Spieletest: MotoGP 10/11 - Alles realistischer, neuer und besser? - News

MotoGP 09/10 ist gerade einmal ein Jahr her, da schickt Publisher Capcom auch schon die n�chste Version an den Start. Passend zum Saisonbeginn der realen WM ist das neue Videogame MotoGP 10/11 nun erh�ltlich und muss sich im Review beweisen.

Spieletest: MotoGP 10/11 - Alles realistischer, neuer und besser? ZoomAls Capcom vor gut einem Jahr sein neues MotoGP-Projekt an den Start brachte waren wir eigentlich davon ausgegangen, dass der Publisher hier zum Wohle der Qualit�t und damit auch zu dem von uns Gamern auf den sonst im Sportbereich �blichen Jahresturnus verzichten und stattdessen nur alle zwei Jahre ein neues Spiel auf den Markt bringen w�rde, schlie�lich hie� der Vorg�nger ja auch MotoGP 09/10 und hatte somit G�ltigkeit f�r gleich zwei komplette MotoGP-Saisons. Das Versprechen, die offiziellen Daten zur 2010er Saison per kostenfreiem DLC nachzuliefern, wurde seitens Capcom tadellos eingehalten.

So kam es schon etwas �berraschend, dass Capcom und das Entwicklerstudio Monumental Games jetzt schon - fast auf den Tag genau nur ein Jahr sp�ter - das n�chste MotoGP-Videospiel ver�ffentlichen. Seit dem 18. M�rz steht MotoGP 10/11 bei den H�ndlern und so haben wir uns nat�rlich abermals mit der Frage konfrontiert gesehen, wie viele Verbesserungen oder gar echte Innovationen man in so kurzer Zeit �berhaupt in ein Videospiel integrieren kann.

Bew�hrtes Konzept

Am Grundkonzept hat sich jedenfalls kaum etwas ge�ndert. Warum auch, schlie�lich verf�gt das Spiel nicht nur �ber die obligatorischen Rennmodi, wie Meisterschaft, Einzelrennen und Zeitfahren, sondern auch �ber einen tiefg�ngigen Karrieremodus, der viele Aspekte abseits der Rennstrecke einbezieht und eine voll ausgestattete Mehrspielerabteilung, dazu aber sp�ter mehr. Wer den durchdachten Arcademodus des Vorg�ngers sucht, der findet diesen neuerdings unter dem Namen Herausforderungsmodus.

Spieletest: MotoGP 10/11 - Alles realistischer, neuer und besser? Zoom Im Auslieferungszustand bietet MotoGP 10/11 also erst einmal die alten Daten der abgelaufenen 2010er Saison, erst im Sommer wird dann wie gehabt der aktuelle Datensatz per kostenlosem Download nachgeliefert. Ansonsten gibt es inhaltlich eigentlich nur eine einzige Neuerung zu vermelden und das ist die Tatsache, dass sich nun jederzeit ein zweiter Spieler in eine bestehende Karriere einloggen und man so als Teamkollegen im Splitscreen-Modus gemeinsam auf die Piste gehen kann. F�r diejenigen die schon den Vorg�nger ihr Eigen nannten, werden au�erdem zu Beginn ein paar Goodies als Dankesch�n freigeschaltet.

Feinarbeiten?

Ganz gro�e Neuerungen sucht man also vergebens, doch welche Verbesserungen gibt es denn im Detail? Nun erstaunlicher- und auch bedauerlicherweise gibt es gleich mehrere Stolpersteine die sich mit in den 10/11er-Jahrgang geschlichen haben, wobei diese eigentlich so offensichtlich sind, dass das schon wieder eine absolute Verharmlosung ist. An erster Stelle steht da das Problem wie im Arcade- beziehungsweise nunmehr Herausforderungsmodus der Zeitablauf gehandhabt wird. Seid ihr zu langsam und ist die Zeit abgelaufen, k�nnt ihr theoretisch direkt weiterfahren, weil das Spiel euch, �hnlich wie in einem klassischen Jump-and-Run mehrere "Leben" gibt. Alles was ihr daf�r tun m�sst ist die Starttaste zu dr�cken.

Spieletest: MotoGP 10/11 - Alles realistischer, neuer und besser? Zoom Bis ihr das aber tun k�nnt, bremst euch das Spiel erst einmal in aller Seelenruhe bis zum Stillstand ab. In dieser Zeit kommt die Konkurrenz nat�rlich n�her und wenn wir dann endlich den Button dr�cken k�nnt, steht man mitten in der Schusslinie, was ihr an der Stelle durchaus w�rtlich nehmen d�rft. Wenn die KI mit einem m�rderischen Geschwindigkeits�berschuss von hinten ankommt, wird man gnadenlos abgeschossen. Genau das gleiche Problem haben wir schon im Review zu MotoGP 09/10 moniert. Dass so ein gravierender Fehler quasi zum zweiten Mal niemandem aufgefallen sein soll, ist eigentlich nicht zu glauben. Also gehen wir mal davon aus, dass dieses Feature, nennen wir es einmal so, tats�chlich so gewollt ist. Aber wenn es ein Feature und kein Bug ist, dann ist es - mit Verlaub - ein selten d�mliches.

Rowdys der Rennstrecke

Apropos d�mlich. Das ist leider eine recht treffende �berleitung zur k�nstlichen Intelligenz des Spiels. Die Herren CPU-Fahrer agieren in der Regel sehr robust, was sie, wenn schon nicht als d�mlich, doch zumindest als stur und besonders hartn�ckig qualifiziert. In Kurven wie auf Geraden wird kr�ftig gerangelt und geschubst. Letztes Jahr war das noch in Ordnung, weil bei der konsequenten Arcade-Ausrichtung St�rze ohnehin die Ausnahme waren, aber dieses Jahr l�sst das Spiel auf Wunsch ein deutlich sensibleres Fahrverhalten zu und dann landet man �fter als es einem lieb sein kann auf dem Hosenboden der Lederkombi.

Spieletest: MotoGP 10/11 - Alles realistischer, neuer und besser? Kommt es so weit, zeigt sich eine weitere unausgegorene Funktion namens R�cksetztassistent in all ihrer Durchschnittlichkeit. Um nicht wie im Herausforderungsmodus mitten im Get�mmel abgesetzt zu werden - soweit sehr l�blich - wird man lieber genau auf der Grenze zum Gr�nstreifen entlassen, h�ngt also fast immer direkt danach wieder im Gras fest und kann ohne Traktionskontrolle kaum beschleunigen, zumal die Fl�chen abseits des prim�ren Asphaltbandes in MotoGP 10/11 auch noch die nervige Angewohnheit haben einen k�nstlich einzubremsen.

Und noch etwas funktioniert nicht immer so wie es sollte. Die Rede ist hier von den Markierungen der Ideallinie. Wie gehabt k�nnt ihr w�hrend des gesamten Spielverlaufs Prestige-Punkte sammeln um euren Statuslevel zu erh�hen und so im Spiel voranzukommen. Unter anderem geht das durch das perfekte Fahren auf der Ideallinie und das funktioniert normalerweise so: Das Spiel setzt auf dem Kurvenverlauf drei Tore, welche die optimale Linie markieren und passiert werden m�ssen um Punkte zu kassieren. In MotoGP 10/11 funktioniert das aber nicht immer reibungslos. Manchmal ert�nt zwar der passende Sound, aber die Punkte werden nicht verbucht, manchmal bekommt man Punkte obwohl die Tore knapp verpasst wurden und nicht selten verschwinden die Tore einfach so, obwohl man sich mitten auf der Ideallinie bewegt.

Mehr Realismus

Spieletest: MotoGP 10/11 - Alles realistischer, neuer und besser? Zoom Zumindest in Sachen Fahrphysik scheinen die Programmierer die zw�lf Monate gut genutzt zu haben, denn wo MotoGP 09/10 sich mit reinrassiger Arcade-Rennerei begn�gte, offeriert der Jahrgang 10/11 nun immerhin zahlreiche Optionen f�r erfahrene Rennspieler um mehr Realismus zu entfesseln. Es gibt nun deutlich mehr Einstellungsm�glichkeiten, um den Realismusgrad zu justieren. Neben Traktionskontrolle und ABS kann man nun auch die Gewichtsverlagerung des Fahrers manuell steuern und zus�tzliche Hilfen, wie Bremsautomatik und einen Anti-Wheelie-Schutz, hinzu- oder abw�hlen.

Komplett von diversen Assistenten befreit, entfaltet sich ein deutlich vielf�ltigeres und herausfordernderes Fahrverhalten als im direkten Vorg�nger. High-Sider stehen zwar nicht unbedingt an der Tagesordnung, sind aber zumindest tats�chlich m�glich und insbesondere aus langsamen Kurven heraus ist ein gef�hlvoller Gasfu� gefragt. Viel Gef�hl braucht man aber auch deshalb, weil das Spiel nachwievor eine relativ sensible Lenkung besitzt die schwierig zu dosieren ist und gleichzeitig auch vergleichsweise wenig Feedback vermittelt wie weit am Limit man sich bewegt. Vibrationseffekte gibt es n�mlich nur auf den Randsteinen und dahinter zu sp�ren.

Gro�veranstaltung

Spieletest: MotoGP 10/11 - Alles realistischer, neuer und besser? Zoom Mit seinem verbesserten Handling kommt MotoGP 10/11 nat�rlich besonders den vielen alten Hasen unter den Fans von Motorradrennspielen entgegen und ein leistungsf�higer Mehrspielerbreich sorgt daf�r, dass ihr eure F�higkeiten auch angemessen miteinander messen k�nnt. An einer Konsole sind immerhin zwei Spielerduelle im Splitscreen m�glich. In ein Online-Rennen passen dagegen satte 20 Spieler auf einmal. Allerdings muss man anmerken, dass das die Vorjahresversion auch schon konnte und es auch dar�ber hinaus keine erheblichen Erweiterungen auf dieser Ebene gibt.

Au�er den grundlegenden Wahlm�glichkeiten, also automatisches Matchmaking oder eine Session nach eigenen Vorgaben zu suchen beziehungsweise aufzusetzen, gibt es keine weiteren Spielmodi, was schon ein bisschen merkw�rdig erscheint, immerhin hat sich Monumental Games doch im Einzelspielermodus so viel M�he gegeben das reine Rennfahren zu erweitern. Ebenfalls wieder mit dabei und eine weitere St�rke des Spiels ist das umfangreiche Ranglistensystem, dem keine schnelle Runde entgeht.

Schnelllader

Spieletest: MotoGP 10/11 - Alles realistischer, neuer und besser? Zoom Gerade in technischer Hinsicht ist eine derart kurze Entwicklungszeit nat�rlich eine nicht unerhebliche Hypothek und so ergibt sich, auch wenn sich der Look des Spiels schon deutlich gewandelt hat, qualitativ gesehen kein wesentlicher Unterschied zum Vorg�nger. MotoGP 10/11 sieht einfach etwas seri�ser aus, als sein vielleicht etwas allzu bunter, poppiger Vorl�ufer. Nachwievor geh�rt das Geschwindigkeitsgef�hl zu den St�rken. Ebenfalls erfreulich sind die beinahee rekordverd�chtigen Ladezeiten. Schon ohne die optionale Installation auf der PS3 HDD dauert der Sprung vom Men� ins Rennen nur wenige Sekunden.

Mit Installation geht es nat�rlich nochmal schneller, aber, dass es so schnell geht, daf�r gibt es nat�rlich einen Grund und den sieht man eigentlich permanent, n�mlich in der Texturqualit�t. W�hrend Asphalt, Gras und Kies im Stand noch relativ hoch aufgel�st wirken, verwischt dieser Eindruck in Bewegung unter dem allzu wirkungsvollen Unsch�rfefilter. Die Texturen der Lederkombis und Bikes, von Werbetafeln und auch den Landschaften neben der Strecke sind dagegen von Grund auf eher langweilig und nicht selten grob aufgel�st.

Spieletest: MotoGP 10/11 - Alles realistischer, neuer und besser? Zoom Immerhin kann man MotoGP 10/11 im direkten Vergleich mit seinem Prequel eine erh�hte Tiefensch�rfe attestieren. Die Dreckeffekte, die nach einem Ausritt ins Gr�ne auf der Mattscheibe kleben bleiben, sind aber immer noch sehr grobk�rnig und damit eher unansehnlich.

Alles Neu

Auf Seiten der Soundkulisse gibt es zwei Neuigkeiten zu vermelden. Zum einen hat man anscheinend den Synchronsprecher, der uns nunmehr professionell durch das Spiel begleitet und mit Rat und Tat zur Seite steht, ausgetauscht. Damit f�llt die Betonung dieses Mal zwar deutlich seri�ser aus, inhaltlich macht das aber im Grunde keinen Unterschied, weil die Texte exakt gleich geblieben sind. �hnlich l�sst sich der Soundtrack zusammenfassen, der zwar mit frischen Songs best�ckt wurde, aber vom Stil her genau in die gelbe Kerbe schl�gt wie im vergangenen Jahr.

Das allein w�re nicht schlimm, schlie�lich passen die Elektro- und House-Beats wirklich gut zum Geschehen auf dem Bildschirm, es ist nur schade, dass Freunde anderer Musikrichtungen noch immer nicht auf eigene MP3s zur�ckgreifen k�nnen. Was die Motorensounds angeht, lassen sich keine deutlichen Ver�nderungen heraush�ren, aber zumindest das l�cherlich klingende Reifenquietschen bei Vollbremsungen ist verschwunden. Insgesamt wirkt der Sound dieses Mal eine ganze Ecke gediegener und erspart sich die meisten der Peinlichkeiten die im Vorjahr noch zum einen oder anderen unfreiwilligen Lacher gef�hrt haben.

Fazit:

Fassen wir zusammen und greifen einmal unsere eingangs aufgestellte Frage, wie viel Innovation innerhalb eines Kalenderjahres �berhaupt machbar ist, exemplarisch anhand von MotoGP 10/11 auf. Die Spielmodi: Quasi deckungsgleich mit denen des Vorjahres. Der Arcade-Modus hei�t jetzt anders und die Karriere kann man jetzt mit einem Freund auch via Splitscreen bestreiten. Die Technik: Neue, etwas realistischere Farbgebung und minimale Optimierung der Bildqualit�t, sowie frische Sprachausgabe und Hintergrundmusik. Die Spielmechanik: Erlaubt sich immer noch den ein oder anderen Fauxpas, insbesondere KI und R�cksetzassistent sollten dringend �berarbeitet werden.

Die einzige richtig gro�e Ver�nderung zum Vorg�nger findet unter der Haube statt, im Fahrverhalten. Die Physik erlaubt nun viel mehr Rutscher und Bewegungen im Fahrverhalten und macht das Racing so gerade f�r erfahrene Rennspieler viel interessanter. Dabei sei aber auch erw�hnt, dass MotoGP 10/11 deswegen noch lange keinen neuen Ma�stab f�r Motorradsimulationen setzt. Dennoch k�nnte das stark verbesserte Handling so gerade bei den viel versprechenden Online-Rennen mit bis zu 20 Fahrern und nat�rlich in Kombination mit den neuen Saisondaten f�r die entscheidende Motivation sorgen.

Da ist es also wieder, das gef�rchtete Jahres-Update. Trotz verhei�ungsvollem Doppelnamen verf�llt Monumental Games hier doch zumeist dem allj�hrlichen Trott und schiebt nur wenige Verbesserungen, die wertvollste davon definitiv das Fahrverhalten, nach. Und so lautet die Frage, die man sich als MotoGP-Fan stellen muss, ob einem das den vollen Preis wirklich wert ist, insbesondere, wenn man schon im Besitz des Vorg�ngers ist.