Spieletest: Blur - Neustart mit Umwegen

Bizarre Creations, die Erfinder der Project Gotham Racing-Reihe sind von Microsoft ins Activision-Lager gewechselt und haben sich für ihr neues Projekt, den Power-Up-Racer Blur, richtig Zeit gelassen. Was dabei herausgekommen ist, verrät unser Test.

Spieletest: Blur - Neustart mit UmwegenSpieletest: Blur - Neustart mit Umwegen  ZoomLange Jahre spendeten Bizarres Creations ihr Talent ausschließlich den Xbox 360-Gamern. Mit satten vier Spielen der Project Gotham Racing-Reihe markierten die Briten immer wieder die Racing-Referenz auf den Microsoft-Plattformen. Doch nun ist Schluss damit, denn der Exklusivvertrag zwischen Bizarre und Microsoft ist ausgelaufen und so lässt das Traditionsstudio den Software–Riesen mitsamt der PGR-Reihe hinter sich und segelt von nun an unter der Flagge von Activsion Blizzard in neue Gewässer.

Ein echter Neustart also für das erfahrene Team aus Liverpool, das mit Blur seit Jahren nicht nur mal wieder ein neues Konzept aus dem Boden stampfen musste, sondern dieses auch erstmals für mehr als nur eine Plattform umzusetzen hatte. Eine spannende Frage wird also auch sein, wie sich Bizarre als ausgewiesener Xbox 360-Spezialist auf der PS3 verkauft, die wir zum Test herangezogen haben. Des Weiteren werden wir in den folgenden Zeilen aber natürlich auch klären, wie viel PGR noch in Blur steckt und wie sich der Titel im harten Konkurrenzkampf der Arcade-Racer untereinander schlägt.

Echt unecht

In Sachen Inhalt macht Blur jedenfalls so schnell keiner was vor. Mit satten 55 Wagen und unzähligen Streckenkombinationen ist das Spiel in jedem Fall gut bestückt und das Beste kommt noch. Eher untypisch für einen Arcade-Power-Up-Racer, aber eben typisch für Bizarre Creations, handelt es sich sowohl bei Autos als auch bei den Schauplätzen um echte oder zumindest nach echten Vorbildern erstellte Spielinhalte. Klangvolle Städtenamen wie New York, Los Angeles, San Francisco, Tokio oder Barcelona laden zum Verweilen ein. Doch mit den auf Hochglanz polierten Prachtstraßen, wie wir diese über Jahre in Project Gotham Racing unter die Räder genommen haben, haben diese Pisten nicht mehr viel gemein.

Spieletest: Blur - Neustart mit Umwegen Die Strecken in Blur sind viel breiter ausgelegt als ihre indirekten Vorfahren und verlaufen nicht selten in zwei oder drei alternativen Routen. Und statt Rodeo Drive und Regent Street gibt es nun nicht selten die LA Docks und den Londoner Arbeiterbezirk Hackney zu bestaunen. Ähnlich breit und wild gefächert ist die Fahrzeugauswahl. Neben sportlichen Hot Hatches, wie dem Focus RS oder Renault Megane Sport, erschwinglichen Sportwagen, wie dem Nissan 350Z oder dem aktuellen Chevi Camaro und sündhaft teuren Exoten a la Audi R8 und Ford GT, gibt es auch allerhand skurrile Kisten, wie den guten alten Käfer, der hier immer noch läuft, den dicken Offroad-Altmeister Land Rover Defender oder aufgemotzte Vans an denen wohl auch das A-Team seinen Spaß hätte.

Von strahlenden Lichtern und jubelnden Fans

Im Zentrum von Blurs Einzelspielermodus steht die Karriere, oder besser die Karriere ist Blurs Einzelspielermodus und zwar der Einzige, denn eine traditionelle Schnellauswahl für Einzelrennen nach eigenem Gusto gibt es nicht. Dafür ist der Karrieremodus, der wie eine herkömmliche Arcade-Leiter aufgebaut ist und aus zehn einzelnen Stufen besteht, sehr durchdacht und vielschichtig, auch wenn es mit dem normalen Rennen, Kontrollpunktrennen und Zerstörungs-Events im Prinzip nur drei Renntypen gibt. Die Tiefgängigkeit holt sich Blur durch seine breiten und intelligenten Aufgabestellungen innerhalb dieser Rennen.

Spieletest: Blur - Neustart mit Umwegen Grundsätzlich gibt es zwei Hauptziele im Karrieremodus: Lichter sammeln und Fans für sich gewinnen. Lichter gibt es abhängig von der erreichten Platzierung. Für den ersten Platz fünf, für den zweiten vier und der dritte bekommt immerhin noch drei. Habt ihr eine bestimmte Anzahl an Lichtern verdient, wird die nächsthöhere Leiterstufe freigeschaltet. Die Fans dagegen sind verantwortlich dafür, dass neue Wagen den Weg in eure Garage finden. Fans gewinnt ihr während der Rennen durch möglichst spektakuläre Fahrweise. Das heißt also: Driften, Rammen und natürlich jede Menge Power-Ups einsetzen. Zusätzlich gibt es in jedem Rennen mindestens ein weiteres Fan-Ziel das Extra-Fans einbringt.

Erreicht ihr die Fanvorgaben und Ziele der Rennen, winken Extra-Lichter. Aber auch das war noch längst nicht alles. Denn in jeder der zehn Stufen gibt es weiterhin zusätzliche Herausforderungen nebenbei die rennübergreifend bewältigt werden können beziehungsweise müssen. So verlangt das Spiel zum Beispiel x Mal Gegner mit dem Stoß auszuschalten, so und so viel Meter zu driften oder ganz einfach nur verschiedene Autos einzusetzen, um das Endgegner-Rennen zu öffnen. Denn am Ende jeder der zehn Stufen steht ein Boss-Gegner, den ihr im direkten Duell abservieren müsst. So ähnelt die Blur-Karriere-Leiter fast ein bisschen der Blacklist aus dem NFS-Klassiker Most Wanted. So viel Aufwand wie EA seinerzeit betreibt Bizarre dann aber doch nicht für seine Charaktere. Weil die noch nicht einmal Synchronstimmen haben, bleiben sie ziemlich anonym und sind eigentlich überflüssig.

Doppelte Arbeit = doppelter Spaß

Spieletest: Blur - Neustart mit Umwegen Bis man also sämtliche Missionsziele der Einzelspielerkarriere erreicht hat werden einige Stunden vergehen und wer dann immer noch nicht genug hat schwenkt rasch in den Mehrspielerbereich von Blur ein, der vielleicht für viele Gamer der noch größere Anreiz sein dürfte. Allerdings beginnt man auch hier wieder bei null und muss sich nach und nach ein Rangsystem hinaufarbeiten um alle Rennevents und Wagen freizuschalten. Außerdem gibt es im Mehrspielerbereich noch zusätzliche Modifikatoren, die sich nach euren eigenen Vorlieben einstellen lassen und so zum Beispiel mehr Fans oder eine erhöhte Leidensfähigkeit eures Wagens mit sich bringen.

Online bietet Blur eigentlich alles was das Herz begehrt, denn mit bis zu 20 menschlichen Gegnern gleichzeitig auf der Strecke ist brutal was los und Voice Chat ist natürlich auch mit an Bord. Darüber hinaus könnt ihr das Spiel aber auch noch direkt mit den Social-Network-Diensten von Facebook und Twitter verknüpfen, sodass automatisch Kurzmitteilungen über euren Ingame-Fortschritt erstellt werden. Aber auch für gepflegte Partyabende hat Bizarre Creations vorgesorgt und einen Splitscreen-Modus mit satten 4 Spielern integriert.

Die Macht der Symbole

Als waschechter Arcade-Racer legt Blur weniger Augenmerk auf ein akkurates Fahrverhalten und holt sich seinen spielerischen Tiefgang lieber durch die taktische Anwendung der insgesamt acht Power-Ups. Acht unterschiedliche Power-Ups klingt jetzt erst einmal nach nicht besonders viel, aber die taktische Vielfalt ermöglicht Blur dadurch, dass man jeweils drei davon zur gleichen Zeit tragen kann. Will heißen, idealerweise hat man also ein Angriffs-Power-Up, wie zum Beispiel den Shock-Stoß, eines für die Verteidigung, wie zum Beispiel die Mine, und ein Reparatur-Icon in seinem Arsenal. Man kann aber natürlich auch nur offensive oder defensive Power-Ups tragen, je nachdem ob man eben in Führung ist oder aufholen muss.

Spieletest: Blur - Neustart mit UmwegenSpieletest: Blur - Neustart mit Umwegen  Zoom Der Wechsel zwischen den einzelnen Power-Ups erfolgt per Tastendruck, was in ganz engen Gefechtssituationen aber manchmal zu Konfusionen führen kann indem man dann nämlich in aller Hektik die falschen Power-Ups einlöst. Aber das System hält noch weitere taktische Kniffe bereit. So kann man beispielsweise fast jede Offensiv-Waffe auch nach hinten abschießen, entweder um Angriffe anderer Spieler abzuwehren oder Verfolger direkt anzugreifen. Dafür spielt übrigens der große Rückspiegel eine entscheidende Rolle. Ärgerlicherweise muss man dafür aber zusätzlich zur Feuer-Taste X auch noch den linken Analog-Stick, also die Lenkung, nach hinten ziehen. Umgekehrt kann man übrigens auch Minen eine kurze Distanz nach vorne abfeuern, wenn man gerade keine bessere Waffe zur Hand hat.

Aber auch das gelingt im Eifer des Gefechts nicht immer problemlos und das obwohl Bizarre eigentlich noch mehr als genug Buttons übrig gehabt hätte. Eine eigene Taste für den alternativen Feuermodus wäre die schönere Lösung gewesen.

Wer bremst verliert

Fahrerisch verlangt Blur dagegen in der Regel eher wenig von seinen Spielern, auch wenn - und das muss man den Entwicklern tatsächlich zu Gute halten - jeder Wagen tendenziell schon das Fahrverhalten seines Originals ganz ordentlich abbildet. Die beiden Allrad-Audis TT und S3 beispielsweise verfügen über so großen Grip, dass sie in schnell gefahrenen Kurven, was in Blur auf alle Kurven zutrifft, eher untersteuern. Wagen mit Heckantrieb dagegen, wie der 1er BMW oder das Muscle-Car Chevrolet Camaro SS, tendieren mehr zum Übersteuern und kommen abseits asphaltierter Wege schwer vom Fleck.

Spieletest: Blur - Neustart mit Umwegen Dennoch ist Blur natürlich weit weg von einer Hardcore-Simulation und das ist auch gut so, denn schließlich hat man mit den Power-Up-Kämpfen schon mehr als genug zu tun. Aber den Entwicklern aus Liverpool ist im Gros ein bemerkenswerter Kompromiss zwischen authentisch wirkendem Handling und Fahrbarkeit gelungen. Und dennoch kann einem das Spiel ab und an den letzten Nerv rauben, dann nämlich, wenn man es mit dem Driften ein wenig übertreibt. Selbst wenn man nur einen Hauch zu quer kommt, schreitet schon viel zu schnell der völlig übermotivierte Rücksetzassistent ein und lädt euch neu auf den Kurs, wohingegen solche Driftwinkel bei manch anderem Spiel gerade gut genug gewesen wären.

Grafik vom Feinsten

Spieletest: Blur - Neustart mit UmwegenSpieletest: Blur - Neustart mit Umwegen  Zoom Eigentlich hätte Blur schon im letzten Jahr das Licht der Verkaufsräume erblicken sollen, doch angeblich war Activision mit der seinerzeit vorgelegten Fassung nicht zufrieden und räumte den Machern, statt das Spiel einzustampfen, zusätzliche 9 Monate Zeit ein und das kann man sehen. Grafisch präsentiert sich Blur selbst auf der PS3 erstaunlich ausgereift und sauber. Dass Bizarre Creations die Xbox 360 im Griff hat, haben die Briten mit PGR 3 und 4 hinlänglich bewiesen, aber bei Blur glänzt auch der Sony-Stern hell am Grafik-Himmel. Das auffälligste Schönheitsmerkmal für die Blur-Optik ist ihre Makellosigkeit. Das Spiel läuft zu einhundert Prozent flüssig mit 60 Bildern in der 720p-Auflösung und produziert auch sonst keine Unsauberkeiten.

Spieletest: Blur - Neustart mit UmwegenSpieletest: Blur - Neustart mit Umwegen  Zoom Kein Kantenflimmern, kein zu spätes Textur-Aufpoppen, keine Pop-Ups von Objekten in der Ferne, alles wirkt wie aus einem Guss. Dazu kommen dann eben noch massig Polygone für 20 Fahrzeuge auf und eben für die Strecken selbst, die nicht selten in bester PGR-Tradition schicke Häuserfronten, bunte Werbetafeln und aufwendige Spiegelungen enthalten. Bäume wiegen sich im Wind, in 3D gerenderte Zuschauer jubeln vom Straßenrand zu, ab und an gibt es ein Feuerwerk oder andere Zusatzeffekte am Himmel zu bestaunen und die Power-Ups sind mit ihren dichten, bunten Effekten mindestens genauso spektakulär in Szene gesetzt wie die qualitativ einmaligen Wassereffekte der Regenpfützen.

Es beschleicht einen das Gefühl man könnte die Liste der Details, die in Blur stecken, fast unendlich fortführen, so gut und vor allem stimmig sieht der Titel inzwischen aus. Blur ist rein optisch wirklich nah an der Perfektion.

Wie in der Disco

Im Vergleich mit der Grafik zieht die Soundkulisse eindeutig den Kürzeren, wenn auch nur knapp, denn auch die auditive Gestaltung des Titels ist insgesamt sehr passend umgesetzt worden. Durch das Menü und die Einführungen leitet eine nette Dame die die Zwillingsschwester einer gewissen DJ Atomica sein könnte und ihren Text fehlerfrei und mit sicherer Tonlage wiedergibt. Dazu gesellt sich ein cooler Techno-, House-, Elektro-Soundtrackmix von bekannten Disc Jockeys aus aller Welt, den man - warum auch immer - allerdings erst manuell im Optionsmenü zuschalten muss. Wer auf andere Mucke steht, kann diese von der Festplatte streamen.

Den schwächeren Teil des Sounds bilden dagegen die Motorengeräusche die insgesamt zu unauffällig daherkommen. Selbst wirklich große auffällige Motoren, wie die der Viper, der V8-Kompressor des Ford GT oder der Small-Block im Camaro hinterlassen keinen bleibenden Eindruck im Ohr, brummen allenfalls sonor im Hintergrund mit.

Fazit:

Als ich vor knapp einem Jahr auf der GamesCom Blur das erste Mal persönlich antesten konnte, hatte ich so meine Bedenken, ob dieses Konzept der große Wurf für Bizarre Creations wird, immerhin hat das Studio mit MSR und PGR jahrelang Spiele im realistischen Milieu entwickelt und dafür seine Meriten erhalten. Ob das Konzept das Richtige ist, weiß ich immer noch nicht, aber das muss letztendlich auch jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist aber, dass die Umsetzung dieses Konzeptes mehr als nur blitzsauber und über jeden Zweifel gelungen ist.

Technisch wie spielerisch ist Blur absolut ausgereift und spürbar lange Zeit feinabgestimmt worden. Das Fahrverhalten wirft eine gelungene Brücke zwischen Authentizität und Zugänglichkeit, die Grafik ist ohne Worte einfach toll und der Mehrspielerbereich erste Sahne. Wer sich mit der auf den ersten Blick eigenwilligen Mischung aus realen Wagen und überdrehtem Power-Up-Gameplay anfreunden kann, bekommt nicht nur ein sehr gutes Rennspiel sondern auch richtig Gegenwert für sein Geld.



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