus seiner Ohnmacht aufgewacht, aber er ist fast ein völlig neuer Mensch.



Tags: DriverSF, Driver San Francisco, Action-Rennspiel, Tanner, Jericho, SanFran, SF, Golden Gate, Undercover, Cop, review, test


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