ZoomSEGAs OutRun-Franchise kann auf eine der längsten und traditionsreichsten Geschichten der gesamten Videospielwelt zurückblicken. Immerhin datiert der erste Titel, damals noch als Automatenversion für die Spielhöhlen, aus dem Jahr 1986. Seitdem folgten diverse Nachfolger und Ableger für die unterschiedlichsten SEGA-hauseigenen Hardware-Plattformen und, nachdem das japanische Unternehmen diesen Geschäftszweig aufgegeben hat, nun auch seit einiger Zeit für alle relevanten Plattformen am Markt.
Der neuzeitliche Abschnitt der OutRun-Historie begann 2004, als mit OutRun 2 ein Nachfolger/Remake für die Xbox von Microsoft entwickelt wurde. Zwei Jahre später wurde dieser Titel als erweiterte Version unter dem Namen OutRun 2006: Coast 2 Coast auch für den PC, die PS2 und die PSP nachgereicht. Nun, weitere 3 Jahre später also, scheint es wieder an der Zeit für eine neue Runde OutRun zu sein. Zugriff auf Outrun Online Arcade erhält man heutzutage allerdings nicht mehr über den guten alten optischen Datenträger aka Compact Disc beziehungsweise Digital Versatile Disc, sondern ausschließlich und exklusiv über den Xbox Live-Marktplatz und das PlayStation Network. Bei Microsoft kostet das Game rund 800 Points und bei Sony knapp 10 Euro.
Wie eh und je
Für sein Geld bekommt man zunächst einmal das typische OutRun-Spielprinzip. Will heißen: Ihr schnappt euch einen von 10 schicken Ferrari, ladet je nach Spielmodus eure Freundin auf dem Beifahrersitz oder dem Straßenrand ab und driftet kreuz und quer durch den Verkehr und 15 stilvoll in Szene gesetzte Landschaften, mit dem Ziel entweder die Zeit- oder eine von vielen anderen Zielvorgaben zu schlagen. Grundsätzlich bietet das Spiel dabei mit dem OutRun-Modus, dem Herzinfarkt-Modus und weiteren Abwandlungen, beispielsweise mit einem Zeitlimit, die klassischen Spielmodi. So wird das manchmal etwas eintönige Rennen gegen die Uhr gezielt aufgepeppt. 
Zoom Irgendwie schade und eigentlich auch unverständlich ist, dass es nicht der gesamte Content aus OutRun 2006 in das neue Spiel geschafft hat. So müsst ihr bei der Fahrzeugauswahl zum Beispiel auf so beliebte Modelle wie den F430 und dessen Cabrio-Version verzichten, aber auch vom brandaktuellen California fehlt jede Spur. Damit nicht genug, denn auch ein paar der Strecken, welche 2006 mit an Bord waren, sind nun spurlos verschwunden. Damit bietet OutRun Online Arcade nicht mehr die ganz große, aber gerade noch so genug Auswahl und Abwechslung. Möglicherweise plant SEGA aber auch weitere Inhalte nachträglich per DLC zu veröffentlichen.
Wie auf Schienen quer durch die Kurve
Neben den schicken italienischen Edelflitzern und den Landschaften im besten Postkarten-Stil, kann man OutRun noch an einer weiteren Eigenschaft einwandfrei identifizieren, nämlich das einzigartige Fahrgefühl. Wohl kaum ein anderer Arcade-Titel schafft es die Kunst des Driftens so charmelos und gleichzeitig doch äußerst unterhaltsam zu banalisieren. In OutRun Online Arcade geht es ziemlich schnell um die Kurven und das am besten quer. Als echter Arcade-Renner geht es auch gar nicht darum den Wagen möglichst neutral zu halten, auch wenn das in der Realität nun mal der schnellste Weg ist eine Kurve zu durchqueren. 
Zoom So stellen die PS-starken Ferrari-Boliden zwar gerne ihr Hinterteil aus, tun das jedoch ohne dabei Geschwindigkeit einzubüßen und ohne den Fahrer zu überraschen. Ganz im Gegenteil: Der Schwenk mit der Heckpartie ist zwar optisch gewaltig, spielerisch aber so leicht zu kontrollieren, als einem Baby den sprichwörtlichen Schnuller zu klauen. Die Herausforderung beim Pilotieren eines Ferrari in OutRun liegt nicht darin einen hübschen Drift hinzulegen; das ist nur optisches Beiwerk, gewissermaßen die Kür. Die Kunst ist es, die Sportwagenflunder im Dauerdrift durch beinahe bizarre Kurvenkombinationen und dichtes Verkehrsgetümmel zu steuern.
Insgesamt gefällt die Steuerung auf der PS3 noch ein bisschen besser als die 2006er-Ausgabe auf der Vorgängerkonsole. Die Lenkung ist direkt, wie eh und je, dank des größeren Aktionsradius der PS3 Analog-Sticks und den Analogen Schultertasten, welche nun in der Standardeinstellung die Funktion des Gas- und Bremspedals übernehmen, lassen sich die Wagen aber nun noch ein klein wenig genauer auf der Strecke positionieren. Was die Performance anbelangt gibt es im Übrigen keine nennenswerten Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen. So ist es im Grunde genommen egal, ob ihr mit einem über 30 Jahre alten Dino GTS oder einem aktuellen Enzo unterwegs seid. Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit sind dem Gameplay angepasst und damit quasi identisch, lediglich vom Fahrgefühl her mag man die beiden noch eventuell unterscheiden können.
Der Name ist Programm
Zoom Das charakteristische Feature, welches OutRun Online Arcade auszeichnet, und von all seinen Vorgängern abhebt, ist natürlich, wie sollte es anders sein, der Online-Modus. Per Breitbandverbindung können bis zu sechs Spieler simultan und direkt Kopf-an-Kopf gegeneinander um die Wette fahren. Das Spiel bietet dabei zahlreiche, Genre-übliche Einstellungsmöglichkeiten, um die Online-Rennen ganz auf den individuellen Geschmack der Teilnehmer einzustellen. Zum Beispiel kann man mit oder ohne Kollisionsabfrage fahren, den Aufholbonus für zurückgefallene Fahrer aktivieren oder deaktivieren und einzelne Startplätze für Freunde reservieren.
Besonders nett fällt an dieser Stelle wieder einmal der Zufalls-Button auf, der blitzschnelles Kreieren von immer wieder unterschiedlichen Renn- und Regelkonfigurationen ermöglicht. Um die Online-Erfahrung abzurunden, bietet OutRun Online Arcade neben dem eigentlichen Rennen natürlich auch Ranglisten, Sprach-Chat-Funktionen und die Unterstützung für die PS3-Trophäen-Sammlung.
Geschärfter Blick
Zoom Offensichtlich ist die Technik in den vergangenen drei Jahren seit dem letzten OutRun-Spiel alles andere als stehen geblieben und so liefert auch OutRun Online Arcade eine aufgewertete Optik ab. Allerdings sollte man dabei keinen allzu großen Sprung erwarten. Den typischen, bunten Arcade-Look hat Sumo Digital ohnehin beibehalten und so glänzt Online Arcade in erster Linie durch die erhöhte Auflösung. Hinzu kommen dann natürlich maximierte Detailstufen für Wagen, Umgebung, Texturen und Effekte. Nichtsdestotrotz erkennt man an der einen oder anderen Stelle bei genauem Hinsehen teilweise eckige Polygonkanten und verwaschene oder pixelige Texturoberflächen.
Die nette Sichtweite und die nun noch stärkeren und schöneren Reflektions- und Blendeffekte überdecken die kleinen Schwächen im Großteil der Spielzeit in Zusammenarbeit mit der flüssigen und rasend schnellen Darstellung jedoch gekonnt, sodass das Gesamtbild, welches OutRun Online Arcade auf die Netzhaut des Betrachters bringt, einfach nur sympathisch und gern gesehen ist.
Retro pur
Zoom Auch beim Sound knausert die Online-Ausgabe ein wenig. Zwar tönen auch bei OutRun Online Arcade wieder die bekannten und beliebten 80er-Retro-Synthi-Melodien aus den Boxen, jedoch gibt es auch hier wieder etwas weniger Auswahl als das schon in OutRun 2006 der Fall war. Außerdem fetwas nervig ist, dass es an dieser Stelle im Menü mal wieder keinen Zufallsbutton gibt, sodass man sich entweder schnell, gezielt für einen Titel entscheiden muss oder aus Faulheit immer wieder dieselbe Leier hört. Ebenfalls bedauerlich ist, dass man nicht mal gegen Geld oder gute Worte die Songs von der eigenen Festplatte im Hintergrund benutzen darf.
Die übrigen Teile der Soundkulisse, wie SFX-Geräusche und Stimmen scheinen ebenfalls quasi eins zu eins aus den Vorgängern zu stammen, klingen aber definitiv eine Spur hochwertiger und sauberer, was eine generell leicht erhöhte Soundqualität vermuten lässt. Aber auch die passende Wiedergabequalität an sich täuscht nicht darüber hinweg, dass die Synchronisation der Freundin irgendwo zwischen stimmig bis absolut unmotiviert schwankt.
Fazit:
OutRun Online Arcade ist genau das geworden, was man sich bei einem Remake für die neuen Online-Vertriebsplattformen vorstellt. Ein technisch leicht aufpoliertes Spiel mit den klassischen Inhalten und Werten, die natürlich auch in hoher Auflösung nichts von ihrem Reiz eingebüßt haben. Die neue Online-Abteilung hat Sumo Digital mit all seiner Routine technisch sauber und inklusive aller standesgemäßen Funktionen umgesetzt. Auch die 9,99 Euro dürften für jeden alteingesessenen, echten SEGA-Arcade-Fan ein fairer Preis sein, auch wenn der Umfang im Vergleich zum 2006er Vollpreis-OutRun etwas gelitten hat. So oder so ist OutRun Online Arcade eine richtig runde Sache und genau das Richtige für einen schnellen Drift zwischendurch.
+ 09.05.2009 DS
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