Freitag, 18. Dezember 2009 irgendwo mitten in Mailand. Draußen hat die eisige Kälte die lombardische Millionenstadt fest im Griff und vereinzelt finden auch ein paar Schneeflocken ihren Weg in die vorweihnachtliche Szenerie. Drinnen hingegen geht es deutlich heißer zu, denn diverse Games-Redakteure aus ganz Europa kommen bei den ersten Probefahrten mit dem neuen Superbike-Rennspiel von Entwickler Milestone und Publisher Black Bean Games mächtig ins Schwitzen.
Bevor die Mitarbeiter beim größten italienischen Entwicklerstudio in ihren wohlverdienten Weihnachtsurlaub gehen, präsentieren sie uns mit SBK X das Spiel auf welches sie nach eigenen Angaben seit nunmehr vier langen Jahren hingearbeitet haben. SBK-X soll all die Fortschritte in der Technologie sowie auch den gestiegenen Erfahrungsschatz des Teams widerspiegeln und endlich die Vision realisieren, welche die Motorsport-begeisterten Mailänder im Sinne hatten, als sie vor einigen Jahren die SBK-Lizenz akquirierten. Und wenn man das so hört beschleicht einen unweigerlich das Gefühl, dass die leidenschaftlichen Italiener dieses Projekt sehr ernst nehmen.
Schönheits-OP
Und das ist auch gut so, denn schließlich markiert SBK-X den größten Sprung der vor allem bei Simulationsfreunden sehr beliebten Rennspielreihe seit diese 2006 neu aufgelegt wurde. Milestone verordnet seinem Vorzeigeprodukt ein ganzes Bündel an Maßnahmen und Upgrades. Die Grundlage für diese Innovationen stellt die neue X-Engine dar. Nach mehreren Jahren mit der aktuellen Hardware-Generation ist der Grafikmotor nun endgültig gereift. Sehen kann man das zum Beispiel an den Bäumen und animierten Zuschauermengen am Wegesrand, die nun endlich den Sprung in die dritte Dimension geschafft haben, an verfeinerten Reifen-Texturen und einer Himmelstextur, deren Auflösung auf einen Schlag vervierfacht wurde.
Auf den ersten Blick vielleicht dagegen eher unauffällig, beim direkten Vergleich mit dem Vorgänger aber dafür umso offensichtlicher, zeigen sich die Verbesserungen im Beleuchtungssystem, welches die 30.000 Polygone der Bikes und 50.000 Polygone der Fahrer nun in ein viel lebendigeres Licht rückt. Besonders gut kann man diese Fortschritte im Replay- und im Orbit-Modus, einem Standbild mit frei beweglicher Kamera, begutachten. Hierbei sorgen außerdem neue Autofokus-Filter dafür, dass die Motorräder und die Rennaction im Vordergrund des Bildes scharf und so die unwichtige Hintergrundszenerie unscharf gestellt wird, was die Bilder fotorealistisch macht.
Qual der Wahl
Eine andere große Veränderung, die die Käufer von SBK-X im nächsten Mai auf keinen Fall übersehen können ist der komplett neu entwickelte Arcade-Modus. Das SBK-Franchise, das gemeinhin als beste Motorradsimulation auf dem Markt gilt, möchte nun auch weniger Frust-resistenten Gamern gefallen, die ganz einfach nur die Adrenalin-geladene Rennaction der SBK-WM erleben möchten ohne dafür erst eine Rennlizenz oder ein Diplom in Fahrdynamik ablegen zu müssen. Deswegen programmierten die Entwickler zusätzlich zur Simulations-Logik eine von Grund auf eigene Arcade-Fahrphysik, die lebensnah und einsteigerfreundlich zugleich ist.
Ferner modifiziert die Arcade-Einstellung nicht nur die Fahrphysik als solche, sondern auch den Spielablauf in bestimmten Bereichen. Nehmen wir zum Beispiel den Karriere-Modus, übrigens eine weitere große Neuerung für das kommende Jahr. Weil SBK-X erstmals neben der Superbike WM auch die beiden kleineren Superbike-Klassen Super-Sport und Super-Stock beinhalten wird, kann der Spieler hier sein virtuelles Alter Ego ganz nach seinen Vorstellungen gestalten und bei verschiedenen Teams anheuern, um sich so in der Superbike-Welt hochzuarbeiten. Während man also unter Sim-Bedingungen hart arbeiten muss, um Angebote aus einer höheren Klasse zu bekommen, wird das im Arcade-Modus deutlich schneller der Fall sein.
Feintuning bis zum Umfallen
Aber natürlich soll der Arcade–Modus kein Ersatz für die Simulation sein, sondern eine Ergänzung. Deshalb tüfteln die Mitarbeiter im Milestone-Büro an Mitteln und Wegen ihr Spiel auch weiterhin realistischer und besser zu machen. So wird zum Beispiel ganz aktuell die Federung generalüberholt, damit diese noch natürlicher wirken kann. Und dann hat man noch zwei weitere kleine Killer-Features im Köcher, denn neben der Evolving-Track-Technologie, die wir bereits in einem früheren Artikel vorstellen konnten, wird Milestone mit SBK-X auch das allererste Schadensmodell in einem Motorrad-Rennspiel einführen.
Evolving Track sorgt dafür, dass mit zunehmender Renndauer die Ideallinie durch den sich dort ablagernden Gummiabrieb schneller wird und macht dies auch grafisch sichtbar. Besonders spektakulär sieht das natürlich bei Regenrennen aus, wenn die Strecke sukzessive abtrocknet. Ebenso entfaltet auch das Schadensmodell nicht nur einseitig seine Wirkung sondern tritt sowohl optisch, als auch physikalisch in Aktion. Zu Kratzer-Texturen auf der Lederkombi des Fahrers gesellen sich nun ähnliche Texturen und auch Beulen an allen Bauteilen des Bikes.
Milestone und Black Bean Games haben sich für SBK-X wirklich mächtig ins Zeug gelegt. Publisher und Entwickler haben keine Kosten und Mühen gescheut, um das kommende SBK-Game zum Besten in einer langen Reihe hervorragender Motorrad-Rennspiele zu machen. Während sich langjährige Fans der herausfordernden Simulationen über viel Feinschliff an allen Ecken und Enden freuen dürfen, baut die separate Arcade-Fahrphysik Barrieren ab und erlaubt den schnellen Einstieg ohne große Umschweife und ohne dabei unglaubwürdig zu wirken.
Dank dem zusätzlichen Content durch den Karrieremodus und die zusätzlichen Bike-Kategorien wird SBK-X auch vom Umfang her richtig groß. Milestone scheint bestens gerüstet für die kommende Saison und auch wenn die spielbaren Versionen schon ziemlich rund liefen, werden wir uns wohl noch bis zum Mai 2010 gedulden müssen, bis SBK-X dann endlich in die Regale kommt.
+ 22.12.2009 DS
