Spieletest: World Championship Offroad Racing - Viel Wind...

Déjà-vu. Schon wieder kommt ein Offroad-Game zur Baja-Rallye auf den Markt. Nach THQ schickt nun auch Activision seine Interpretation der berühmten Rallye quer durch Mexiko ins Rennen. Nachdem sich beide Publisher bereits im Vorfeld mächtig in der Wolle hatten, ziehen wir nun den Vergleich auf der Strecke.

Spieletest: World Championship Offroad Racing - Viel Wind...Winterzeit scheint in diesem Jahr Offroad-Zeit zu sein. Nach MotorStorm: Pacific Rift und THQ’s BAJA: Edge of Control kommt nun ein weiteres Offroad-Rennspiel auf den Markt. Auch Activision schickt mit World Championship Offroad Racing einen Kontrahenten ins Rennen um die Käufergunst. Als Setting haben sich die Entwickler Left Field Productions die Baja 1000 im Herzen Mexikos ausgesucht und liegen damit voll im Trend. Denn wie wir uns erinnern hielt es erst kürzlich auch THQ für eine gute Idee ein Spiel zu mexikanischen Kult-Rallye zu produzieren. Doch nicht nur bei der Location, auch bei der Cover-Gestaltung herrschte verblüffende Einigkeit unter den beiden US-Publishern.

Etwas zu viel Einigkeit, denn der Streit um Cover und Namen landete vorm Gericht und das Ende der Geschichte war, dass Activision ein neues Cover wählte und für Europa auch gleich einen anderen Spieltitel. E Voilà, da ist es: SCORE International Baja 1000 hört jetzt offiziell auf den unglaublichen Namen "Score International Baja 1000 - World Championship Offroad Racing". Die Trophäe für den längsten jemals vergebenen Spielnamen geht damit schon mal todsicher an Activision, doch kann das Spiel auch auf der Strecke Erfolge einfahren? Wir haben die PS3-Version auf die Piste geschickt, um das herauszufinden.

Lizenz-Paket?

Um eine authentische Offroad-Atmosphäre zu präsentieren hat man zumindest die offizielle Lizenz der Score International Baja 1000 Rallye erworben. Dieses kunterbunte Offroad-Rennen führt über 1.000 Meilen quer durch Mexiko und seine raue Landschaft, welche sich im Fall von World Championship Offroad Racing auf nur acht verschiedene Strecken verteilen. Die Kurse tragen zwar, von Ensenada bis Cabo San Lucas, die Namen der echten auf der Route der Baja liegenden Ortschaften, doch näher als das kommen diese auch nicht an die echte Baja heran. Denn im Gegensatz zur Baja-Rallye, die natürlich aus elendig langen Etappen besteht, gibt es in World Championship Offroad Racing nur kurze Rundkurse auf dem Bildschirm.

Die Strecken zeichnen sich dabei durch meistens sehr breite Verläufe und ein oder zwei parallel verlaufende Alternativrouten aus. Ähnlich wie in Sonys MotorStorm besitzen diese alternativen Wege häufig spezifische Vor- und Nachteile für verschiedene Fahrzeugklassen. Von denen gibt es nämlich auch hier eine ganze Menge, acht um ganz genau zu sein. Angefangen bei den kleinen Enduro-Motobikes und Quads, über verschiedene leichte Buggy-Klassen bis hin zu den großen, schweren und starken Truck-Kategorien. Im Gegensatz zu anderen, kürzlich erschienen, in den Wüsten Mexikos spielenden Offroad-Games gibt es in Activision’s Baja-Interpretation jedoch keine lizenzierten Fahrzeuge. Davon aber direkt ganze 88 Stück.

One Way Only

Der Hauptspielmodus ist, wie so oft, der Karrieremodus, der sich in diesem Fall aber mehr als klassischer Arcade-Modus outet. Denn statt typische Karriere-Inhalte, wie Fahrzeugmanagement, Tuning und Setup zu beinhalten, verzichtet der Titel auf genau das alles und schickt euch stattdessen durch zwölf simple Wettbewerbsstufen einer Karriere-Leiter, die jeweils wiederum aus mehreren Rennen bestehen. Jeder Rennerfolg bringt dabei Punkte auf euer Baja-Konto und eröffnet damit neue Rennen und Vehikel, bis ihr irgendwann alle 1.000 Punkte erobert habt.

Spieletest: World Championship Offroad Racing - Viel Wind...Spieletest: World Championship Offroad Racing - Viel Wind...  Zoom Nachdem ihr die Score Baja 1000 gewonnen habt warten dann neben dem obligatorischen Einzelrennen auch noch ein Splitscreen- sowie ein Online-Modus auf euch. Der Online-Modus liefert neben dem reinen Rennen auch verschiedene Komfortoptionen, wie etwa eine Freundesliste und Leaderboards. Dem so eigentlich sehr gut ausgestatteten Online-Paket fehlt es eigentlich nur an einem, nämlich an Gamern. Während unseres Testzeitraumes herrschte jedenfalls auf den Servern noch gähnende Leere, weshalb wir an dieser Stelle leider auch keine Aussage über die Technik an dieser Stelle machen können.

Boost ohne Kaboooom

Nachdem World Championship Offroad Racing also statt auf Etappen-Rennen gegen die Zeit auf direkte Duelle auf Rundkursen setzt und damit eher der typischen Arcade-Maxime folgt, darf natürlich auch ein anderes beliebtes Stilmittel von Arcade-Rennern aller Art nicht fehlen, der Nitro-Boost. Auch auf die Gefahr hin, dass ich diesen Vergleich in diesem Test schon einmal bemüht habe, ähnelt auch die Boost-Mechanik von World Championship Offroad Racing jener von Sony’s MotorStorm. Denn genau wie die Evolution Studios setzt eben auch Left-Field Productions auf eine invertierte Boost-Leiste.

Spieletest: World Championship Offroad Racing - Viel Wind...Spieletest: World Championship Offroad Racing - Viel Wind...  Zoom Soll heißen: Ihr habt nicht, wie in 90 Prozent aller anderen Games einen Boostvorrat, der irgendwann aufgebraucht ist, sondern könnt den Extra-Schub theoretisch unbegrenzt nutzen, müsst dabei aber, ähnlich, wie in manch einem FPS, darauf achten, dass die Anlage nicht überhitzt, denn dann gibt es keinen Boost mehr. Ganz im Gegensatz zu MotorStorm, wo solcher Übermut mit einer furiosen Explosion eures Boliden bestraft wird, quittiert World Championship Offroad Racing so etwas nur mit ein paar mickrigen Rauchwolken aus dem Motorraum. Danach startet das Boost-System einmal neu und steht nach wenigen Sekunden wieder, wie gewohnt, zur Verfügung.

Weder Fisch noch Fleisch

Wenn also bei World Championship Offroad Racing das Menü Arcade ist, der Spielablauf Arcade ist und der Boost Arcade ist, was glaubt ihr wie das Fahrverhalten sein wird? Falsch gedacht! Tatsächlich ist das Spiel weit entfernt von einem einfach zu kontrollierenden, endlos driftenden Arcade-Racer. Dafür gibt es hauptsächlich zwei Gründe. Erster Grund ist, dass die Fahrphysik gar nicht so simpel gestrickt ist wie man vermuten würde. Die Reaktionen der Federbeine auf Fahrbahnunebenheiten zum Beispiel sind sehr gut sichtbar und wirken durchaus lebensecht. Dazu kommt, dass alle Fahrzeuge im Spiel Heck-angetrieben sind, wobei es sich um ein generell unruhiges Heck handelt, womit wir zum zweiten Grund kommen.

Spieletest: World Championship Offroad Racing - Viel Wind...Spieletest: World Championship Offroad Racing - Viel Wind...  Zoom World Championship Offroad Racing verfügt über keinerlei Fahrhilfen. Wo sonst ABS, ESP und ASR sich die Hände geben gibt es hier wortwörtlich gar nichts. So können unerfahrene Spieler das teilweise diffizile Fahrverhalten nicht auf ihr eigenes Niveau skalieren, was für so manche Frustmomente sorgen kann. Das gilt auch nicht zuletzt deswegen, weil man mit vorsichtigem Rangieren keine Rennen gewinnt. Um wirklich als erster die Ziellinie zu passieren, muss man schon ständig hart am Gas bleiben und damit relativ hohes Risiko eingehen.

Der Knackpunkt

Was also entsteht, wenn man zwei Extreme miteinander kombiniert? Richtig, es entsteht ein Kompromiss und zwar ein ziemlich fauler. So ist sind zum Beispiel die verfügbaren Kameraperspektiven vollkommen untauglich, um das anstrengende Fahrverhalten im Griff zu behalten. Denn neben der Motorhauben- und Stoßstangen-Ansicht gibt es nur die typische Third-Person-Perspektive, die aber viel zu weit weg vom Geschehen ist. Von hier aus sind Bodenwellen einfach nicht vernünftig zu beurteilen und auch die schwachen, seltenen Vibrationseffekte sind nicht gerade eine große Hilfe dabei, die Strecke richtig einzuschätzen und dementsprechend die richtige Geschwindigkeit auszuwählen.

Spieletest: World Championship Offroad Racing - Viel Wind...Spieletest: World Championship Offroad Racing - Viel Wind...  Zoom Was also passiert ist, dass man sich plötzlich meilenweit durch die Luft fliegen sieht, ohne vorher auch nur die zarteste Unebenheit, geschweige denn eine Sprungschanze solchen Ausmaßes wahrgenommen zu haben. Nicht auf dem Dach zu landen ist die ein Sache. Am Limit schnell zu fahren, ohne den Wagen zu verlieren, eine vollkommen andere. Hierbei offenbaren sich die Schwächen der Fahrphysik, die zwar optisch einen guten Eindruck macht, spielerisch aber Mankos beinhaltet. Es wirkt vielmehr so, als wenn man für die Berechnungen auch die Physik-Engine verwenden würde, die nebenbei am Streckenrand liegende Tonnen und Holzbretter durch die Luft schleudern lässt. Das Fahrverhalten ist einfach viel zu grobschlächtig.

Es gibt eigentlich nur zwei Fahrzustände: Neutral und Übersteuernd. Der ganze Bereich dazwischen, den man auch Grenzbereich nennt, fehlt oder ist zumindest so klein ausgefallen, dass man ihn kaum spüren, geschweige denn mit einem kleinen Analog-Stick erfahren kann. Das liegt auch daran, das eben dieser Stick viel zu sensibel reagiert. Wer nach dem Motto "Viel hilft viel" agiert, wird auch viel Hilfe benötigen denn nur mit kleinen, sanften Lenkbewegungen bleiben die Wagen auch bei permanentem Vollgas gut in der Spur. Selbst wer den Stick nur zur Hälfte in eine Richtung bewegt schliddert meist von einem Lastwechsel in den nächsten. Das Ende vom Lied ist in der Regel ein kostspieliger Dreher.

Wanderer zwischen den Welten

Auch technisch kommt der Titel aus dem Hause Activision nicht über einen zwiespältigen Gesamteindruck hinaus. Das gröbste und offensichtlichste Problem der Optik ist die Bildqualität. Zumindest auf einem Standard-TV flimmern die Kanten so heftig, als wenn der Teufel höchstpersönlich vor der Tür stünde um die Apokalypse zu verkünden. Hinzu kommen dann noch meistens nicht ausreichend scharf gefilterte Texturen und gelegentliche Popups in der Ferne. Für HD-TV-Besitzer sieht die Baja 1000-Welt da natürlich etwas besser, aber das macht das Game noch lange zu nicht zu einer Schönheit.

Die Gründe dafür sind die an heutigen Maßstäben gemessenen, relativ mickrigen Polygonraten, schwachen Texturen und kaum vorhanden Special-Effects. Das Schönste an World Championship Offroad Racing sind da noch die Echtzeit-Schatten der Szenerie, sowie die ordentlich großen Staubwolken, welche die Fahrzeuge hinter sich herziehen. Die Landschaften und Fahrzeuge dagegen sind an vielen Stellen eckig, schwammig texturiert und die Zuschauer, welche bisweilen den Streckenrand säumen, sind nur zum Teil in 3D, meistens hässliche Bitmaps und nicht animiert. Damit sieht die ganze Show insgesamt doch allenfalls wie ein gutes PS2- oder Xbox-Spiel aus, aber immerhin läuft es flüssig.

Typischer Soundtrack

Auch in Sachen Sound bekleckert der Titel sich nicht gerade mit Ruhm. Unauffällig, das ist noch das sympathischste Attribut, das man den Motorengeräuschen beimessen kann. Den meisten Motorsounds fehlt es schlichtweg an Tiefe und Abwechslung, wie zum Beispiel an den Enduro-Maschinen gut zu erkennen ist. Die knattern nämlich auf den ersten Blick schön rau und markant daher, doch bei längerem Hinhören fällt auf, dass die Maschinen außer dem Knattern kaum etwas von sich geben. Kein richtiges Hochdrehen, keine etwas runderen oder dumpferen Töne bei Halbgasstellung. Es gibt eigentlich nur zwei Soundeinstellungen: Aus oder Begrenzer. Auch die Motoren der anderen Vehikel beherrschen weitestgehend nur eine Tonlage.

Eine souveräne Vorstellung liefert Activision beim Soundtrack ab. Hier kommen knapp 20 lizenzierte Songs, hauptsächlich aus der Richtung Rock, zum Einsatz. So wird das Geschehen auf der Strecke durch die für Extrem-Sport-Titel aller Art typischen Punk-Rock-Töne passend untermalt. Tatsächlich wird ein Song so manchem Gamer vielleicht bekannt vorkommen. Vielleicht erinnert ihr euch ja noch an "Shapeshifter" von Celdweller, den wir noch aus guten alten NFS Underground-Tagen kennen. Aber auch andere namhafte Bands, wie etwa Thrice oder In Case of Fire steuern Songs bei.

Fazit:

Nicht nur bei dem vor Gericht gelandeten Streit, auch auf der Strecke zieht Activision den kürzeren. Das Positive vorweg. Score International 1000 World Championship Offroad hat die offizielle Baja-Lizenz im Gepäck, nutzt ein zugängliches Arcade-Gerüst und liefert einen zeitgemäßen Online-Modus. Das Dumme daran ist nur, dass der Titel erstens nicht besonders viel aus seiner Lizenz macht, zweitens sein Arcade-Bekenntnis nicht konsequent durchzieht und drittens auch der beste Online-Modus mit den zumindest während unseres Tests leider leeren Servern ziemlich wertlos ist.

Und dann kommen noch die echten Schwächen des Spiels dazu, als da wären: Die bestenfalls unspektakuläre, auf Standard-TV-Geräten sogar ziemlich unschöne Optik, sowie das durch fehlende Fahrhilfen und schlechte Steuerung unnötig aufreibende Fahrverhalten. Da sich World Championship Offroad Racing nicht zwischen Arcade und Realismus entscheiden kann, kann es auch die Stärken weder der einen noch der anderen Spielart ausnutzen. Was übrig bleibt ist eine identitätslose Mixtur der Schwächen beider. Immerhin wird der Titel zum reduzierten Kurs von um die 50 Euro gehandelt und dennoch war der ganze Rummel im Vorfeld der Veröffentlichung interessanter als das Spiel selbst. Viel Wind um Nichts.



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