Spieletest: SEGA Rally - Schlammcatchen de Luxe

Wer hätte das gedacht: Ausgerechnet ein Arcade-Urgestein wird für das Next Generation-Konsolenzeitalter wiederbelebt und soll dabei nichts Geringeres erreichen als Spaß zu machen und das virtuelle Rallyefahren abermals zu revolutionieren. Unser Testbericht verrät, wie sich SEGA Rally dabei schlägt.

Spieletest: SEGA Rally - Schlammcatchen de LuxeEs ist schon eine Weile her, dass wir Segas bunte Rallyeboliden um die Kurven haben driften sehen. Um genau zu sein annähernd acht Jahre lang liegt der letzte Auftritt des Arcade-Klassikers auf heimischen Bildschirmen zurück, im November 1999 nämlich erschien Sega Rally 2. Doch das neue SEGA Rally ist, wenn man so will, streng genommen schon das vierte Spiel, schließlich erschien Anfang 2006 Sega Rally für die PlayStation 2, allerdings nur in Japan. Nach Europa hat es diese Ausgabe hingegen nie geschafft. Mit SEGA Rally, welches in den USA unter dem Namen SEGA Rally Revo veröffentlicht wurde, kommt nun ein kompletter Neuanfang.

Während die 2006er Version nämlich noch in Japan produziert wurde, stammt das neue Spiel gänzlich aus der Feder des neu gegründeten Sega Racing Studios in England. An dieser Stelle wird vielleicht der ein oder andere langjährige Fan, ob der Gefahr des Identitätsverlustes, aufschreien, doch zumindest handelt es sich auch bei den neuen Schöpfern um ausgewiesene Rennspielexperten, allen voran Guy Wilday, der Fans eines gewissen Colin McRae Rally bestens bekannt sein dürfte. Aber bleibt sich SEGA Rally deshalb auch selbst treu?

Bewährte Zutaten

Spieletest: SEGA Rally - Schlammcatchen de Luxe Der erste Eindruck beim Starten des Spiels gibt auf diese Frage ein sehr deutliches "Ja" als Antwort. Denn was den Inhalt und die Spielmodi betrifft, outet sich auch die SEGA Rally-Revolution anno 2007 als echtes Arcadespiel. Das Hauptmenü gibt sich insgesamt sehr schlank und beinhaltet einen mehrstufigen Meisterschaftsmodus. Ziel des Spielers ist es in den verschiedenen Rallyes möglichst viele Punkte zu sammeln, um dadurch einerseits neue Autos und Fahrzeugdesigns freizuschalten als auch Zugang zu weiteren Rallyes zu erhalten. Außerdem stehen noch die Spielmodi Schnelles Rennen und der umfangreiche Mehrspielerbereich zur Auswahl. Letztgenannter ermöglicht es entweder per Splitscreen oder über das Internet gegen andere Spieler zu fahren.

Für den gepflegten Rallye-Ausritt stehen weit mehr als 30 verschiedene Boliden, original-lizenziert versteht sich, zur Verfügung. Wie es sich für ein Spiel das den Namen SEGA Rally trägt gehört, finden sich nicht nur aktuelle World Rallye Cars sondern auch die größten Stars vergangener Tage wie der legendäre Audi Quattro oder Lancia Stratos in der Auswahl. Neu hinzu gekommen ist außerdem die Kategorie der getunten Vehikel. In der finden sich unter anderen seriennahe Modelle, wie etwa ein Golf GTI aber auch Exoten, wie die Dakar-Version des Mitsubishi Pajero. Zu der ausgiebigen Fahrzeugauswahl kommt die ausreichende Streckenauswahl hinzu, welche sich aus sechs Umgebungen mit jeweils drei Strecken, die auch in Gegenrichtung befahren werden können, zusammensetzt.

Zwischen Klassik und Moderne

Spieletest: SEGA Rally - Schlammcatchen de Luxe Diese sechs Locations sind zwar allesamt komplett neu, greifen aber unweigerlich den typischen Sega-Stil auf der so essentiell wichtig für diese Spiele ist. Dementsprechend orientieren sich die Etappen mit den Themen Safari, Tropical, Alpine, Canyon, Arctic und Coastal sehr nah an dem was alte Sega Rally-Haudegen kennen und lieben – mit einer entscheidenden Veränderung. Während man bisher bei Sega Rally immer mit einem Handicap startete und es dann galt so viele Konkurrenten wie möglich auf der Strecke ein- und zu überholen, startet man nun wie bei einem Grand-Prix-Rennen aus einer Startaufstellung.

Das ist schon ein erheblicher Konzeptwandel, weswegen SEGA Rally streng genommen eher der Gattung Rallyecross denn Rallye zuzuordnen wäre. Der Nachteil an dieser Ausrichtung ist, dass der Kampf gegen die Uhr etwas an Dramatik einbüßt. Der Vorteil sind enge, packende Positionskämpfe und deutlich mehr Daueraction auf der Strecke und eben dafür mussten auch gänzlich neue, darauf optimierte Strecken her. Das Ganze funktioniert auch wirklich sehr gut, dennoch schwingt bei mir als altem Sega Rally-Fan auch etwas Wehmut mit. Die alte Spielart hätte dem neuen Spiel natürlich aus rein emotionaler Sicht als zusätzlicher Inhalt in punkto Abwechslung gut zu Gesicht gestanden.

Arcade vs. Realismus

Spieletest: SEGA Rally - Schlammcatchen de Luxe Es gibt nur wenige Spiele die sich so voll und ganz dem Arcadeprinzip verschrieben haben wie die Produkte aus dem Hause Sega. Und weil Adel verpflichtet, macht auch das neue SEGA Rally da keine Ausnahme. Und damit kommen wir zum eigentlichen Highlight des Spiels, der Fahrphysik, die den bemerkenswerten Spagat schafft die Geschwindigkeit und Zugänglichkeit eines Arcade-Titels mit einer erstaunlichen Spieltiefe zu verbinden. Der Schlüssel zu diesem Erfolg heißt Geodeformation. Das bereits im Vorfeld viel gepriesene Feature ermöglicht es die Auswirkungen der Fahrzeuge auf jedem beliebigen Untergrund realistisch zu simulieren.

Das bedeutet, dass jeder Wagen und jedes Rad je nach Fahrbahnbelag unterschiedliche Spurrillen hinterlassen. Bei SEGA Rally sind das jedoch nicht nur optische Effekte sondern echte Deformierungen, bei denen sich die Polygone der Bodenschicht entsprechend verschieben, sodass diese Rillen auch wirklich physikalisch vorhanden sind und damit natürlich auch Einfluss auf das weitere Fahrverhalten des Wagens nehmen. Das Schöne ist, dass dieses realistische Element nicht etwa ein Störfaktor im Arcade-Ambiente ist, sondern sich sehr gut einfügt.

Das Rad neu erfunden?

Spieletest: SEGA Rally - Schlammcatchen de Luxe Will heißen, dass die sensiblen Böden dafür sorgen, dass die Wagen mehr und unkontrollierter rutschen und somit der Fahrer mehr zu tun hat, als im ursprünglichen Sega Rally. Gleichzeitig ist es aber nicht so, dass man für jede Kurve planen müsste wie sehr sich der Boden abgenutzt hat. Vielmehr kann man relativ unbehelligt und mit Vollgas in die Kurven rasen, um den Wagen dann zum Driften zu bringen und dann bei Unebenheiten mit leichten, schnellen Korrekturen an der Lenkung je nach Situation die Kurve zu meistern. Das ist keinesfalls schwer, erfordert aber mehr Einsatz vom Fahrer und bereitet damit mehr Spaß.

Gar nicht hoch genug anzurechnen kann man den Entwicklern, dass diese es trotz dieses tiefen Eingriffs in die Spielphysik geschafft haben das Handling unglaublich nah am Original zu halten. Wie die Wagen in SEGA Rally um die Kurven driften sieht nicht nur so aus wie bei den klassischen Vorgängern, sondern fühlt sich auch verblüffend gleich an. Die Boliden driften nämlich fast ausschließlich durch Powerslides. Das heißt, dass diese nur selten beim Einlenken Übersteuern und vielmehr sanft das Hinterteil herumschieben, wenn man in der Kurve ordentlich das Gaspedal strapaziert. Großartiges Gegenlenken oder ähnliche Korrekturarbeiten werden dadurch überflüssig und das arcadige Handling damit vollendet.

Hast du einen Schaden?

Spieletest: SEGA Rally - Schlammcatchen de Luxe Auch SEGA Rally verzichtet, wie es sich für ein echtes Spiel der Arcade-Reihe gehört, so möchte man schon fast anmerken, auf jegliche Art von Schadensmodell. Zwar hätte man dem Titel durchaus wenigstens ein rein optisches System spendieren können, welches den Arcade-Grundsätzen nicht im Wege stehen würde, doch vor dem Hintergrund des Originalitätsgehalts kann man auch durchaus der Meinung sein, dass dieses Spiel auch gar kein Schadensmodell braucht und die alteingesessenen Fans wird es wohl ohnehin kaum stören.

Der eine oder andere wird aber vielleicht das einstige umfangreiche Setup-Menü vermissen. Das wurde nämlich zu Gunsten einer simplen Auswahl aus zwei Setup-Vorgaben, eine für losen Untergrund und eine für die Straße, wegrationalisiert. Das Setup-Menü an sich vermissen wir zwar nicht, aber zumindest die freie Auswahl unterschiedlicher, auf die jeweiligen Bedingungen zugeschnittener Reifen hätten wir uns aus Gründen der Authentizität zurück gewünscht.

Der Sega-Look

Spieletest: SEGA Rally - Schlammcatchen de Luxe Keine Wünsche offen bleiben hingegen bei der Grafik. SEGA Rally markiert eindeutig den nächsten Schritt in Sachen Next-Gen-Grafik. Auch wenn man natürlich berücksichtigen muss, dass die Basis für starre Rundkurse nun wahrlich keine technische Herausforderung darstellt, hat das Sega Racing Studio doch reichlich Wege gefunden um die dort eingesparte Rechenpower anderweitig zu nutzen. Zum einen wäre da natürlich das aufwendige Geodeformationssystem zu nennen, doch das bleibt nicht der einzige optische Leckerbissen. So wissen alle Strecken mit verschwenderischen Hintergrundanimationen zu gefallen. Ob es nun lebensechte Elefanten auf der Safari-Stage, Helikopter, die über der Strecke kreisen oder die zahlreichen Zuschauer sind.

Eben diese wollen sich aber nicht mehr über die Strecke trauen, obwohl sie den Mut schon zu Sega Rally 2-Zeiten (Anm. d. Red. 1999) aufgebracht haben. Freilich ein Detail, welches man bei den detaillierten Landschaften mit ihrem bombastischen Wasser- und Schlammeffekten verzeihen kann. Zu guter Letzt passen sich auch die Wagen stimmig ins Sega-typisch bunte Gesamtbild ein, da diese kaum ein Detail vermissen lassen und mit hübschen Schattierungen und Spiegelungen prahlen. Der einzige Kritikpunkt, den sich die Grafiker gefallen lassen müssen, findet sich noch nicht einmal in der vorbildlichen Framerate sondern in der bescheidenen Bildqualität, die vor allem unter Pop-Ups im Hintergrund und dem sichtbaren Nachzeichnen der Bodentexturen leidet.

...und Sega-Sound

Ein weiterer Grund, warum das Spiel direkt als Sega-Produkt auszumachen ist, findet sich im Sound. Während die Motorengeräusche schön satt und abwechslungsreich, wenngleich nicht gnadenlos realistisch sind, sind es vor allem die Hintergrundgeräusche, die Musik und die Stimme des Beifahrers, die unweigerlich den Charme der alten Arcade-Klassiker hervorrufen. Tatsächlich könnte man glatt der Ansicht verfallen, dass Menü-, Rutsch- und Driftsounds, sowie der Co-Pilot direkt aus Sega Rally 2 importiert worden sind – und das ist gut so!

Fazit:

Fassen wir zusammen: Auch SEGA Rally anno 2007 hat mal wieder seinen ganz eignen Kopf. Die Entwickler haben sich weder zu sehr von der Next-Gen-Hysterie, noch von all den anderen modernen Entwicklungen im Genre beeinflussen lassen - und das erweist sich als goldrichtig, denn dadurch unterscheidet sich das Spiel in wesentlichen Punkten von der Konkurrenz, entzieht sich so nahezu dem Wettbewerb und hat seine eigene kleine aber feine Nische gefunden. Damit kann man auch all die Schwarzmaler beruhigen, welche bei der Ankündigung eines völlig neuen, verantwortlich zeichnenden Entwicklungsteams bereits Schlechtes vorausgeahnt hatten. Das Team um Guy Wilday beweist, dass man sich einhundertprozentig mit Sega identifiziert.

Und das tut auch das Spiel selbst. Das SEGA Rally des Jahrgangs 2007 ist genauso ein Original und Arcade-Rennspiel wie es dessen Großvater 1995 war. Man könnte fast meinen die Seele dieses Spiels sei wiedergeboren worden, so dicht bewegen sich Handling und Stil am Original. Doch es wird sogar noch besser. Denn das Sega Racing Studio hat es eben nicht nur geschafft die alten Werte zu konservieren und in eine zeitgemäße Hülle zu stecken, sondern hat mit dem Geodeformationssystem auch seine eigenen Ideen verwirklicht, die aber nicht kontraproduktiv wirken, sondern das bisherige Spielprinzip noch verfeinern. Wirklich eine großartige Leistung und die kein Rennspieler verpassen sollte.



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