ZoomDie reale 2012er Formel-1-Weltmeisterschaft ist bereits in vollem Gange und der Kampf um den Titel tobt so wild wie nie zuvor. Da wird es natürlich allerhöchste Eisenbahn, dass Codemasters auch den Start zur virtuellen Saison endlich freigibt, doch so weit wird es wohl doch erst im September sein. Langsam aber sicher wird es also ernst für Codemasters, zumal F1 2012 nunmehr der dritte Titel sein wird, seitdem die Briten vor einigen Jahren die wertvollste aller Lizenzen ergattert haben. Dementsprechend ist der zuständige Creative Director Stephen Hood recht zuversichtlich und rührt im Interview mit dem englischsprachigen Portal 'spong.com' schon einmal kräftig die Werbetrommel für das neueste Werk.
Wie im TV
Auffälligste Neuerung, wenn man Stephen Hood fragt, ist die Präsentation. Die soll sich näher an den TV-Übertragungen anlehnen und Hood betont, dass damit bewusst nicht die Casual Gamer oder diejenigen die nur ein beiläufiges Interesse am Motorsport haben ansprechen möchte: "Mit F1 2012 sagen wir, wenn du Racing-Games magst, wird dir dieses Game gefallen." Trotzdem verspricht er, dass F1 2012 niemanden einschüchtern wird, denn man wolle die Spieler an die Hand nehmen. In einer Einführungssequenz wird man dem Young Drivers Test in Abu Dhabi beiwohnen, der als eine Art Tutorial fungiert.
Am ersten Testtag stehen ein paar grundlegende Tests an, um sich mit der Steuerung des Boliden vertraut zu machen. Danach kann man jederzeit ins Hauptmenü wechseln um alle Modi des Spiels ausschöpfen. Wer freiwillig den zweiten Testtag absolviert bekommt Gelegenheit dazu sich tiefer in Reifen und Setup einzuarbeiten. Außerdem wird ein gutes Testergebnis mit besseren ersten Vertragsangeboten für den Karriereeinstieg belohnt. Während diese Veränderungen wohl doch eher Gelegenheitsspieler und Neueinsteiger ansprechen werden, dürfte das überarbeitete Wettersystem dafür ganz nach dem Geschmack der ambitionierteren Hobby-Piloten sein. Das System sorgt dafür, dass einzelne Streckenabschnitte noch trocken sind oder allmählich nasser werden, während woanders schon das Wasser steht.
Die Auswirkungen auf den Spielablauf sollen enorm sein, weil dadurch nun nicht mehr alle Fahrer gleichzeitig an die Box kommen sollen: "Das ist ein echtes Pokerspiel und macht das Rennen interessanter", fasst Hood zusammen.
Problem erkannt, Problem gebannt
Zoom Mit der Punkt, der bei den Fans in der Vergangenheit für die meisten Diskussionen sorgte, war die Federung der Boliden. Hood gelobt in diesem Bereich des Spiels Besserung: "Die Federung gibt uns jetzt wieder das Gefühl von F1 2010, wo die Spieler die Hochgeschwindigkeitskurven mit dem Vertrauen in den Abtrieb richtig attackieren konnten", sagt der Creative Director über das überarbeitete System. Das soll jetzt aber natürlich nicht heißen, dass hier einfach alles wieder auf Anfang gepolt wurde, denn Hood gesteht auch ein: "Diese Federung fühlte sich etwas zu starr an", was man in F1 2011 zu korrigieren versuchte, wobei jedoch das Heck etwas zu leicht geriet.
Die Federung Jahrgang 2012 soll nun beides sehr gut abbilden, den aerodynamischen Grip bei hohen Geschwindigkeiten und die Grenze des mechanischen Grips durch die Reifen bei langsamerer Fahrt. Nichtsdestotrotz gesteht der Creative Director auch ganz klar die Grenzen seines Spiels ein: "Es ging uns niemals darum etwas, wie iRacing zu machen, wo du 99 Prozent deiner Zeit damit verbringst dich einfach nur auf der Strecke zu halten." Gleichzeitig gesteht Hood zwar ein, dass auch diese Art Spiel seinen Reiz hat, so etwas aber für die jetzigen F1-Spiele schlichtweg nicht erreichbar ist. Man wolle absolut nichts vereinfachen, erklärt der Brite. Das Ziel sei lediglich, es Spielern zu ermöglichen dauerhaft mit dem Gamepad schnell zu fahren und natürlich ziele man auch darauf ab den Simulationsaspekt zu verbessern. Für richtige Simracer könnte F1 2012 also wieder zu sehr auf den Massenmarkt ausgerichtet sein, doch eine Neuerung die dieser Spielergruppe entgegenkommen dürfte gibt es. So wird es in F1 2012 möglich sein die Bremsbalance während der Fahrt zu verstellen, um beim Anbremsen der Kurven wertvolle Zehntelsekunden zu finden.
Seitenhieb aufs Genre
Angesprochen auf die Lage des Rennspiel-Genres insgesamt gibt sich Stephen Hood erstaunlich ernüchtert: "Ich finde Rennspiele zurzeit nicht besonders interessant", sagt der Brite über die Konkurrenz. "Ich habe das originale Need For Speed auf dem 3DO geliebt und das war das letzte Mal, dass ich wirklich ein Spiel dieses Franchises genossen habe", urteilt Hood, der die Authentizität vergangener Tage vermisst und resümiert: "Bei den heutigen Rennspielen geht es darum mit 360 km/h dem Verkehr auszuweichen während man irgendwelche Dinge überfährt und dafür Punkte bekommt. Es gibt einen Markt dafür, aber es ist nichts, was mich in irgendeiner Weise anspricht."
Das ist auch der Grund, warum Stephen Hood sein F1-Spiel viel lieber als Sport-Spiel im Geiste eines FIFA als denn als reines Rennspiel versteht: "Zu wissen, wann man Benzin und Reifen sparen muss, dass ist es, was für uns die Formel 1 ausmacht und das ist es, was unsere Spiele authentisch macht. Wir versuchen zu simulieren, wie es sich anfühlt Teil eines Rennens zu sein, anstatt nur einen F1-Boliden zu fahren."
Weniger Bugs und besserer Netzwerkcode
Zoom In Bezug auf den Mehrspielerbereich hat Hood durchblicken lassen, dass auch für F1 2012 wieder 16 Spieler aktiv ins Geschehen eingreifen werden können, verspricht aber durch Verbesserungen im Übertragungsprotokoll mehr Stabilität in den Online-Sessions. Das Thema Bugs geht man bei Codemasters nun intensiver an, als zuvor: "Bisher haben wir als ein Team am gesamten Spiel zusammengearbeitet und wenn Fehler auftraten, wurde die Entwicklung gestoppt bis diese ausgemerzt waren. Dieses Jahr haben wir eine Reihe von Teams, die alle an separaten Elementen des Spiels arbeiten, die permanent getestet werden und dann ins Spiel integriert werden, wenn sie eine Reihe von Tests bestanden haben."
Eine klare Absage erteilt Hood hingegen möglichen Interkonnektivitäten zwischen der PS Vita und PS3-Version des kommenden Spiels. "Wir machen die Spiele, die wir machen wollen und nicht jene, die die Marketing-Abteilungen von uns wünschen", lautet die klare Ansage des Creative Director dazu, der keinen echten Mehrwert für die Gamer darin sieht und die derartige Spielereien allenfalls als Aufhänger für das Marketing.
17 14.07.2012 DS
