ZoomZum Abschluss des Wobspeed-GT3-Cup Nummer 6 war ein eineinhalbstündiges Rennen bei Nacht auf der amerikanischen Rennstrecke Sebring angesetzt. Die Voraussetzungen für das Finale konnten kaum spannender sein: Spitzenreiter Daniel Türk ging mit 7 Punkten Vorsprung vor Jan Sentkowski an den Start. Das Qualifying hielt zunächst wenige Überraschungen parat. Jan Sentkowski sicherte sich vor Daniel Türk um Haaresbreite die Pole Position, Tobias Soltau angelte sich in letzter Minute noch Startplatz drei vor dem zu alter Stärke gefundenen Nils Sentkowski. Daniel Ziegler und Michael Engel belegten die dritte Startreihe gefolgt von Robert Gerke und Michael Goth. Die Top 10 wurde von Bernd Oswald und Stefan Krähling komplettiert.
19 Fahrer traten zum Finale in Sebring an
Es wurde spekuliert, dass Sentkowski mit dem Ford weitgehend problemlos mit zwei Boxenstopps durchkommen würde, während Türk mit dem RUF zu diszipliniertem Spritsparen gezwungen sei. Die Chancen standen somit ein wenig besser für Sentkowski doch die Unberechenbarkeiten des Motorsports waren allen bewusst und man übte sich vor dem Lauf in Zurückhaltung was eventuelle Kampfansagen betraf.
Die Startaufstellung mit den beiden Titelaspiranten in der ersten Startreihe ließ einen hitzigen Rennbeginn erwarten. Türk hoffte mit der besseren Traktion des RUF gegenüber Sentkowskis Ford am Start direkt die Führung übernehmen zu können. Doch als die Ampeln auf Grün schalteten legte Sentkowski den wohl besten Start seiner Saison hin und konnte die Spitze behaupten. Während der Großteil des Feldes weitgehend unbeschadet die ersten Meter absolvierte, beförderte sich Stefan Krähling nach einem kapitalen Verbremser in Kurve 3 erst auf die Wiese und anschließend in das Auto von Roland Preston. Auch Marc Fätkenheuer dahinter geriet leicht auf die Wiese und rutschte gegen Prestons Teamkollegen Claudio Ferrera wodurch sich beide wegdrehten. Krähling musste beschädigt die Box ansteuern.
Zoom Durch die Dunkelheit und mit dem Wissen über die Länge des Rennens gingen viele Fahrer auf Nummer sicher und hielten sich mit riskanten Manövern deutlich zurück. Der Blick war mehr auf die Taktik gerichtet. Jan Sentkowski wurde durchgehend von Daniel Türk belauert der durch seinen Teamkollegen Tobais Soltau gegen Daniel Ziegler abgesichert wurde. Da sich die RUF-Piloten jedoch vor allem auf den Sprithaushalt konzentrierten blieben jedwede Attacken aus. Der auf einem guten sechsten Platz fahrende Robert Gerke ging überraschenderweise bereits in Runde 13 an die Box und machte klar, dass wohl nicht viele mit nur zwei Stopps durch das Rennen kommen würden denn man ging von einer Rennlänge von 45 Runden aus. Lediglich das Führungstrio - Jan Sentkowski, Türk und Soltau sowie Nils Sentkowski auf Platz 5 - blieben lange genug auf der Strecke. Die Tatsache, dass beide Sentkowskis im Ford mehr nachtanken mussten brachte Türk, Soltau und auch den bereits früher gestoppten Ziegler nach vorne.
Doch der Zwang nicht zu viel Treibstoff zu verbrennen, um lange genug fahren zu können, bremste dieses Trio so signifikant ein, dass Jan Sentkowski wieder an Ziegler und Soltau vorbeikam und schließlich mit nur wenigen Sekunden Rückstand auf Türk zum zweiten und letzten Stopp an die Box kam. Der Ford-Pilot verzichtete auf einen Reifenwechsel und übernahm damit klar die Führung. Türk zog neue Pneus auf und von nun an waren die Augen auf die Uhr gerichtet. Schnell wurde deutlich, dass Türk aufgrund frischer Reifen zunehmend auf Sentkowski aufholte. War es zu Beginn des letzten Stints noch rund eine halbe Sekunde pro Runde, brachen Sentkowskis Zeiten circa 15 Minuten vor Rennende zunehmend ein und Türk schnupperte trotz tiefster Nacht noch einmal Morgenluft.
Attacke und Angriff in den letzten Runden
Zoom Zwei Runden vor dem Ende war es dann so weit. Türk klemmte an der Stoßstange von Sentkowski und suchte die Lücke. Sentkowski verteidigte sich mit Händen und Füßen und auch in der finalen und alles entscheidenden Runde lag er noch an der Spitze. Die abgefahrenen Reifen des Ford konnte man bereits durch das Brüllen des V8-Motors um Hilfe schreien hören. Bei der Anfahrt auf die Hairpin zog Sentkowski nach innen. Türk entschied sich daraufhin zum wagemutigen Angriff auf der äußeren Linie und zwang Sentkowski zu einem frühen Bremsmanöver. Dennoch hielt sich der Ford-Pilot neben Türk und kämpfte verbissen um die Führung. Kurve um Kurve donnerten die beiden über 500 PS starken Boliden nebeneinander her.
Der Wille beider Fahrer, nichts unversucht zu lassen, brannte regelrecht in der Dunkelheit und mit Bangen blickte man dem Ausgang des Herzschlagduells entgegen. Die Gefahr eines Unfalls war auf dem holprigen Beton greifbarer als nie zuvor an diesem Abend. Aus der Cunningham-Kurve heraus schien Türk schließlich die Nase vorne zu haben, doch zur Überraschung aller nahm Sentkowskis Ford mehr Fahrt auf und er konnte sich die fast schon verloren geglaubte Führung zurückholen. Türk musste sich geschlagen geben und wieder hinter Sentkowski einsortieren.
Zoom Drei Kurven später fiel die endgültige Entscheidung. Mit einem letzten Versuch die Le Mans-Kurve weiter außen anzufahren wollte sich Türk eine finale Chance zum Angriff eröffnen doch Sentkowski blockierte die Ideallinie. Türk fuhr auf und geriet dadurch in die Wiese. Sentkowski konnte damit die Sunset Bend unbedrängt ein letztes Mal durchfahren und überquerte die Ziellinie als Eerster. Damit gelang ihm die Titelverteidigung mit einem Sieg der knapper kaum sein konnte.
Daniel Türk holte sich die zweite Position vor seinem Teamkollegen Tobias Soltau. Daniel Ziegler schloss das letzte Saisonrennen mit Platz 4 ab gefolgt von Nils Sentkowski. Robert Gerke kam auf Position 6 ins Ziel und konnte sich somit über sein bestes Saisonergebnis freuen. Benedikt Westerholt war wegen einer Qualifikationssperre von Position 19 gestartet und kämpfte sich am Ende bis auf den bemerkenswerten siebten Platz nach vorne. Die Top 10 wurde schließlich von den beiden Österreichern Bernd Oswald und Michael Engel sowie Franz Hückstädt komplettiert. Insgesamt überquerten alle Fahrer die Ziellinie aus eigener Kraft. Damit zeigte das Fahrerfeld zum Saisonabschluss unerwartet gute Langstreckenqualitäten denn in keinem Rennen gab es weniger Unfälle als in Sebring.
Während Jan Sentkowski nach dem Rennen mit Freude auf die doch noch gelungene Titelverteidigung reagierte war Daniel Türk die Enttäuschung deutlich anzuspüren. Sein Wehmutstropfen nach diesem Finale: Da sein RUF, wie auch der von Daniel Ziegler, in der Auslaufrunde ohne Sprit liegen blieb wurde er mit 18 Strafpunkten belegt wodurch er selbst nach einem Sieg den Meistertitel nicht bekommen hätte. Am eigentlichen Tabellenstand änderte diese Entscheidung aber nichts mehr. Der Meisterschaftskampf dieses Wobspeed-Cups war enger als selten zuvor und die neu hinzu gestoßenen Fahrer haben das Feld positiv aufgefrischt.
+ 31.05.2015 SG, MK
News zum Thema
- iRacing: PC-Rennsimulation unterzeichnet Lizenzvertrag mit Mercedes-Benz (29.05.15)
- iRacing: Neuigkeiten zur Blancpain-GT3-Serie und Verbesserungen des Season 3 Builds (24.05.15)
- Wobspeed GT3-Cup: Zahlreiche Rennunfälle und Herzschlagduell - Rennbericht zum 8. Lauf (16.05.15)
- iRacing: Entwickler verspricht beste Umsetzung des Mythos Nürburgring (08.05.15)
- Wobspeed GT3-Cup: Favoriten setzen sich durch - Rennbericht zum 7. Lauf (02.05.15)
