Spieletest: Colin McRae DiRT 2 - Unverschämt schmutzig

Viel ist nicht gerade im Rallyegenre los, aber immerhin gibt sich der Meister die Ehre. Codemasters zündet mit Colin McRae: DiRT 2 die nächste Evolutionsstufe seines neuen Rallyekonzeptes, was bei Fans und Kritikern gleichermaßen hohe Erwartungen schürt - ausführlicher Testbericht

Spieletest: Colin McRae DiRT 2 - Unverschämt schmutzigNoch vor ein paar Jahren tummelten sich eine ganze Horde von Games im attraktiven Rallye-Genre. Dieser Konkurrenzkampf brachte so großartige Spiele, wie WRC Rally Evolved, Richard Burns Rally und natürlich die verschiedenen Ableger des Colin McRae-Franchises hervor. Das war in den Jahren 2004 und 2005. Nicht einmal ein halbes Jahrzehnt später scheint das Genre wie leer gefegt. Die Evolution Studios entwickeln lieber an ihrem fiktionalen Offroad-Franchise MotorStorm und der schwedische Entwickler Warthog, der einst mit RBR Sim-Fans entzückte, hat längst mehrfach den Eigentümer gewechselt und besteht in de damaligen Form praktisch nicht mehr. Nur einer, der hat sie alle überlebt und ist immer noch da, obwohl sein Namensgeber mittlerweile vor ziemlich genau zwei Jahren, viel zu früh, das Licht der Welt verlassen hat: Colin McRae.

Der schottische Rallyeweltmeister und Sympathieträger, der 2007 bei einem tragischen Hubschrauberabsturz ums Leben kam, firmiert auch post mortem weiter als Gallionsfigur für seine eigene, sehr erfolgreiche Rennspielserie, die nun mehr als 10 Jahre im Markt vertreten ist und die meiste Zeit davon auch die Spitze stellte. Vom klassischen, reinen Rallye-Rennspiel früherer Tage hat sich die Reihe, die seit jeher unter der Regie von Codemasters entwickelt und vertrieben wird, hingegen schon mit der vorigen Ausgabe verabschiedet. Mit Colin McRae DiRT, 2007 noch in enger Zusammenarbeit mit dem Altmeister persönlich entwickelt, verlagerten die Macher erstmals den Fokus der Serie vom realistischen an die FIA-Weltmeisterschaft angelehnten Rallyesport in Richtung verschiedener anderer, kleinerer und neuerer Trends in der Rallyewelt.

Dieser Sinneswandel kam weiß Gott nicht bei allen, vor allem nicht den alteingesessenen Fans der Serie, gut an. Zu wenig normale Rallye, zu simples Fahrverhalten und zu viel optischer Schnickschnack, waren die Hauptkritikpunkte der Colin McRae Rallye-Veteranen. Dann wollen wir doch mal überprüfen, ob Codemasters ein Ohr für seine Fans hat.

Willkommen in meiner Welt

Spieletest: Colin McRae DiRT 2 - Unverschämt schmutzig Zumindest beim Inhalt können wir jedoch direkt alle Hoffnungen, der Altmeister würde sich wieder an seine Ursprünge erinnern, zerstreuen, aber schließlich heißt das Game ja auch DiRT 2. Als direkter Nachfolger legt also auch DiRT 2 großen Wert auf viel Abwechslung und nutzt so ziemlich jede Nische des Rallyegeschäfts für seine breitere Modipalette aus. So bestehen vielleicht maximal zwanzig Prozent des Gameplays in der DiRT-Tour, dem Karrieremodus, aus normalen Punkt-zu-Punkt-Rallyeetappen.

Die restliche Zeit entfallen auf die weiteren Spielmodi mit den Namen Landrush, Trailblazer, Rallyecross und Raid. Während Raid und Rallyecross auch in der Realität ein Begriff sind, bedürfen Landrush und Trailblazer aber wohl einer kurzen Erläuterung. Übersetzt bedeutet Landrush nichts anderes als Rundkurs-Rennen mit den Rallye-Raid-Fahrzeugen und Trailblazer eine weitere Abwandlung von normalen Rallyeetappen mit deutlich höherer Durchschnittsgeschwindigkeit und stärker modifizierten Wagen, wie sie zum Beispiel bei Bergrennen, wie dem legendären Pikes Peak in den USA, eingesetzt werden. Zusätzlich gibt es übrigens noch ein paar kleine Gameplay-Modifikatoren, wie das Gate-Crasher-Zeitrennen und Team-Wettbewerbe.

Spieletest: Colin McRae DiRT 2 - Unverschämt schmutzig Zusammengefasst wird das Ganze unter dem Dach der DiRT 2-Welt-Tour, die euch zu so außergewöhnlichen Locations wie der kroatischen Adria-Küste, dem Dschungel Malaysias oder den Häuserschluchten inmitten von Tokios Stadtteil Shibuya bringt. Insgesamt gibt es acht Locations, die alle mit ihren eigenen optischen wie auch spielerischen Eigenheiten aber dafür meistens nur mit einer Hand voll Streckenlayouts aufwarten können. Und die Auswahl wird auch bei den Fahrzeugen nicht viel üppiger. Zwar gibt es mit den verschiedenen Evolutionsstufen Mitsubishis und den Imprezas aus dem Hause Subaru die üblichen Verdächtigen, die man in einem Rallyegame erwartet, aber mit fünf bis zehn Wagen pro Kategorie gibt sich DiRT 2 eher sparsam.

Extraklasse

Das alles und noch viel mehr erlebt ihr im aufwendig dekorierten Karrieremodus von DiRT 2. Das Game schafft mit seiner komplett animierten 3D-Benutzeroberfläche schon im Menü einen Fluss der seinesgleichen sucht. Das Hauptmenü ist zweigeteilt in das Innere eures Wohnwagens und den Platz davor, auf dem euer aktueller Wagen parkt, die Mechaniker fleißig ihrer Arbeit nachgehen, Fahnen sich geschmeidig im Wind wiegen und die Fans in Massen vorbeiströmen.

Spieletest: Colin McRae DiRT 2 - Unverschämt schmutzig Auch wenn die Übersicht ein bisschen darunter leidet, ist das in Ingame-Grafik gehaltene Menü ein echter Hingucker mit seinen stilvollen Kamerafahrten und nahtlosen Übergängen von der Auswahl eines Events und des Wagens die sanft in eine kurze, mit interessanten und witzigen Statistik-Anekdoten gefüllte Ladezeit fließt und schließlich wieder aus ihr heraus direkt an den Start überblendet.

Die Menüoberfläche verteilt sich komplett in einer opulenten 3D-Umgebung, die zum einen Teil aus dem Inneren eures Tour-Trailers und zum anderen aus einem Außenbereich besteht, der sich sogar immer dem aktuell gewählten Austragungsort anpasst. Sämtliche Menüpunkte sind mit kleinen Kamerafahrten verbunden, die selbst dem puren Navigieren durch die Benutzeroberflächen einen unglaublichen Fluss verleihen. Für diese fantastische Präsentation hätte DiRT 2 eigentlich einen Oscar verdient.

Eines für alle

Spieletest: Colin McRae DiRT 2 - Unverschämt schmutzigSpieletest: Colin McRae DiRT 2 - Unverschämt schmutzig  Zoom Zweiter großer Mangel an Colin McRae: DiRT war, dass für viele Gamer zu simple Fahrverhalten, welches Codemasters mit Rücksicht auf die breitere potenzielle Käuferschicht des DiRT-Konzeptes dem Spiel verordnet hatte. Etwas überraschend ist, dass die Macher auch bei DiRT 2 gegen den allgemeinen Genretrend auf ein eingleisiges Fahrmodell setzen. Den Schwierigkeitsgrad von DiRT 2 kann man so nur durch das Anpassen der Gegnerintelligenz und des Schadensmodells feintunen. Gleichzeitig müsst ihr in den höheren Schwierigkeitsstufen auch mit weniger Rückblenden auskommen, die DiRT 2 dank der EGO-Engine von seinem indirekten Vorgänger Race Driver: GRID adaptiert hat. Dadurch könnt ihr jederzeit die letzten 30 Sekunden des Spiels zurückspulen, um verheerende Fehler zu korrigieren.

Aber zurück zum Fahrverhalten: Weil Codemasters eben nur ein Fahrverhalten für alle seine DiRT 2-Gamer anbietet, dürfte jedem klar sein, dass dabei insgesamt nur ein Kompromiss die Folge sein kann. Aber es gibt eben gute und schlechte Kompromisse, der den DiRT 2 gefunden hat, gehört definitiv zu den Besseren, wenn nicht sogar Besten. Natürlich ist DiRT 2 ein gutes Stück entfernt von einer reinrassigen Sim, was man zum Beispiel daran merkt, dass die Gripunterschiede zwischen den einzelnen Bodenbelägen relativ klein ausfallen.

Spieletest: Colin McRae DiRT 2 - Unverschämt schmutzigSpieletest: Colin McRae DiRT 2 - Unverschämt schmutzig  Zoom Trotzdem wird schon etwas gezielte Arbeit am Lenkrad verlangt, um richtig stilvoll um die Kurse zu driften. Beim Anbremsen rutscht man nicht selten ein wenig über die Vorderräder, was sich, in ganz engen Kehren, auch durch kurzes Zucken mit dem nervösen rechten Daumen an der Handbremse stilecht in blitzsauberes Power-Übersteuern umwandeln lässt. Gegenpendler lassen sich dank der superexakten und sehr gefühlvollen und trotzdem eher direkten Lenkung größtenteils gütlich vermeiden, was auch gut so ist, denn eine Traktionskontrolle oder andere Fahrhilfen kann man bei DiRT 2 lange suchen. Hier gelingt Codemasters auf konventionelle Weise eine blitzsaubere Mischung aus Anspruch und Einsteigerfreundlichkeit.

Lass knacken

Dass man bei Codemasters mit dem DiRT-Konzept eher auf die breite Masse denn auf die kleinere, sim-orintierte Kundschaft setzt, kann man auch am Schadensmodell des Spiels ablesen. Optisch haut DiRT 2 in bester Autoverwertermanier ordentlich auf den Putz. Es gibt praktisch nichts, was hier nicht zu Bruch geht. Nicht nur Anbauteile der Karosserie, wie Stoßstangen, Motorhauben und Türen verformen sich massiv, auch Teile der Rahmenkonstruktion im Frontbereich und an der Heckpartie erhalten eine neue Formsprache. Nur die Fahrgastzelle bleibt unangetastet. Das Allerbeste an der ganzen Verschrottungsorgie ist aber nicht die schiere Menge der Beschädigungen sondern vielmehr die Tatsache, dass kaum ein Crash die gleichen Folgen nach sich zieht wie der andere.

Also große Klappe aber nichts dahinter? Nicht ganz, denn rein theoretisch könnte das DiRT-System auch so ziemlich alle physikalischen Folgen problemlos darstellen, denn schließlich besteht weiterhin die Möglichkeit mit ganz brutalen Kollisionen direkt mit einem Totalschaden auszuscheiden. Wer dagegen nur hin und wieder eine Bande küsst kommt meistens gänzlich ohne irgendwelche Beeinträchtigungen davon. Erst nachdem man mehrmals kräftig die gleiche Seite seines Wagens malträtiert hat, beginnt der Wagen in eine Richtung zu zerren oder die Motorleistung etwas abzubauen.

Endlich Online

Ein nicht unerheblicher Mangel an der ersten DiRT-Ausgabe war auch der unzureichende Mehrspielermodus. Auch hier hat Codemasters, wie versprochen, nachgebessert und unterstützt nun richtige Rennen mit Kollisionsabfrage und allem Drum und Dran für bis zu acht Spieler gleichzeitig. Ein Splitscreen-Modus für mehrere Spieler an einem System ist dafür nicht mit an Bord.

Ästhetik pur

Spieletest: Colin McRae DiRT 2 - Unverschämt schmutzigSpieletest: Colin McRae DiRT 2 - Unverschämt schmutzig  Zoom DiRT 2 ist das inzwischen dritte Codemasters-Rennspiel für die aktuelle Konsolengeneration. Dementsprechend zeigt die aktuellste Version der hauseigenen EGO-Engine auch der Konkurrenz deutlich wo der Hammer hängt. DiRT 2 lässt sowohl in Sachen Polycount, als auch Texturauflösungen und ebenso bei den Effekten die Muskeln spielen und das Verblüffendste dabei ist, wie scheinbar leichtfüßig das alles einhundertprozentig flüssig auf den Schirm projiziert wird. Wie bereits erwähnt sorgen hohe Polygonraten für detaillierte Landschaften und originalgetreu nachgebildete Fahrzeugmodelle inklusive opulenter Cockpitansichten.

Allein so trocken sieht DiRT schon richtig gut aus, aber dann kommen ja noch die zahlreichen Spezialeffekte, die sich hier sozusagen die Klinke in die Hand geben. Auf den Autos glänzt das obligatorische Environment Mapping, in Echtzeit berechnete Schatten huschen geschwind über die rasenden Karossen, die stilecht von jubelnden 3D-Menschenmengen angefeuert werden, während vielfältige Farb- und Lichtfilter die Szenerie in ein fast schon romantisches Schauspiel verwandeln.

Spieletest: Colin McRae DiRT 2 - Unverschämt schmutzig Diesem ganzen Spektakel wird dann nur noch von den schlichtweg göttlichen Wassereffekten die Krone aufgesetzt. Die Wasserlöcher auf der Strecke durchziehen bei Durchfahrt unruhige Wellen, an den Seiten eures Boliden steigen mannshohe Wassersäulen empor und der Monsun, welcher auf eurer Windschutzscheibe landet, versperrt euch für den Bruchteil einer Sekunde den Blick auf die Strecke vollkommen, bis die Wassermassen kurze Zeit später fast schon anmutig von den perfekt animierten Scheibenwischern aus dem Weg geräumt werden. Technisch gibt es nichts, aber auch wirklich gar nichts, zu bemängeln an diesem Spiel. DiRT 2 ist mit Abstand die neue Referenz.

Wooohoooo

Auch beim Sound lässt es DiRT 2 ordentlich krachen. Die Motorensounds und Spezialeffekte könnten zwar Gamern die bereits einige Stunden mit den Vorgängern DiRT und GRID verbracht haben bekannt vorkommen, kommen aber nach wie vor glasklar rüber. Auch der Soundtrack mit seinen weit über vierzig lizenzierten Songs reiht sich nahtlos in die gelungene Soundkulisse ein, mit treibenden Songs von Künstlern wie The Walkmen, Bloc Party, den Queens of the Stone Age und nicht zuletzt Rise Against, geht es in DiRT 2 direkt nochmal mehr richtig vorwärts.

Weil auch das geniale Eigennamen-Feature aus GRID seinen Weg in den neuen Rallye-Offroad-Ableger gefunden hat, baut DiRT 2 zudem eine engere Bindung zum Spieler auf, denn so sprechen euch sogar die diversen Stars der neuen Rallyeszene, wie BMX-Altmeister Dave Mirra, die Motocross-Legende Travis Pastrana oder aber auch Drift-König Tanner Foust, die sich ebenfalls in der DiRT 2-Welttournee tummeln, mit eurem Vornamen oder neuerdings auch mit einem Kosenamen an. Professionelle Sprecher sorgen dafür, dass keiner der zahlreichen Dialoge im Spiel peinlich klingt. Wie schon bei Grafik und Design, gibt sich DiRT 2 also auch beim Sound keine Blöße und erreicht so fast schon selbstverständlich leicht, wahrhaftige Perfektion in Sachen Präsentation.

Fazit:

Was soll man dazu sagen? Was Codemasters mit Colin McRae: DiRT 2 abliefert ist, mit himmelweitem Abstand, das am besten produzierte und sauberste Rennspiel das seit langer Zeit in meiner PS3 seine Runden gedreht hat. Diese unglaubliche Maßarbeit sorgt dafür, dass das Spielkonzept sich voll entfalten und wirken kann. In DiRT 2 jagt ein Adrenalinrausch den nächsten und das alles ohne den fast schon üblichen Schnickschnack, wie hochtrabende Unschärfe-Filter, Nitro-Boosts, Power-Ups oder sonst irgendwelche Geschmacksverstärker. Selbst ein mehrgleisiges Fahrmodell spart sich der Titel und hat es, wie wir nun feststellen konnten, auch gar nicht nötig.

DiRT 2 hat den idealen Mix aus Realität und Spielbarkeit gefunden, sowohl beim Handling, als auch in Sachen Schadensmodell und KI, die im Übrigen sensationell feinfühlig agiert und reagiert. Garniert wird das Ganze dann durch die perfekte Präsentation, den fetten Sound und eine Grafikqualität mit Seltenheitswert. Und da ist es tatsächlich geschehen, Codemasters hat mich, doch noch mit seinem DiRT-Konzept überzeugt und zwar vollends.



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