ZoomIn Sonys Online-Shop, dem PlayStation Network, oder kurz PSN, tummeln sich ja schon mehrere Spiele-Klassiker aus allen Epochen der multimedialen Unterhaltungselektronik. Nun steuert auch Konami einen seiner alten Schätze bei. Den Arcade-Automaten-Klassiker GTi Club haben die kleinen Wellen von den verstaubten Archiven des japanischen Publishers bis in Sonys hochmoderne Netzwerk-Plattform getragen, wo es nun für 12,99 Euro zum Download auf die PS3-Festplatte angeboten wird.
Denn sie wissen, was sie tun
Für die Portierung dieses Arcade-Urgesteins hat man sich bei Konami für die professionelle Hilfe des in Sheffield, England ansässigen Entwicklers Sumo Digital entschieden. Die Briten kennen sich sowohl mit Rennspielen, als auch mit typisch japanischen Games bestens aus, zeichneten sie doch schon für diverse PSP-Umsetzungen von Codemasters Race Driver-Reihe, sowie für die Wiederbelebung eines anderen großen Arcade-Titels verantwortlich. Für SEGA brachte man schon den Klassiker OutRun in neuere Zeiten und jetzt also der Sprung mit GTi Club vom Spielautomaten direkt auf die PlayStation 3. Doch die alles entscheidende Frage ist natürlich, ob auch der Spielspaß konserviert werden konnte.
Zumindest der ursprüngliche Inhalt hat es unbeschadet vom Automaten auf die Konsole geschafft. Und so macht man damals wie heute die virtuellen Straßen Monte Carlos mit einem von fünf Rallye-Youngtimern unsicher. Diese fünf fahrenden Legenden sind der Golf I GTI, der Mini Cooper, der Renault 5, der FIAT A 112 Abarth und der unvergessene Lancia Delta. Mehr als diese fünf Wagen gibts aber es nicht, was zugegebenermaßen nicht gerade viel Abwechslung verspricht, aber zumindest gibt es für jedes Modell noch eine Hand voll verschiedener Lackierungen, die freigeschaltet werden können.
Mal dir dein Auto
Zoom Und wer mit den Spezial-Lackierungen a la Polizei-Dress nichts anfangen kann, der kann zum Lack-Editor greifen und eine Außenhaut ganz nach seinen eigenen Vorstellungen entwerfen. Neben einem großen Paket an verschiedensten Grundfarben und aufwendigen Effektlackierungen gibt es vor allem jede Menge Aufkleber und Vinyls zur Verschönerung der eigenen Karosserie. Von den klassischen Rennstreifen, Nationalflaggen und Rennstickern, über Tribals bis hin zum gruseligen Totenkopf, gibt es eine reiche und breite Auswahl an Aufklebern für jeden Geschmack. Mit dem leistungsstarken Tool lassen sich die Eye-Catcher gezielt an Motorhaube, Flanken, Dach und Heck platzieren und individuell anpassen.
Je nach Geschmack und Intention könnt ihr die Elemente frei drehen und die Größe anpassen. Selbst spiegeln lassen sie sich. Doch ein Wermutstropfen hat sich doch ins sonst so nette Werkzeug eingeschlichen. Pro Karosserieteil kann man nämlich nur jeweils eine Schicht aufbringen. Das heißt, ihr müsst euch entscheiden: Stolz die eigene Nationalflagge auf der Motorhaube zur Schau tragen oder doch lieber die Gegner mit dem Piratenschädel einschüchtern? Mehrere Objekte auf einem Anbauteil zu platzieren geht nicht. Mit den komplizierten Kunstwerken, wie sie verschiedene Vollpreis-Spiele bieten, kann GTi Club+ also nicht mithalten.
Am Puls der Zeit
Zoom In Sachen Umfang mag GTi Club+ also vielleicht noch in einer längst vergessenen Zeit spielen, aber die Entwickler haben nicht vergessen sich auch einige Errungenschaften der heutigen Technik zu Nutze zu machen. Damit konkret gemeint ist der Mehrspieler-Modus, der nämlich nunmehr über die Online-Leitung läuft und Matches für bis zu acht Spieler ermöglicht. Neben den normalen Rennmodi gibt es außerdem eine Art Deathmatch-Modus. Im Bomben-Rennen wird zu Beginn per Zufallsgenerator einem Spieler eine symbolische Bombe zugelost und danach beginnt natürlich die große Jagd.
Während jener Unglücksrabe versucht die Bombe durch gezieltes Rammen anderer Wagen loszuwerden, verstecken sich eben diese anderen Spieler in den winkeligen Gassen Monte Carlos. Wer die Bombe bei Ablauf der Zeit sein Eigen nennt, hat verloren und fliegt in die Luft. Während der Online-Rennen werden übrigens nicht nur Voice Chats übers Headset sondern auch Emoticons per Playstation-Eye Kamera unterstützt. Hier könnt ihr vorher bestimmte Emotionen aufnehmen, die dann im Spiel passend eingeblendet werden können. Einziger Wehrmutstropfen: Einen Splitscreen Modus für Duelle an einem Bildschirm gibt es nicht.
Old School-Navigation
Zoom Das Abbild Monacos ist ein nicht gerade riesiger Spielplatz, aber ein verwinkelter und durchdachter ist es umso mehr. Das ohnehin schon kleine Fürstentum wurde, wie in einem Zeichentrickfilm, komprimiert und zusammengequetscht, sodass ein wahres Micky Maus-Labyrinth entstand. Natürlich erhebt diese Interpretation der französischen Riviera keinen Anspruch auf Echtheit oder Originalität, authentisch ist es aber allemal. Vor allem ist das Gewirr aus Prachtalleen, engen Gassen und alpinen Serpentinen spielerisch höchst wertvoll, denn GTi Club+ ist kein gewöhnlicher Arcade-Renner.
Je nachdem für welchen der drei Schwierigkeitsgrade ihr euch entscheidet, gibt das Spiel entweder einen einfachen Streckenverlauf in Form eines Leitplankenkanals vor oder lässt euch, auf den schwierigeren Stufen, völlig freie Hand bei der Wegfindung. Dann liegt es an euch die schnellste Route durch das chaotische Straßengewirr mit all seinen Hindernissen, Gegenverkehr inklusive, zu finden. Technische Hilfen, wie etwa Navi-Pfeile oder Ähnliches, gibt es natürlich keine. Alles, was euch dabei hilft nicht vom rechten Weg abzukommen, ist eine gute alte Mini-Karte.
Kurvenhatz
Zoom Wenn eine Meute wild gewordener Kompaktwagen mit hirnlos überhöhter Geschwindigkeit durch Straßen rasen die geschätzte zwei Meter breit sind, dann geht dabei natürlich nicht immer alles glatt. In der Hektik des Gefechts sind unerwünschte Berührungen, sei es mit Banden oder Gegnern schnell passiert. Doch wo bei modernen Rennspielen ein kompliziertes Schadensmodell zum Einsatz kommt, gilt in GTi Club+ nur eine, quasi die goldene Arcade-Regel: Jeder Kontakt kostet Zeit. Die Lenkungen der kleinen PS-Protze sind äußerst direkt, weswegen sehr spätes Einlenken möglich und auch nötig ist, um richtig schnell unterwegs zu sein. Die Wahl des richtigen Einlenkpunkts ist also essentiell.
Nur einen Augenblick zu früh und statt der perfekten Rennlinie findet ihr unsanft die innere Bande. Seid ihr dagegen nur einen Hauch zu spät, schleift ihr an der äußeren Begrenzung durch die Biegung. Und auch auf der Gerade sollte man natürlich tunlichst jede Berührung mit den Leitplanken vermeiden, denn das können im Endeffekt die ein oder zwei Stundenkilometer sein die den Unterschied machen. Beim Anbremsen auf die unzähligen engen Ecken gilt es dann mutig die richtige Mischung aus gefühlvollem, normalen Bremsen und heftigen Zerren an der Handbremse zu finden und so das Heck kontrolliert aus der Bahn und um die Kurven zu werfen.
Haste ´nen Hänger?
Zoom Wer das Rennen auf allen drei Schwierigkeitsgraden für sich entscheiden will, muss fehlerfrei, perfekt fahren. GTi Club+ ist eben nach wie vor ein echtes Arcade-Game: Easy to learn, hard to master. Grundsätzlich eine sehr begrüßenswerte Eigenschaft, jedoch sollte man sich als Neuling auf diesem Gebiet auch auf einige Übungsstunden gefasst machen, denn um das Zusammenspiel aus Dauer-Vollgas, ultradirekter Lenkung und permanentem Handbremsen-Gezerre zu perfektionieren, braucht es seine Zeit. Denn obwohl die Kollisionsabfrage messerscharf und damit super sauber und fair ist, bleibt man doch öfter als es einem lieb sein dürfte an den Streckenbegrenzungen hängen.
Grund dafür ist die ungemein direkte Lenkungsübersetzung im Zusammenspiel mit den vergleichsweise langen Wegen des PS3-Analog-Sticks. Dieser lange Aktionsradius sorgt normalerweise dafür, dass man seine Eingaben deutlich feinfühliger und genauer skalieren kann. In GT5 Prologue zum Beispiel kann man so mit nur halb oder zu einem Viertel eingeschlagenen Stick für jede Kurve den richtigen Radius finden. In GTi Club+ verhält sich das freilich etwas anders. Die meisten Kurven des Spiels sind ohnehin so eng, dass sie nur mit vollem Lenkeinschlag zu nehmen sind und so kommt es, dass es nicht so sehr darauf ankommt wie viel man lenkt, sondern vielmehr es zur richtigen Zeit zu tun.
Buntes Treiben
Wie es sich für einen waschechten Arcade-Renner gehört fällt die Farbgebung des GTi Clubs äußerst intensiv aus. Das glänzende Rot eines Mini Cooper, vor der malerischen Kulisse Monte Carlos, mit den grünen Palmen, beigen Gebäuden und dem azurblauen Mittelmeer im Hintergrund wirkt optisch wie aus einem Guss - und wie eine perfekte Kopie des Klassikers, wenn auch mit einer entscheidenden Veränderung. Die grobschlächtigen Pixel der Automaten-Ära hat GTi Club+ auf der PlayStation 3 dank 720p freilich hinter sich gelassen.
Und auch sonst kann sich die Optik für ein Downloadspiel absolut sehen lassen. Der Lack der Rallyeboliden spiegelt die Umgebung naturgetreu und volumetrische Schatten hüllen die gesamte Spielwelt in ein realistisches Gewand. Die Umgebung ist ausreichend gut modelliert und bisweilen verzücken nette Details, wie umher stehende und später auch umher fliegende Café-Tische, Reifenstapel oder Blumenkübel das Auge des geneigten Zockers. Und auch die Wagen selbst lassen kein Detail vermissen. Allenfalls eine Cockpitperspektive sucht man vergeblich, doch bei einem derart hektischen Gameplay wäre diese wohl ohnehin unbrauchbar. Viel wichtiger ist dagegen, dass die schicke Grafik auch überwiegend flüssig bleibt.
Fazit:
Mal wieder hat Sumo Digital ganz Arbeit geleistet und einen weiteren Racing-Klassiker vor der ewigen Verdammnis in einer dunklen Ecke irgendeines Archives bewahrt. GTi Club+ ist die gelungene Reinkarnation des Automaten-Klassikers aus den 1990ern für die PS3. Das Spiel bewegt sich sowohl bei der Optik als auch bei der restlichen Technik, nicht zuletzt dem Online-Modus, auf der Höhe der Zeit und verpackt alle klassischen Inhalte und Werte in ein aktuelles Gewand. Mit "nur" fünf Wagen und einer Spielumgebung ist GTi Club+ gewiss kein Umfangsmonster, aber eben ja auch kein Vollpreisspiel, sondern ein Download-Dessert für Zwischendurch. Und genau dafür taugt es mit seinem rasanten Gameplay und den neuen Online-Möglichkeiten besser als jemals zuvor.
+ 26.12.2008 DS
