Wenn es ein Subgenre aus dem Rennspiele-Universum gibt das die letzten Monate besonders stark vertreten ist, dann sind das wohl ohne Zweifel die verschiedenen Vertreter der Straßenrennspiele, die sich, allesamt inspiriert von den Kinofilmen "The Fast And The Furious" und "2 Fast 2 Furious", inhaltlich mit Fahrzeugtuning, Wettrennen, schönen Frauen und allem was sonst noch dazu gehört befassen.
Alle an der Materie interessierten Gamer, die Need for Speed Underground 2 bereits durchgespielt haben, und bis zur Veröffentlichung von Midnight Club 3: DUB Edition oder Juiced einfach Nachschub benötigen, dürfte die ab dem 21. März 2005 erhältliche PC-Version von SRS: Street Racing Syndicate gelegen kommen.
Das bereits außerhalb Europas im August 2004 erschienene Spiel stellt illegale Straßenrennen ebenso wie die anderen Titel ganz eindeutig in den Vordergrund und lässt euch euren Geschwindigkeitsrausch in L.A., Philadelphia und Miami austoben. In den drei amerikanischen Metropolen erwarten euch verschiedene Gegner und adrenalintreibende Strecken die sowohl bei Tag als auch Nacht eure Fahrkünste fordern.
Karriereeinsteig in die Street-Racing-Szene als Ersatzmann Eure Karriere als Streetracer beginnt in Street Racing Syndicate im Straßenmodus als Ersatzmann für Eddie, der ausgerechnet vor den Endläufen eines zugelassenen Rennens in L.A. festgenommen wurde. Pech für Eddie, Glück für euch, denn ihr dürft in seinem Straßenflitzer Platz nehmen und erhaltet für den Gewinn im Gegenzug einen Teil des Preisgelds. Im Anschluss daran dürft ihr euch im Autosalon eines von über 40 original-lizenzierten Autos aussuchen, wobei die Auswahl zu Spielbeginn bedingt durch euren noch eher geringen Kontostand eingeschränkt ist.
Nachdem ihr euch für einen Wagen entschieden habt, solltet ihr diesen in der Garage zunächst mit einigen leistungsfördernden Upgrades ausstatten, bevor ihr richtig durchstartet. Von Auspuffsystemen über Bremsanlagen und Elektroniktuning bis hin zu Bodykits und Nitroeinspritzanlagen, werden verschiedene Tuningteile in unterschiedlichen Leistungsstufen von 15 lizenzierten Herstellern geboten. Der Prüfstand informiert euch auf Wunsch über die Leistungswerte eures Fahrzeugs und macht die Auswirkungen des vorgenommenen Tunings sichtbar. Verändern könnt ihr außerdem auch das optische Erscheinungsbild. Zur Auswahl stehen hier realitätsgetreue Klebebilder und Designs die je nach Geschmack angebracht werden können ohne dass dadurch euer Budget belastet wird.
Patrouillierende Cops und Strafzettel Ausgerüstet mit eurem neuen fahrbaren Untersatz, könnt ihr frei wählen ob ihr zunächst die Straßen von L.A. erkunden oder direkt zu verschiedenen Rennherausforderungen springen wollt. Neben Gegenverkehr wird euch bei eurer Spritztour durch die Stadt auch die Polizei begegnen. Aber Achtung, Verkehrsvergehen werden mit Bußgeldern geahndet und die Cops schrecken auch nicht vor einer Verfolgungsjagd zurück die erst endet wenn ihr entweder entkommen seid oder gestellt wurdet. Ausschau könnt ihr beim Cruisen durch die Stadt auch nach Fahrern halten die einem spontanen Rennen nicht abgeneigt sind.
Habt ihr erst einmal einen würdigen Gegner ausgemacht, kann dieser durch betätigen der Lichthupe zu einem Roll Up Race, so die offizielle Bezeichnung, herausgefordert werden. Bevor ihr zeigen könnt was unter eurer Motorhaube steckt, werden die Wetteinsätze festgelegt, schließlich muss man ja irgendwie das nötige Kleingeld für´s nächste Tuning zusammenbekommen. An bestimmten Stellen findet ihr so genannte Street Challenges, bei denen ein Rivale praktisch nur darauf wartet mit euch um die Wette zu fahren. Vorausgesetzt ihr habt genügend Geld auf eurem Konto und stimmt den Rennbedingungen zu, könnt ihr hier zeigen wie gut ihr seid.
Neben Bargeld gibt es in Street Racing Syndicate in Form von Respektpunkten auch noch eine zweite Währung die euer Ansehen bestimmt. Das ist insofern von Bedeutung, da bestimmte Fahrer erst gegen euch antreten wenn ihr über ausreichend Respekt verfügt. Eindruck schinden könnt ihr bei den Gegnern zum Beispiel durch Rennsiege, aber auch gewagte Fahrmanöver wie zum Beispiel Drifts wirken sich positiv aus.
Abwechslung, Wetteinsätze und Herausforderungen im Straßenmodus Aufbessern lässt sich der eigene Ruf auch mit Hilfe ganz spezieller Respect Challenges. Hierbei gilt es eines von insgesamt 18 Mädchen zu beeindrucken, indem man entweder innerhalb einer vorgegebenen Zeit verschiedene Kontrollpunkte abfährt, einem anderen Fahrzeug dicht folgt ohne mit diesem zu kollidieren, oder eine vorgegebene Anzahl an Respektpunkten erzielt. Als Belohnung winkt nicht nur eine Aufbesserung des eigenen Ansehens, sondern auch die Anerkennung der Mädchen, zu denen im Lagerhaus, dem Ort an dem ihr eure Fahrzeuge sammeln könnt, Videos der meist knapp bekleideten Boxenluder präsentiert werden.
Die größten Crews in L.A. treffen sich zudem regelmäßig um Rennserien abzuhalten, den so genannten Crew Meets. Jede Serie besteht dabei aus drei Rennen die in beliebiger Reihenfolge absolviert werden können. Einzige Voraussetzung zur Teilnahme an diesen Wettbewerben ist die Erfüllung der Teilnahmebedingungen - zum Beispiel muss euer Fahrzeug über eine bestimmte Motorisierung verfügen, um bei einzelnen Veranstaltungen mitfahren zu können - und Entrichtung einer Antrittsgebühr vor dem Rennen. Als Anreiz winken eine ordentliche Stange Geld, die sich erhöhen lässt wenn ihr eine Wette darauf abschließt einen bestimmten Gegner hinter euch zu lassen, und Respekt. Das gewonnene Geld lässt sich nach einer Weile in neue Fahrzeuge investieren zwischen denen man auf Wunsch auch frei wechseln kann. In der Regel wird ein Teil der eingesackten Gewinne aber vor dem Tuning in die Reparatur fließen, denn obwohl es sich bei Street Racing Syndicate um ein eindeutiges Arcaderennspiel handelt, finden sich durchaus einige ernsthafte Ansätze. So nimmt euer Straßenflitzer durch Kollisionen Schaden der sich während eines Rennens neben der optischen Darstellung auch auf die Performance - wenn auch mitunter nur bedingt - auswirkt und somit nach Rennende behoben werden sollte. Wer fährt schon gerne mit zerbeulter Motorhaube durch die Gegend... Fehlen euch gerade einmal die notwendigen Finanzmittel, könnt ihr bei Sactioned Events antreten. Dort winken nämlich nicht nur große Preisgelder, sondern der Eintritt ist im Gegensatz zu den Street Challenges auch frei.
Schnelleinstieg gefällig? Arcade-Modus für zwischendurch
Neben dem Straßenmodus, in dem Erfolge mit der Freischaltung neuer Wettbewerbe belohnt werden, bietet das Spiel auch noch einen Arcade-Modus. Dahinter verbergen sich vier Rennarten. Im Schnellen Rennen kann man aus verschiedenen bereits aufgemotzten Autos wählen und bestimmen in welcher der drei Städte man fahren möchte. Beim Kontrollpunkt-Rennen muss man innerhalb eines festgelegten Zeitrahmen die Kontrollpunkte abfahren und erhält für jeden rechtzeitig passierten Kontrollpunkt einen Zeitbonus. Läuft die Zeit bereits vorher ab, endet das Rennen.
Die Ironman-Rennen verschaffen euch die Gelegenheit an einer Serie im Verlauf immer schwieriger werdender Rennen teilzunehmen. Eine weitere Besonderheit: Alle Schäden bleiben bestehen, wodurch sich das Fahrverhalten verschlechtert. Verfehlt man den Rennsieg, scheidet man aus dem Wettbewerb aus. Vierter und letzter Modus sind die Geschwindigkeitsrennen. Hier dürft ihr euch auf sämtlichen Strecken ein Rennen gegen die Uhr um die Bestzeit liefern - ganz ohne Gegner.
Splitscreen-Modus, Netzwerkunterstützung und Online-Rennen Erfolge innerhalb der vier Renntypen im Arcade-Modus werden zum Beispiel mit der Freischaltung von neuen Fahrzeugen belohnt, die man natürlich selbst fahren, im Lagerhaus sammeln oder im Autosalon verkaufen kann.
In Sachen Mehrspielervergnügen bietet die PC-Version neben einem Splitscreen-Modus für zwei Spieler auch die Möglichkeit im lokalen Netzwerk mit bis zu vier Spielern in sechs verschiedenen Rennmodi anzutreten und einen mittels GameSpy realisierten Online-Modus für dessen Nutzung eine Breitbandinternetverbindung von den Entwicklern empfohlen wird.
So weit zur inhaltlichen Beschreibung. Die wahrscheinlich interessanteste Frage lautet aber, wie sich der in Konkurrenz zu Need for Speed Underground 2 tretende Titel spielt? Insgesamt betrachtet hat SRS: Street Racing Syndicate durchaus einige Unterschiede zum schwergewichtigen Herausforderer von Electronic Arts zu bieten. So wirkt die optische Präsentation inklusive verschiedener vorgerenderter Szenen ansprechend. Für Abwechslung auf spielerischer Seite sorgen zum einen die reichhaltige Auswahl an unterschiedlichen Spielmodi, zum anderen der ansehnliche Fahrzeugpark und auch die Tatsache, dass die Rennen tagsüber und nachts stattfinden.
Abzüge in der B-Note Nach einer Weile kommen einem die einzelnen Strecken auf Grund ihrer meist leicht abgewandelten Varianten jedoch recht vertraut vor. Je nach eigener Vorliebe dürfte das Fahrverhalten auf euch entweder einen positiven oder wenig überzeugenden Eindruck hinterlassen. Warum? Einerseits verhalten sich die Autos alles andere als würden sie auf Schienen fahren und lassen sich selbst per Tastatur mit etwas Eingewöhnungszeit an das jeweilige Fahrzeughandling noch gut steuern. Andererseits neigen die Fahrzeuge jedoch auch dazu unkontrolliert auszubrechen und übersteuern etwas zu stark.
Einen wenig überzeugenden Eindruck hinterlassen die Computergegner, die größtenteils berechenbar sind und durch gezieltes defensives Fahren in Schach gehalten werden können. Besonders unangenehm wird es jedoch bei Kollisionen mit der KI. Wer mit dem Gegenverkehr - PKWs und LKWs - zusammenstößt oder in einen Zwischenfall mit den Computergegnern verwickelt wird, verliert gnadenlos Zeit.
Bleibt noch das Geschwindigkeitsgefühl und die Bedienung des Spiels anzusprechen. Mit insgesamt vier Kameraperspektiven - Verfolgerkamera nah und fern, Stoßstangenkamera und Motorhaubenkamera - wartet SRS auf. Lediglich die zuletzt genannten beiden Perspektiven vermögen dabei ein akzeptables Geschwindigkeitsgefühl aufkommen zu lassen, wenngleich man die auf dem digitalen Tacho angezeigten Werte nicht weiter beachten sollte. Einen gewöhnungsbedürftigen Eindruck hinterließ beim Test der Verkaufsversion des Spiels die stark Tastatur-lastige und etwas Eingewöhnung erfordernde Bedienung.
Fazit
Unterm Strich bietet das in englischer Sprache gehaltene, aber mit deutschem Handbuch ausgelieferte SRS: Street Racing Syndicate durchaus einige nette Stunden Unterhaltung und reiht sich erst einmal direkt an zweiter Stelle hinter NFSU 2 in der Wertung der Straßenrennspiele ein. Wer EA´s Straßen- und Tuningvariante bereits durchgespielt hat, und seine Reflexe bis zur Veröffentlichung von Midnight Club 3: DUB Edition und Juiced trainieren möchte, dürfte in dem von Eutechnyx entwickelten Spiel einen passablen Zeitvertreib finden. Insgesamt summieren sich zwar die Detailschwächen, doch positiv zu erwähnen ist zum einen die gelungene Präsentation, die verschiedenen Rennmöglichkeiten, dass es ein Schadensmodell gibt und die Fahrzeuge einen optisch überzeugenden Eindruck hinterlassen. Auf Wunsch kann man sich das mit der Zeit nervig werdende Herumfahren von einem zum nächsten Rennen sparen und diese auch direkt anwählen. Mit einem ausgewogeneren Gameplay und konsequenterer Ausnutzung vorhandener positiver Ansätze wäre aber durchaus noch mehr drin gewesen wäre. Alles in allem hinterlässt SRS einen guten Eindruck und bietet für den Preis von rund 20 Euro ein angemessenes Preis-/Leistungsverhältnis. Dass man dafür keinen NFSU 2 in den Schatten stellenden Titel erhält, sollte jedoch klar sein. Wer die Möglichkeit hat, wagt vor dem Kauf auf jeden Fall eine Probefahrt.
+ 21.03.2005 MK