ZoomAtari und Rennspiel-Veteran Eden Games haben hohe Ziele für Test Drive Unlimited 2 und das müssen sie auch, schließlich galt der Erstling mit seinem revolutionären M.O.O.R.-Konzept und der beeindruckenden Grafik als ein Aushängeschild der damals frischen Hardware-Generation rund um Microsofts Xbox 360. Nun, mehr als fünf Jahre danach und rund ein Vierteljahr später als ursprünglich geplant, ist TDU2 dieses Mal zeitgleich für Xbox 360, PC und PS3 erhältlich. Die Spielversionen der letztgenannten Plattformen stellen in diesem Review auch unser Testumfeld dar.
Das fängt ja gut an
Hurra, endlich ist sie da, die finale Version von Test Drive Unlimited 2, also nichts wie rein mit der Disk in die Konsole, denkt sich der Redakteur, denn immerhin ist das Game ja gewissermaßen schon überfällig. Aber bevor es losgehen kann, grüßt, wie so oft in jüngerer Vergangenheit, erst einmal eine kleine Installationspause. Etwas mehr als 2 GB genehmigt sich TDU2 von unserer HDD-Kapazität. Zeit genug um einmal das Begleitschreiben von Publisher Namco Bandai zur Hand zu nehmen, denn neben den üblichen Höflichkeitsfloskeln und Grüßen hat die PR-Abteilung nämlich auch eine Art Mini-FAQ zum Spiel angeheftet, dessen Inhalt auch bei erfahrenen SPEEDMANIACS-Prüfern stirnrunzelndes Staunen verursacht.
In zwei Fragen und Antworten versucht der Publisher direkt einmal zwei potenzielle Kritikpunkte zu entschärfen. Konkret geht es um das Schadensmodell und die Grafik, weil wir uns damit aber zu gegebener Zeit natürlich noch detailliert befassen werden, an dieser Stelle nur so viel: Liebe Entwickler/Publisher, habt ihr wirklich so wenig Vertrauen in euer Produkt, dass ihr euch schon rechtfertigen müsst, bevor ich überhaupt einen einzigen Meter gefahren bin? Na das kann ja heiter werden. Kaum ist dieser Gedanke zu Ende gebracht, hat das Spiel auch die Installation geschafft, die im Endeffekt doch fixer ging als gedacht. Also lasst uns endlich loslegen.
Party, Palmen, Girls und so weiter
Zoom Herzlich willkommen in Test Drive Unlimited 2 heißt auch direkt willkommen auf der ersten Party, denn TDU2 will viel mehr als nur ein Rennspiel sein. TDU2 versucht virtuell die Illusion eines Luxus-Lebens vorzumachen und versetzt uns dafür in die Gesellschaft privilegierter Superreicher, die es sich leisten können den lieben langen Tag mit ihren Sportwagen auf Ibiza herumzukurven und Partys zu feiern. Deswegen ist das Erste das wir in TDU2 sehen eine schicke Villa irgendwo in den Hügeln von Ibiza mit allem was dazu gehört. Terrasse inklusive Pool und super Aussicht, ein DJ der die Turntables rockt und Partygästen die ausgelassen dazu feiern. Einer dieser Gäste sind wir.
Welcher, das können wir uns, wie schon im Vorgänger, selbst aussuchen. Haben wir uns für einen Avatar entschlossen, können wir uns - das ist neu und gilt für alle Indoor-Locations im Spiel - mit ihm aus der Ego-Perspektive frei durch die Location bewegen, fast wie in einem Shooter, nur eben ohne Knarre. Auf halben Weg werden wir von einer hübschen jungen Dame im knappen Cocktailkleid, die uns zum Geburtstag gratuliert, abgefangen. Aber es wird noch besser, denn die Schönheit hat mal eben einen 170 Tausend Euro teuren Ferrari California als Geschenk in der Garage geparkt. Na was meint ihr, die Masche mit dem Lifestyle zieht, oder?
Thema verfehlt
Zoom Bis dahin gebe ich euch auch Recht, aber danach lässt die Qualität der Story von TDU2 leider dermaßen nach, dass ich auch keinen Skrupel habe euch den einen oder anderen Spoiler zu servieren. Denn eigentlich sind wir gar nicht reich und berühmt, noch zumindest nicht, aber durch - nennen wir es göttliche Fügung - erhalten wir die Chance in einer inselweiten Rennserie Schrägstrich Reality-TV-Show anzutreten. Hört sich gruselig an und ist es aus. Im Laufe unserer Karriere begegnen wir zahlreichen komischen Kreaturen, eine überdrehter und unglaubwürdiger als die andere. Ob nun der merkwürdige Medienmogul, der das absurde Rennen erst ins Leben gerufen hat, seine offensichtlich kamerageile Tochter oder die ungestümen Offroad-Brüder, bei denen wohl die Dukes of Hazard Pate standen.
Getoppt wird das alles nur noch vom virtuellen Paris-Hilton-Plagiat, das originalgetreu samt Handtaschenhund auf dem Arm daher torkelt und zwischendurch ihre eigene Modelinie bewirbt. Von Niveau keine Spur. Man hat weniger das Gefühl Teil der Oberschicht als mitten in einer Folge X-Diaries gelandet zu sein. Blöderweise lassen sich die meisten dieser peinlichen Sequenzen nicht einmal überspringen. Aber die Story ist nicht der einzige Stolperstein, denn auch bei der digitalen Lebenssimulation tritt Eden Games voll ins Fettnäpfchen.
Test Drive meets Die Sims
Wie schon in TDU könnt ihr auch im Sequel euren Geldspeicher nicht für Autos und Tuning entleeren. Überall auf der Insel finden sich Immobilienmakler, die neue Villen im Angebot haben, Boutiquen für das perfekte Outfit und Frisöre für den richtigen Cut. Neuerdings kann man außerdem auch das Mobiliar seiner Behausung dem eigenen Geschmack anpassen, was durchaus seinen Reiz hat, denn schließlich können wir uns ja auch hier zu Fuß frei bewegen und Eden hat, um dem Ganzen auch einen spielerischen Sinn zu verleihen, einige Menü-Links in der 3D-Welt platziert. So weit, so gut.
Zoom Auch die Tatsache, dass ich das körperliche Aussehen meines Avatars nachträglich noch verändern kann, würde mich prinzipiell freuen, wenn, ja wenn man dieses Features nicht allen Ernstes in einer Schönheitsklinik verpackt hätte. Wer seinen Avatar hie einliefert läuft danach tatsächlich eine Zeit lang mit bandagiertem Gesicht durch die Spielwelt. Ich weiß nicht, ob die Entwickler so etwas witzig finden. Wenn man mich fragt, ist das einfach nur geschmacklos und absolut fehl am Platz.
Beeindruckende Zahlen, nette Details
Auch wenn der Beiname "Unlimited" streng genommen natürlich ein Paradoxon ist, macht das neue Game dem Titel alle Ehre. Schon Ibiza allein ist eine rund 570 Quadratkilometer große Spielwiese und mit Oahu, der Location aus Unlimited #1, kommt im späteren Spielverlauf noch einmal grob das Dreifache hinzu. Schon beeindruckt? Es geht so weiter. 101 Wagen bringt der Titel von Haus aus mit, natürlich alle lizenziert und - kleiner Seitenhieb auf GT5 - alle mit Cockpit. Mit dabei ist fast alles was Rang und Namen hat und sportliche Autos baut. Klassische Sportwagenschmieden wie Ferrari, Jaguar und Aston Martin stehen genauso im Aufgebot wie die Sportversionen bekannter Großserienhersteller Marke VW, Audi, Alfa Romeo oder Ford. Ebenfalls natürlich nicht fehlen dürfen die begehrten Exoten aus den Häusern Pagani und Königsegg.
Auch wenn TDU2 rein optisch nicht mit dem Detailoverkill etwa eines GT5 konkurrieren kann, hat Eden Games doch wieder ein paar nette Features eingebaut, die zwar schon der Vorgänger hatte, aber am großen breiten Rest des Genres offensichtlich vorbeigelaufen sind. Im Gegensatz zu anderen Rennspielen kann man mit den Boliden von TDU2 auch anders interagieren als nur damit zu fahren. Per Schnellwahl können wir während der Fahrt die Blinker und die Fensterheber betätigen sowie bei Cabrios, je nach Wetterlage, das Dach ein- oder ausfahren. Diese Funktionen stehen natürlich auch zur Wahl, wenn man in seiner Garage frei herumläuft und seine Schätze aus beliebigem Blickwinkel bestaunt, wobei das wiederum auch jederzeit während der Fahrt mit einem umfangreichen Foto-Tool machbar ist.
Gerne hätten wir in der Garage die Möglichkeit gesehen neben den Türen auch Motorhaube und Kofferraumdeckel zu öffnen, um die Illusion der Wagen noch plastischer und realer wirken zu lassen, doch leider hat sich Eden Games nicht die Arbeit gemacht diese auch zu modellieren. Ebenso bleiben übrigens die Scheibenwischer, trotz mitunter heftiger dynamischer Regenschauer, eine regungslose Attrappe. Immerhin kann man sich aber außen wie innen per rechtem Analogstick frei umsehen.
Beeindruckende Zahlen Teil 2
Zoom Neben einer dicken Automobil-Sammlung, die aller Voraussicht nach auch noch durch DLC-Pakete erweitert werden dürfte, hat TDU2 noch etwas im Überfluss und das ist Platz. Das Spiel findet, wie bereits erwähnt, auf der spanischen Insel Ibiza statt, die übrigens die drittgrößte der Balearen ist. Nun sind 570 Quadratkilometer eine verdammt große Spielwiese und um das Eiland an seiner längsten Stelle vom Südwesten hin zu Nordosten zu durchkreuzen, ist man locker einer Viertelstunde unterwegs. Aber es wird noch viel besser, denn neben Ibiza hat Eden Games auch noch Oahu, den Schauplatz des ersten TDU-Spiels und die flächenmäßig größte Insel Hawaiis, auf der Disk untergebracht.
Oahu ist noch einmal dreimal so groß wie Ibiza und wird im späteren Spielverlauf, ab Level 10, zu eurem Vergnügen freigeschaltet. Und noch eine beeindruckende Zahl offenbart sich beim Blick auf die Box der PS3-Version. Bis zu 32 Spieler im Online-Mehrspieler-Modus sind dort vermerkt. Das ist aber ein ganz klein bisschen geschummelt. 32 Spieler gibt es tatsächlich, aber nur im Freeroam und da ist es auch gut, dass es so viele Spieler sind, denn schließlich verteilen die sich auf die gesamte Insel. Die Rennen selbst sind dann auf acht Teilnehmer beschränkt, was aber immer noch okay ist.
Eine eigene Welt
Zoom Wie seinen Vorgänger will Eden Games auch TDU2 im eigenen Subgenre M.O.O.R., also Massively Open Online Racing, platziert wissen und legt von sich aus einen erhöhten Schwerpunkt auf das Miteinander. Deswegen versuchen die Franzosen den Übergang zwischen Off- und Onlinemodus so fließend und unsichtbar wie möglich zu gestalten. De Facto ist das Spiel - solange die Internetleitung verfügbar ist - im Onlinemodus. Das heißt, es werden also automatisch 31 fremde Spieler auf die eigene Karte gestreamed gegen die man antreten kann aber nicht muss. Wenn ihr zufällig einen anderen Spieler auf der Straße trefft, könnt ihr diesen per Lichthupe direkt zum Rennfahren herausfordern.
Andere Wege ins Online-Wettrennen führen über die Landkarte, wo zum einen alle aktuellen Teilnehmer vermerkt und auch alle von den Entwicklern vorproduzierten Mehrspielerrennpunkte markiert sind. Wem die nicht gefallen der kann dank entsprechendem Werkezeug schnell und einfach auch eigene Events erstellen. Kontrollpunkte auf der Karte markieren, Spielmodus auswählen und fertig ist das eigene Rennevent. Im Community-Rennzentrum können diese Rennen sogar noch online für andere Racer zugänglich gemacht werden. Dritte und letzte große Säule der umfassenden Online-Erfahrungen stellt das Club-System dar, mit deren Hilfe ihr euch mit Freunden in einem Club organisieren und gegen andere Clubs antreten aber auch nur rumhängen und chatten könnt oder besser könntet, denn die vielen Online-Möglichkeiten von TDU2 haben ein gemeinsames Problem.
Zoom Dieses Problem lautet Server. Sowohl auf der PS3- als auch bei der PC-Version gab es mehrfach Probleme Kontakt zu den Atari-Servern aufzunehmen, was natürlich erst einmal alle Online-Modi unbrauchbar macht. Darüber hinaus scheint Eden Games aber auch noch ein paar weitere Schwierigkeiten zu haben, sodass zum Beispiel trotz funktionierender Online-Anbindung die Clubs von Haus aus derzeit noch deaktiviert sind.
Wie auf dem Rummel
Ein weiterer Schwachpunkt, der den Spielverlauf von TDU2 nachhaltig negativ beeinflusst, ist die mangelhafte, weil fehlende Gegner-Intelligenz. Ihre Schwächen offenbaren sich besonders im späteren Spielverlauf, wenn der Schwierigkeitsgrad anzieht und man nicht mehr jedes Rennen von der Spitze aus kontrollieren kann, sondern sich immer wieder in Gefechten im Mittelfeld aufhält. Den Begriff Gefechte darf man durchaus wörtlich nehmen, denn die Konkurrenten scheinen weder für Tiere noch für Babys im Kinderwagen zu bremsen. Des Öfteren wird man auf der Geraden unsanft angeschoben und abgeräumt.
Besonders sehr langsame Kurven bereiten der KI immer wieder Probleme, was sich darin äußert, dass sich Staus bilden und es immer wieder zu Massenkarambolagen kommt. Das zeigt, dass die KI ziemlich stur einem vorgegebenen Pfad folgt und dabei Variablen, wie den zivilen Verkehr oder uns als Spieler, großzügig ignoriert. Am schlimmsten wirkt sich das auf Radarfallen-Events aus, bei denen keine Route vorgegeben ist, sondern die auf ein überschaubares Gebiet verteilten Messpunkte in beliebiger Reihenfolge abgefahren werden können. Wenn dann auf einen Schlag ein ganzes Rudel von Wagen versucht einen U-Turn zu produzieren, endet das fast zwangsläufig im Chaos und hat ein bisschen was von Autoscooter auf der Kirmes.
Kratzer im Metallic-Lack
Zoom Und wenn wir schon beim unfreiwilligen Lackaustausch sind, lasst uns doch auch gleich das leidige Thema Schadensmodell abhandeln. Nun, Namco Bandai weist darauf hin, dass man bewusst auf eine physikalische Auswirkung der Schäden verzichtet hat um insbesondere mangelnder Fairness im Multiplayer vorzubeugen. Das lassen wir mal unkommentiert so stehen, aber störend am Schadensmodell von TDU2 ist aus unserer Sicht auch weniger das Fehlen von physikalischen Schäden als vielmehr die inkonsequente und inkonstante Umsetzung der optischen Beschädigungen.
Theoretisch lässt Test Drive Unlimited 2 geringe optische Schäden, wie Lackkratzer und mittelprächtige Beulen, zu. Ab und an hängt auch schon mal eine Stoßstange quer herunter oder eine Tür schief in der Fassung. Tatsächlich abfallen tun solche Karosseriebauteile dann aber in letzter Instanz nicht mehr. Das Ausmaß an Schäden ist also zuallererst einmal durchaus begrenzt. Zweitens funktionieren diese Schäden einfach nicht immer. Es gibt Momente da knallt man mit fast 200 frontal gegen einen Baum bleibt einfach davor kleben und die Stoßstange hat noch nicht einmal einen Kratzer.
Wie auf Schienen
Zoom Vor dem Schadensmodell in seiner Wichtigkeit für ein Rennspiel steht aber immer noch das Fahrverhalten. Um ein möglichst breites Publikum zu erreichen, hat Eden Games drei Voreinstellungen eingebaut: Fahrhilfe, Sport und Ausgezeichnet - keine davon ist auf Anhieb wirklich brauchbar. TDU2 versagt in Sachen Fahrphysik wirklich im ganz großen Stil und das ist eine Schande, denn eigentlich ist doch alles da: Mehr als 100 exklusive Sportwagen reizen den Autonarren schon im Stand und die tausenden Kilometer malerischer Altstadtgassen, Hafenpromenaden, Serpentinen, Tunnel und Küstenstraßen wirken im Sonnuntergang der paradiesischen Inseln umso verführerischer.
Aber das Handling von TDU2 ist weder Sim noch Arcade geschweige denn ein gelungener Kompromiss aus beiden. Schuld daran ist ein ganzes Rudel an zumeist kleinen und geradezu banalen Ursachen, aber auch die Berechnung der Fahrphysik scheint nicht auf der Höhe der Zeit. Vor allem die Federung wirkt viel zu statisch und kommt, abgesehen von wirklich großen Sprüngen oder Kompressionen, so gut wie gar nicht zum Tragen. Dadurch fehlt es auch beim Anbremsen und Kurvenfahren an der nötigen Verschiebung des Fahrzeugschwerpunkts, ergo erhält man schon rein optisch kaum Feedback darüber, in welcher Lage sich der Wagen gerade befindet.
Nicht gefühlsecht
Daran ändert auch der Wechsel in die Cockpitperspektive nichts, ganz im Gegenteil. Die Cockpit-Kamera ist eine richtige kleine Zicke. Wenn man nämlich einlenkt, dreht die Kamera ein paar Grad in Richtung Kurvenscheitelpunkt, was auch durchaus sinnvoll wäre. Blöd nur, dass diese nicht analog, also passend zum jeweiligen Lenkeinschlag, sondern ab einem gewissen Lenkwinkel automatisch in eine vordefinierte Weite rotiert. Ergo hat man beim Öffnen der Lenkung ausgangs der Kurve das Problem, dass die Kamera noch zum Kurvenscheitel blickt während man außen schon auf den Grünstreifen zuschliddert.
Ein ganz ähnliches Problem hat auch die werksseitig eingestellte Empfindlichkeit der Lenkung. Die reagiert viel zu schnell und erlaubt nur grobe Fahrmanöver. Immerhin kann man als erfahrener Spieler alle wichtigen Parameter selbst optimieren, auch wenn das natürlich im Grunde die Aufgabe der Entwickler gewesen wäre. So optimiert geht es zwar schon besser ums Eck, Sahne-Drifts bleiben aber weiterhin Wunschdenken.
Auch bleibt unverständlich warum mir Eden diese Möglichkeiten gibt, aber dann nur drei feste Fahrprogramme vorgibt und keinen manuellen Einfluss auf einzelne Fahrhilfen wie Traktionskontrolle oder ESP zulässt. Um das enttäuschende Kapitel Steuerung anzuschließen haben wir exemplarisch versucht unser Fanatec Turbo S-Lenkrad an die PS3-Version zu koppeln - leider vergeblich.
Grafik
Kommen wir nun zur Optik und damit zum zweiten Teil der eigenartigen Vorwarnung aus Namco Bandais Begleitschreiben zu TDU2. Aber um ehrlich zu sein kann die Grafik durchaus als gelungen empfunden werden, denn TDU2 ist dank riesiger Sichtweiten, dicht bepflanzten Umgebungen und fließender Sonnenaufgänge immer gut für eine malerische Aussicht. Zu den weiteren Stärken der Engine gehören hübsche Baumkronen, die sich animiert im Wind schütteln, dynamische Wetterwechsel samt spiegelnder Straßen und ein neu geschriebenes Beleuchtungssystem das nicht nur für flüssige Tag-und-Nachtwechsel sorgt, sondern auch das Fahren von einer gut ausgeleuchteten Innenstadtpassage auf das quasi stockdüstere Land hervorragend und lebensecht simuliert.
Zoom Außerdem rendert die PS3 mittlerweile sogar nativ in der vollen HD-Auflösung, wenngleich das nicht selten an der Schmerzgrenze zur Unspielbarkeit. Im Endeffekt gewinnt die Sony-Hardware diesen knappen Kampf aber eigentlich und bleibt geradeso spielbar. Allerdings geht auch das natürlich nur mit Einbußen in der Bildqualität einher, wie zum Beispiel häufigen Pop-Ups im Hintergrund. Das größte Problem der Optik von TDU2 ist wohl die Optik von TDU1, denn radikal besser als sein Vorgänger schaut der Titel nicht aus und das obwohl inzwischen ganze fünf Jahre vergangen sind. Aber auch wenn das inzwischen sehr lange her ist, die zugrunde liegende Hardware ist - zumindest Konsolenseitig - die Gleiche und damit sind eben keine weiteren Wunder möglich.
Eine Klasse besser
Zoom Mehr Luft nach oben würden theoretisch aktuelle PCs bieten, denn die Next-Gen von gestern ist nun eben die Current-Gen und in Bezug auf die Leistung aktueller Gaming-PCs wohl schon wieder eher die Last-Gen. Mit neuen Effekten - Stichwort DirectX11 - können aktuelle Rechner mehr als das was TDU2 ermöglicht, aber das ist dann wohl der Preis für ein Multiplattform-Projekt bei dem man sich als PC-Zocker unweigerlich die eine oder andere grafische Schwachstelle mit den Konsoleros teilt. Beispielhaft dafür sind die Wagenmodelle, die zwar über vollmodellierte Innenräume verfügen aber im Detail doch deutlich sparsamer mit Vielecken auskommen müssen als andere aktuelle Rennspiele.
Auch Spezialeffekte, wie die Regentropfen auf der Windschutzscheibe, sind hier nur ein nasser Abklatsch von dem was beispielsweise Codemasters DiRT-Reihe auf den Bildschirm zaubert. Nur eine Hand voll Tropfen und kein animierter Scheibenwischer. Wie gesagt, der PC könnte sicher mehr. Immerhin bleibt dem stolzen PC-Besitzer der Trost das Spiel auch in höchsten Auflösungen und Details mit vollen Qualitätsverbesserern flüssig spielen zu können. Dafür reicht auch schon ein aktuelles Mittelklasse-System.
Thema verfehlt, Teil 2
Mitschuld daran, dass die Präsentation von TDU2 so baden geht, trägt auch die Soundkulisse. In Bezug auf die Synchronsprecher ist es nicht nur das was gesagt wird, sondern auch wie es gesagt wird. Das "Was" ist im Allgemeinen ausgemachter Schwachsinn und damit fehlt es dann leider auch dem "Wie" an Glaubwürdigkeit. O-Ton gefällig? Hier: "Mit 300 Meilen über die Strecke...?" Sorry Lady, aber das schafft noch nicht mal ein Bugatti Veyron, geschweige denn mein kleiner Subaru-Boxer in dem ich gerade virtuell unterwegs bin. Der kleine Boxer röhrt im Übrigen eigentlich ganz gut, aber von einem glasklaren Inferno, wie es zum Beispiel NFS Hot Pursuit an meine Ohren entlässt, ist TDU2 auch bei der Soundqualität meilenweit entfernt - fast 300 Meilen.
Schade dass da auch der Soundtrack nicht viel reißen kann. Der umfasst zwar immerhin mehr als 70 Tracks, aber die besten daraus hat Atari schon in den diversen Trailern zum Spiel verbraten, auch wenn das natürlich eine rein subjektive Auffassung ist. Schade ist auch, dass diese 70 Songs in nur zwei Radiosender gequetscht werden und besonders schade ist daran, dass die Musik nach jedem zweiten Titel entweder mit nervigen Moderationen oder möchtegern-witzigen Werbespots unterbrochen wird. Das Konzept des Radiosenders, das für Spiele wie GTA IV zweifelsohne funktionieren mag, möchte ich hier generell in Frage stellen. Wenn schon Radio, dann aber bitte, wie in Wheelman mit lokaler Synchronisation, um Authentizität zu wahren.
Fazit:
Ursprünglich hieß der Plan einmal Test Drive Unlimited 2 im November 2010 auf den Markt zu bringen. Zu Gunsten der Qualitätskontrolle gab es dann aber noch einmal extra Entwicklungszeit bis eben zum 11. Februar 2011 gewährt. So wie sich TDU2 jetzt letztendlich darstellt wurden in dieser Zeit wirklich nur die massiven Bugs beseitigt, denn kleine Stolpersteine gibt es in der Verkaufsversion in eigentlich allen Bereichen. Das Gute ist, dass diese selten das Spiel komplett ruinieren, was sich zum Beispiel an der Grafik ablesen lässt. Auf der Konsole wackelt die Framerate zwar heftig, fällt aber letztendlich nicht und unterm Strich ist die Optik trotz aller Unkenrufe doch schick und stimmig.
Schwerer wiegen dann schon die Fehler im Online-Bereich. Das zum Verkaufsstart die Server allzu oft den Verbindungsaufbau verweigern und damit der Online-Modus quasi brach liegt ist nur schwer zu verkraften, zumal die hier untergebrachten Modi und die Spielmechanik als solche einen vielversprechenden Eindruck machen und eigentlich das Herz des Spiels bilden. Aber was hilft es wenn ich zwei riesige Inseln und 100 der schönsten Sportwagen im Arsenal habe, das Handling aber keine Freude am Fahren vermittelt.
Test Drive Unlimited 2 bietet, ohne jeden Zweifel, hervorragende Voraussetzungen für ein ganz großes Fahrerlebnis, wird aber in der jetzt vorliegenden Fassung durch diverse Bugs, Fehler und auch nicht wenige merkwürdige Designentscheidungen einem Großteil seiner Faszination beraubt. Hier bleibt vorerst abzuwarten, was die Entwickler über Updates in der Lage zu richten sind. Immerhin befinden sich die Programmierer seit dem Release quasi im Dauereinsatz und haben schon für die Konsolenfassungen kleinere Verbesserungen vorgenommen.
1 22.02.2011 DS
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