Spieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt Realismus

Kann das neue Need for Speed SHIFT nach Jahren die NFS-Fans aus der zwischenzeitlichen Mittelmäßigkeit erlösen und ein echtes Rennerlebnis bieten? Im ausführlichen Testbericht gibt es die Antwort darauf und viele weitere Infos.

Spieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt RealismusWas für eine bewegte Geschichte hat das NFS-Franchise bereits hinter sich. Mitte der Neunziger als Vorreiter in Sachen Realitätsnähe mit Fahrzeuglizenzen und originalgetreuen Cockpits gestartet, hat die Serie in ihrer beinahe sechzehnjährigen Geschichte inzwischen so ziemlich jede Trendänderung mitgemacht die das Racing-Genre je gesehen hat. Manche war zum Vorteil, andere vielleicht weniger. Doch in den letzten Jahren verlor das einstige Vorzeigefranchise spürbar und sukzessive an Substanz. Viele behaupten, dass es nach dem großartigen zehnten Teil, Most Wanted, nur noch bergab ging.

Den traurigen Tiefpunkt dieser bedauerlichen Abwärtsspirale markierte im vergangenen Jahr unbestritten NFS Undercover, das sich zu allem Überfluss, trotz durchweg miserabler Wertungen, auch noch erstaunlich gut verkaufte. Auf der anderen Seite scheint EA dadurch bewusst geworden zu sein, welch enormer Wert in der Marke Need for Speed steckt und dass diese etwas Besseres verdient hat. Deswegen kommt jetzt der radikale Rundumschlag, die lebensrettende Notoperation am offenen Herzen des kriselnden Patienten. Alle vorigen NFS Games sind vergessen, ja sogar der alte Entwickler EA Black Box musste dran glauben und das Feld räumen.

Die Stunde Null

Dessen Platz nehmen die Slightly Mad Studios ein. Ein Entwicklerstudio das quasi aus der Insolvenzmasse von Blimey! Games, deren Mitarbeiter früher an den GTR-Spielen mitgewirkt haben, auferstanden ist und somit über ausreichend Kompetenz im Genre verfügen sollte. An die Stelle der illegalen Straßenraserei rückt einfacher, geradliniger, realer Motorsport mit echten Wagen auf echten Rundstrecken. Aber auch dieses Konzept gab es schon einmal, zumindest in leicht ähnlicher Form, vor gar nicht allzu langer Zeit in der NFS-Historie.

Kennen wir uns?

Spieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt RealismusSpieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt Realismus  Zoom Erst vor zwei Jahren versuchte sich EA Black Box daran, die Tuningwelt in die Legalität zu bewegen. Das Spiel hieß damals ProStreet und ging unter anderem mit dem Versprechen einer realistischen Fahrphysik und einem wegweisenden Schadensmodell an den Start, um anschließend an einer ruckeligen Bildwiederhohlrate und diversen spielerischen Stolpersteinen zu scheitern. Und trotzdem hat sich Slightly Mad ein wenig beim indirekten Vorgänger bedient, denn einige der fiktiven Rennkurse aus ProStreet, wie Willow Springs oder Tokio, finden sich auch in der Auswahl von SHIFT.

Gute Wahl

Insgesamt gibt es achtzehn Locations im Spiel, die allesamt mit mehreren Streckenlayouts zur Ausfahrt locken. Doch viel entscheidender als die reine Menge der Strecken ist die Auswahl der Kurse, die es ins Spiel geschafft haben. Neben den eben erwähnten fiktiven Kursen gibt es nämlich auch Strecken an realen Orten, wie den spektakulären Stadtparcours im Herzen Londons, sowie eine gute Hand voll realer Rennstrecken. Hier schlägt SHIFT mit weltbekannten Kursen, wie Laguna Seca, Silverstone, Spa-Francorchamps und der Nordschleife direkt ins Herz ernsthaft interessierter Motorsportfans.

Spieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt RealismusSpieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt Realismus  Zoom Ganz ähnlich verhält es sich auch mit den Fahrzeugen im Spiel. An die überragenden Fahrzeugzahlen seiner potenziellen, zukünftigen Gegner Gran Turismo 5 und Forza Motorsport 3, kann NFS SHIFT zwar mit knapp 70 Wagen nicht heranreichen, aber auch diese Zahl reicht aus, um die wichtigsten Hersteller und die spektakulärsten Sportwagen, die der Markt gegenwertig hergibt, mit im Spiel zu haben. Egal ob ihr gerne in einem typischen Tuner, wie dem Subaru Impreza WRX STI, einem Volkssportler, wie dem Scirocco, einem Luxussportler, wie dem aktuellen BMW M3 oder einem Supersportwagen vom Kaliber eines Pagani Zonda Platz nehmen möchtet, NFS SHIFT hat sie fast alle. Und wie man EA so kennt, dürften wohl noch weitere Schmuckstücke später per DLC folgen.

Weniger ist mehr

All die Inhalte präsentiert SHIFT übrigens in einem neuen, frischen und simplen Menülayout. Neben dem Quick Race und der Online-Anbindung für bis zu acht Spieler steht vor allem der Karrieremodus im Zentrum des Hauptmenüs. Wie in den diversen Vorgängern, startet ihr auch hier zunächst mit einem kleinen Budget und arbeitet euch nach und nach durch Erfolge durch vier Stufen verschiedener Events bis zur Spitze, an der dann die NFS World Tour auf euch wartet.

Im Gegensatz zu den direkten Vorgängern läuft die gesamte Karriere ohne den Streetracing-Schnickschnack und eine aufgeblasene Möchtegern-Hollywood-Storyline ab. Nichtsdestotrotz schafft SHIFT durch flott geschnittene Videoschnipsel, die hin und wieder eingeworfen werden, und durch zahlreiche Audiokommentare eine nette und lebendige Atmosphäre, die sich aber dieses Mal eben auf das Wesentliche beschränkt.

Feuer frei!

Spieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt RealismusSpieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt Realismus  Zoom Nachdem wir die Formalitäten nun geklärt haben, kann es ja endlich los gehen, richtig? Denkste! Zunächst einmal möchte SHIFT rund 3 GB an Daten auf der Festplatte unserer Test-PS3 ablegen, dann geht es aber wirklich in medias res, denn das Spiel setzt euch gleich zu Beginn in das adrette Cockpit des aktuellen BMW M3 der Baureihe E92. Dieser kleine Appetizer findet im britischen Brands Hatch statt, einer weiteren echten Rennstrecke im Aufgebot, und dient dem Game hauptsächlich dazu euer Können zu überprüfen und anschließend eine Empfehlung in Sachen Gegner-Stärke und Fahrphysik-Schwierigkeit auszusprechen.

Diese Empfehlung ist sinnvoll, weil SHIFT, wie viele moderne Racing-Games, auf ein mehrstufiges Fahrmodell setzt. Anstatt alle Spieler über einen Kamm zu scheren, hält das neue NFS erstmals mehrere Fahrstufen für jeden Anspruch und Erfahrungsreichtum, vom Hobbygamer bis hin zum Möchtegern-Profi, bereit. Zusätzlich zur Fahrphysik lassen sich außerdem die Stärke der Gegner-KI, das Ausmaß des Schadensmodells und die Fahrhilfen separat justieren, um einen individuell perfekt angepassten Schwierigkeitsgrad zu erhalten. Eigentlich super, allerdings müsst ihr dafür jedes Mal bis ins Optionsmenü zurückhecheln und könnt nicht einmal ABS und Traktionskontrolle aus dem Pausen-Bildschirm heraus anpassen.

Wunsch und Wirklichkeit

Spieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt RealismusSpieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt Realismus  Zoom Mit so vielen Einstellmöglichkeiten ausgestattet nimmt man den Slightly Mad Studios ohne weiteres ab, dass sie es in Sachen Fahrverhalten und realistischem Racing mit den etablierten Größen des Genres aufnehmen können. Und damit kommen wir auch schon zum Pudels Kern, dem Gradmesser mit dem jedes gute, realistische Rennspiel, zu denen ja SHIFT nun auch gehören möchte, steht und fällt, dem Fahrverhalten. Eines vorweg: Fallen tut SHIFT nicht gerade, aber das Endprodukt ist nicht so ausgefeilt wie man sich das vielleicht erhofft hatte.

Grundsätzlich hat man, sobald man der leistungsstarken Fahrphysik freien Lauf lässt und auf Fahrhilfen verzichtet, alle Hände voll zu tun. Wer den Bremspunkt verpennt, schliddert böse untersteuernd in Richtung Grasnarbe. Wer im Kurvenscheitel seinen Gasfuß nicht im Zaum halten kann, provoziert teils massive Heckschwenks und muss sehen wie er damit klarkommt. Klingt auf den ersten Blick sehr realistisch und gerade für erfahrene Gamer unterhaltsam, doch die Wahrheit ist leider, dass NFS SHIFT nicht gerade besonders geschickt dabei ist seine physikalischen Stärken in Fahrspaß umzumünzen, wofür es mehrere Gründe gibt.

Wie ein Schlachtergeselle

Spieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt RealismusSpieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt Realismus  Zoom Das Problem ist, wer wirklich die pure Fahrerfahrung sucht, und auf Traktions- sowie Stabilitätskontrolle verzichtet, hat die Leistung seines Boliden eigentlich nie richtig unter Kontrolle, denn in der höchsten Voreinstellung rutschen die Karren quasi permanent auf dem Asphalt herum als wenn es Glatteis wäre. Selbst bei niedrigen Geschwindigkeiten brechen die Wagen immer wieder aus und sind nur mit größter Mühe wieder einzufangen. Zusammen mit der indirekten, unsensiblen Lenkung wird es dann zu einer wahren Tortur den Kurvenscheitelpunkt optimal zu treffen. Aber auch nur die Ideallinie halten zu wollen kann zur Herausforderung werden.

Die Lenkung über den Analogstick des Dual Shock 3-Controllers trägt schon fast schizophrene Züge. Während sich das Volant um die Mittellage so schwammig wie eine Portion Glibbermasse anfühlt, reagiert es anschließend viel zu heftig. Kaum hat man den Dreher um die linke Seite verhindert, haut einen der Gegenpendler umso heftiger rechtsherum in die Leitplanken. Die Ursache und auch Lösung dafür findet man im Optionsmenü, wo sich die Standard-Steuerung nämlich anpassen lässt. Serienmäßig ist die tote Zone des Sticks auf satte 29 Prozent eingestellt, was nichts anderes bedeutet, als dass man erst einmal ein Drittel des Weges drücken muss, bevor die Räder überhaupt auf den Lenkimpuls reagieren.

So gesehen ist NFS SHIFT ein oller Angeber, denn mit der eigenwilligen Einstellung der überspitzt reagierenden Steuerung kreiert das Game quasi mehr spektakuläre Bilder in dem es den Wagen von einem Extremzustand in den nächste stürzt. Das sieht zwar vielleicht aufregend aus, aber zum Fahren ist das, ohne Fahrhilfen und Lenkrad, wie ein Tritt in den Hintern. Nichtsdesto trotz, so realistisch wie SHIFT war noch kein NFS zuvor.

Modi-Mania

Spieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt RealismusSpieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt Realismus  Zoom Wie man es von den vielfältigen Vorgängern gewohnt ist, sorgt NFS SHIFT auch ganz ohne offene Spielwelt und Polizei-Verfolgungsjagden mit links für genügend Abwechslung im Gameplay. Grundsätzlich gibt es zwar eigentlich nur drei Rennarten, doch mit allerhand Modifikationen basteln die Entwickler aus den drei Grundrennformen Rennen, Drift und Zeitfahren viele verschiedene Event-Typen, sodass keine Monotonie aufkommt. Zum Beispiel gibt es in jeder der vier Karrierestufen so genannte Car-Battles, also Rennen bei denen legendäre Herstellerduelle wieder aufleben. So stellt ihr zum Beispiel endgültig klar, welches das bessere Muscle Car ist, die Chevy Corvette oder doch die Dodge Viper.

Zusätzlich zu den normalen Karriere-Events gesellen sich dann außerdem immer wieder noch Einladungs-Events, bei denen es ebenfalls darum geht spezielle Vorgaben zu erfüllen, wie beispielsweise mit einem vorgegebenen Wagen auf einem Streckenabschnitt der Nürburgring Nordschleife eine Bestzeit in den Asphalt zu brennen. Daneben gibt es zum Beispiel auch die aus ProStreet bekannten Sektoren-Bestzeiten-Events, bei denen ihr nicht einfach nur die schnellste Runde für euch verbuchen, sondern auch in den einzelnen Sektoren vorne dabei sein müsst.

Der Clou

Spieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt RealismusSpieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt Realismus  Zoom Um im SHIFT-Karrierebereich voranzukommen, müsst ihr natürlich Rennen gewinnen, doch das ist nicht das Einzige, was euch weiterbringt, denn zusätzlich gibt es auch während der Rennen Punkte zu verdienen anhand deren Anzahl ihr im Anschluss wiederum Sterne erhaltet die neue Stufen und Events im Karriereablauf freischalten. Das klingt jetzt ehrlich gesagt komplizierter als es eigentlich ist, denn das Prinzip dahinter ist ein ganz einfaches. NFS SHIFT verfolgt, wie in der Einführungsfahrt mit dem M3 zu Spielbeginn, auch in jedem weiteren Rennen permanent eure Fahrweise und bewertet diese unmittelbar während des Rennverlaufs.

Dafür gibt es am oberen Bildschirmrand eine Leiste im übrigens überaus stylischen, weil perspektivisch angeordnetem dafür aber etwas überfrachteten HUD. Eine Leiste die gewissermaßen eure beste und eure schwärzeste Seite widerspiegelt. Wenn ihr sauber eure Runden auf der Ideallinie dreht, Bestzeiten für euch verbucht und Lackaustausch vermeidet, gibt es Punkte für Präzision. Boxt ihr euch dagegen brutal durchs Fahrerfeld, landen die gleichen Punkte auf dem Aggressionskonto. Warum EA das saubere Fahren im Windschatten allerdings als aggressive Handlung und das wilde Driften durch die Kurven unter Präzision einordnet, darf zwar diskutiert werden, dem Funktionsprinzip tut das jedoch keinen Abbruch.

Das Tolle an diesem System ist nämlich, dass ihr so, zunächst einmal unabhängig davon wie erfolgreich ihr die Wettbewerbe bestreitet, auf jeden Fall in der Karriere vorankommt. Denn egal ob ihr nun als Pistensau alles aus dem Weg rammt was auch nur annähernd nach Rennauto aussieht, oder ob ihr in professioneller Manier souverän eure Bahnen zieht, für beides werdet ihr mit Punkten belohnt, die dann später neue Events, Wagen und Teile freischalten.

Schrauben für Anfänger

Spieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt RealismusSpieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt Realismus  Zoom Ein weiteres bedeutendes Element in der Welt von Need for Speed ist das Tuning, ein Feature, welches die Serie über die Jahre gewissermaßen adoptiert hat. Doch schon in Need for Speed 4, das zu einer Zeit herauskam als man sich noch nicht dumm dabei vorkam den Untertitel mit "Brennender Asphalt" ins Deutsche zu übersetzen, gab es eine ähnliche Funktion. Aber erst 2003 machte sich NFS Underground den ganzen Reiz einer ausgeprägten Individualisierung zu Nutze. Danach wurde das aufwendige System von Spiel zu Spiel zurückgeschraubt und daran hat sich leider auch mit dem neuen Teil nichts geändert.

Ja es gibt Tuning in NFS SHIFT, aber nein es bietet keinen echten Mehrwert sondern ist lediglich Mittel zum Zweck. Durch das an dieser Stelle etwas unlogisch gegliederte Menü habt ihr Zugriff auf den Upgrades-, Optik- und Tuning-Bereich. Im Upgrades-Fenster könnt ihr Performancepakete für die verschiedenen Aspekte eures Wagens, also Leistung, Fahrverhalten, Bremsen und so weiter, kaufen. Neben einer Hand voll zusätzlicher Leistungsverbesserungen, wie einem Rennsportauspuff und einer Gewichtsoptimierung, gibt es hier außerdem Pakete mit Karosserieanbauten und verschiedenen Cockpitupgrades für das Interieur.

Spieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt RealismusSpieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt Realismus  Zoom Im Optikbereich könnt ihr dann eigene Lackierungen mit Aufklebern verzieren oder individuelle Felgen aufziehen. Blöderweise kann man die Aufkleberanordnung nicht von einer auf die andere Fahrzeugseite kopieren, was unnötig viel Arbeit für ein eigentlich sehr simples, eigenständiges Design bedeutet. Noch nerviger wird es bei der Auswahl der Karosseriekits, von denen es ohnehin nur drei Stück für jedes Modell gibt und die sich auch nicht mehr länger per Autosculpt-Feature individuell anpassen lassen. Zu allem Überfluss könnt ihr das Design der Kits allerhöchstens erahnen, weil die dämlichen Menüs euch praktisch die gesamte Sicht versperren. Solche Fehler sollten eigentlich in einer Qualitätskontrolle auffallen.

Die Zeiten des Auslebens der ganz großen Individualität sind also definitiv vorerst vorbei. Stattdessen liefert Slightly Mad aber ein umso umfangreicheres Setupmenü, welches unter dem Begriff Tuning zu finden ist, bemerkenswert viele Einstellungen ermöglicht und unerfahrene Spieler sogar mit Audiokommentaren bei der Wahl des Setups unterstützt.

Bad Boys

Spieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt Realismus Nicht nur bei der Steuerung, auch in Sachen KI, scheint die Zielvorgabe für die Entwickler ein Maximum an Spektakel gewesen zu sein, denn auch die KI bringt uns ordentlich ins Schwitzen. Positiv ausgedrückt könnte man sie als besonders aktiv bezeichnen, doch irgendwie endet fast jeder Kontakt mit den Kontrahenten für uns in der Mauer. Zartbesaitet sind die Computergegner jedenfalls nicht. Aber immerhin schonen sich die bis zu 15 anderen Wagen, die mit euch auf der Strecke unterwegs sind, auch gegenseitig nicht. Sie hängen Stoßstange an Stoßstange in eurem Windschatten, drängeln, setzen zum Überholen an und halten dann in aller Regel auch gnadenlos rein.

Dabei geht natürlich auf öfter mal einer von ihnen quer und dann wird es richtig problematisch oder auch unterhaltsam - wie man es nimmt. Natürlich sorgen spektakuläre Crashs mit einem ganzen Mob von Fahrzeugen für tolle Bilder, aber wenn man selbst in der letzten Runde unter einer Lawine anderer Wagen begraben wird und der Sieg durch die Lappen flutscht ist das mehr als ärgerlich. Diese Problematik potenziert sich sogar, wenn man ohne Fahrhilfen unterwegs ist und sowieso schon damit zu kämpfen hat auf der Strecke zu bleiben.

Die Grasstreifen neben der Strecke sind so widerspenstig, wie in kaum einem anderen heutigen Rennspiel, sodass man nicht nur gigantisch viel Geschwindigkeit abseits der Strecke verliert, sondern anschließend auch noch mit einem wild hüpfenden, völlig aus der Kontrolle geratenen Wagen wieder zurück auf den Asphalt fliegt und dort kracht es dann meistens so richtig. Notbrems- und Ausweichmanöver scheinen nicht gerade zur Fahrschule der künstlichen SHIFT-Intelligenz zu gehören. Spätestens hier dürfte jedem klar sein, dass NFS SHIFT kein einfaches Spiel ist, so oder so.

Sanfte Gewalt

Spieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt Realismus Weniger Anteil am unausgewogenen Spielablauf hat dagegen das Schadensmodell, denn das agiert relativ unauffällig. Zwar setzt SHIFT seine Crashs durch hübsche Unschärfeeffekte, die eure Sicht so wie bei einem angeknocktem Boxer verschwimmen lässt, gekonnt in Szene, doch sobald sich der Schleier lichtet und der Blick wieder aufklart, muss man feststellen, dass außer einem lauten Knall eigentlich kaum etwas passiert ist. Eine wegfliegende Motorhaube und Beulen-Texturen, sowie markante Risse in den Scheiben sind dann auch schon optisch das Höchste der Gefühle, das das Schadensmodell zu leisten im Stande ist. Immerhin beginnt der Wagen nach mehreren heftigen Unfällen auch irgendwann in eine Richtung zu ziehen.

Mit dieser Vorstellung bleibt das neueste Need for Speed aber insgesamt in Sachen Schäden auf gebührendem Respektsabstand hinter seinen beiden Vorgängern ProStreet und Undercover. Und auch die PC-Version von SHIFT, mit welcher wir auf der Gamescom schon einige Zeit verbringen konnten, beinhaltete deutlich gröbere Verformungen der Karosserie, mit Ausnahme der Fahrgastzelle, welche sich die Hersteller nach wie vor als unantastbare Intimzone vorbehalten, als es diese in die PS3-Verkaufsversion geschafft hat.

Das alte Lied

Spieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt RealismusSpieletest: Need for Speed SHIFT - Letzte Ausfahrt Realismus  Zoom Vielleicht war es ja auch eine von der Technik beeinflusste Entscheidung, das Schadensmodell so zu kastrieren, denn so unbestreitbar hübsch NFS SHIFT auch ist, so scheint es doch einmal mehr ein Need for Speed am Limit der technischen Umsetzung zu sein. Um es ganz kurz und schmerzlos zu machen: auch SHIFT ruckelt. Es ruckelt beileibe nicht mehr so heftig und so oft wie sein direkter Vorgänger Undercover, aber es ruckelt auch und eben auch so, dass es hin und wieder den Spielablauf stört. Es sieht ganz einfach so aus, als wenn Slightly Mad die angepeilten 30 Bilder pro Sekunde nicht permanent sufrechterhalten kann, denn insbesondere wenn viele Wagen zugleich auf dem Schirm sind und dann noch kapitale Unfälle hinzukommen stockt das Ganze spürbar.

Manchmal sinkt die Framerate aber auch einfach nur so ganz kurz ab, wenn man gerade mitten im Anbremsen auf eine Spitzkehre ist, ohne dass andere Wagen in unmittelbarer Nähe sind. Einen echten Geschwindigkeitsunterschied kann man erst im Einzelzeitfahren verbuchen. So ärgerlich die kleinen, fiesen Ruckler manchmal auch sind, so aufwendig ist dafür aber auch die Grafik, die der Titel auf den Bildschirm bringt. Als Entschädigung taugen schon die absolut sehenswerten Cockpit-Ansichten inklusive frei beweglicher Sichtsteuerung per rechtem Stick. Zudem sorgen Effekte wie ein Unschärfefilter, der bei höherer Geschwindigkeit das Interieur verschwimmen lässt und stattdessen den Fokus des Blickfelds in der Ferne schärfer stellt, für ein cineastisches Erlebnis der Extraklasse.

Auch Freunde der Außenansicht kommen dank animierten 3D-Publikum, gewohnt guten Rauchschwaden und den vielleicht heißesten Auspuffflammen seit es diese in Rennspielen gibt, auf ihr Kosten. Leider ruckelt auch hier ab und an etwas, nämlich die Lackspieglungen der Boliden, die mit dem ansonsten famosen Geschwindigkeitsgefühl nicht ganz Schritt halten können.

Großmaul

Ein ruhiger Zeitgenosse ist NFS SHIFT weiß Gott nicht geworden, aber wer hätte das auch erwartet, schließlich zählten die diversen Vorgänger zu den absoluten Referenzkandidaten, wenn es um Motorengeräusche ging. Dieses Prädikat lässt sich auch für SHIFT uneingeschränkt ausstellen, allerdings macht der Titel auch keinen Hehl daraus, wie stolz er auf seine Klanggewalt ist. Im Vergleich zu anderen Rennspielen könnte man den Fernseher oder die Anlage eigentlich gut ein paar Stufen leiser stellen und würde immer noch von der unbändigen Lautstärke umgehauen, eigentlich.

Darüber hinaus gibt es wieder zahlreichen lizenzierte Musikstücke die die Rennen ebenfalls begleiten, während in den Menüs Boxenfunkausschnitte und etwas Hintergrundbeschallung zu hören ist.

Fazit:

Wenn man es mal ganz nüchtern betrachtet ist den Slightly Mad Studios jetzt mit SHIFT genau das Spiel gelungen, das ProStreet vor zwei Jahren schon sein wollte. Ein frisches, neues, realistischeres Need for Speed, das sich von vielen alten Gewohnheiten abwendet und sich anschickt spielerisch in eine andere Liga aufzusteigen. Doch auch wenn SHIFT die Altlasten des Franchise erfolgreich hinter sich lässt, kann es sich nicht direkt auf eine Stufe mit den etablierten Konsolen-Sims hieven.

Grundsätzlich wären die Voraussetzungen dafür mit der leistungsfähigen Fahrphysik und der opulenten Optik sogar gegeben, doch es hängt ganz einfach an der Umsetzung, die zwar ebenfalls deutlich sauberer ausfällt als bei den letzten Auswüchsen, aber noch nicht Top-Niveau erreicht, was die unausgegorene Steuerung, sowie die letztendlich nicht ganz saubere Grafik belegen. Bleibt die Frage, ob alteingesessene NFS-Fans die neue Identität akzeptieren. Das wird die Zeit zeigen, aber aus subjektiver Sicht lässt sich auf jeden Fall sagen, dass SHIFT das beste und auch aufregendste Need for Speed-Game seit Jahren ist, wenn auch auf eine völlig andere eigene Art und Weise.



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